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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0490
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Reichsstadt Regensburg

lust und füret damit auf die würzel aller wirklichen
sünde, auf die verderbte, menschliche natur oder
erbsünde.
De fine et usu legis.
Gott hat das gesetz der 10 gebot darumb itzo von
himel offenbaret, das gesetz der natur dadurch
widerumb anzuzünden und zu erkleren, welchs zu-
vor durch die erbsünde zum teil verloschen, zum
teil vertunkelt gewesen.
Und wil Gott, das es nu am ersten sei ein regel
eußerlicher zucht, tugent und untugent, beide für
böse und fromme, das eußerlich, bürgerlich leben
darnach anzustellen, darob er, Gott der Herr auch
selb halten wil mit strafen der untugend und belo-
nung der tugent alhie noch im zeitlichen leben, wie er
eben darzu auch hat verordnet vatter und mutter,
herren und frauen, geistlich und weltlich oberkeit,
ein jede mit ihrer strafe. Was aber dieselben nit tun
oder tun können, das tut er selb an obern und untern
und schickts in gemein, das das böse auch noch hie
an jedermann etlichermaßen gestraft und das gute
belonet wird.
Zum andern so wil Gott, das das gesetz auch sei ein
regel der gerechtigkeit gegen ihm, der wir menschen
gleichförmig sein solten mit eußerlichem und inner-
lichem leben und ganzem herzen, nun aber, so wir
das nit sein noch sein können, daran erkennen unser
sündlich, verderbte natur, Gottes gerechten zorn
und straf zeitlich und ewiglich, uns derhalben nach
der gnad und vergebung in Christo umbsehen.
Zum dritten wil Gott, das das gesetz noch weiter
sei ein regel des neuen gehorsams für die christen,
damit sie Gott und menschen dienen mit eußerli-
chem und innerlichem leben, ihre schwachheit und
unvolkommenheit noch erkennen und sich nach
dem ziel des volkommenen gehorsams, soviel sie
können und Gott gnad gibt, immerdar ausstrecken.
Entlich ist das gesetz ein feiner spiegel, darin man
siehet, was der mensch gewesen sei in der ersten
schöpfung, was er sei itzo nach dem fall und künftig
wider werden sol durch die erlösung in Christo.

Symbolum apostolorum.
Der ander teil unsers christlichen catechismi sind
die artikel des glaubens, im latein symbolum aposto-
lorum genant, das die aposteln, sie also selb, sollen
haben zusammengetragen, als ein regel ihrer predig,
glaubens der christen und lösung38 ihrer bekentnis,
darin eitel solche lere zu gewarten, welche mensch-
licher vernunft natürlich itzo nit bekant, sondern
uber und wider alle vernunft, allein aus sonderlicher
göttlicher offenbarung nur erkent und mit glauben
gefast, das ist: Gott darumb auf sein wort mus ver-
trauet werden.
So leren nu diese artikel fürnemlich zwei ding:
erstlich Gott erkennen in seinem wesen, was und wer
er sei. Darnach in seinen werken, darin er mit uns
handlet aus lautern gnaden und freiem willen, on
alles unser zutun und verdienst und nit nach dem-
selben unsern tun und verdienst, davon zuvor in den
10 geboten gesagt ist.
Partitio symboli.
Demnach werden die artikel des glaubens erstlich
geteilt in 3 teil, nach den dreien personen göttlichs
wesens und den dreien ihren gnadenwerken.
Prima pars
de persona Patris et creatione.
Aus dem ersten artikel lernen wir alhie erkennen
und bekennen einen eigenen, waren, allmechtigen,
ewigen Gott, eins einigen göttlichen wesens, unent-
licher weisheit, gerechtigkeit, macht, herrlichkeit
und in demselben einigen, göttlichen wesen die erst
person, den Vatter, und das erste gnadenwerk, die
schöpfung, wie nemlich der ewige Vatter von ewigkeit
ihm ein Son geboren, das andere aber, als himel und
erden, was sichtbars und unsichtbars darinnen ist,
auch engel und menschen nit von ewigkeit sei, son-
dern alles von Gott allein durchs wort aus nichts ge-
schaffen und, wie erschaffen, also auch noch da-
durch bestehet, versorgt und erhalten wird - die
sünde und den tod allein ausgenommen, welche von
Gott anfenglich nit geschaffen. Do aber die sünde

= Losung, Kennwort, Richtschnur (Schmeller 1,
1519).

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