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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0494
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Reichsstadt Regensburg

er sich im glauben schwach oder angefochten befin-
det, zum tische des Herrn hieher kome, seines lei-
dens und sterbens dabei gedenke, das ist: erinnern,
wie Christus sein leben in den tod gegeben, sein blut
vergossen hab zur vergebung auch der seinen sünde,
in ihm sein und wirken und mit sich in die ewige
seligkeit füren wölle, des zum zeugnis und aller ge-
wissesten pfand, er ihm da reichet denselben seinen
leib und dasselbig sein blut, darfür dann ein jeder
dem Herrn danken, sich alles gehorsams gegen ihm
befleißen und der liebe gegen andere christen als
lebendigen mitgliedern des einigen leibs der christ-
lichen kirchen unter dem einigen haupt Christo,
vleißig und ernstlich erinnern sol.
[4.] Ceremonien an feiertägen in der wochen,
daran man nit das abentmahl helt.
Morgens früe.
Erstlich wird die früepredig gehalten in beiden
kirchen, der neuen pfarre und zu S.Oswald, nicht
anders dann an jedem sontage.
Nach der predig fehet der wochner an: Deus, in
adjutorium [Ps. 70, 2] und, so der chor geantwortet
hat, intonirt der wochner die antiphon, so de festo
eine vorhanden, oder eine andere. Wird darauf von
beiden chören gesungen das deudsch Benedictus,
ein vers umb den andern.
Volgents lieset der wochner ein capitel aus einem
evangelisten nach gemeiner ordnung oder vom fest,
so dasselbig sein sonders hat, wie hernach davon zu
sehen, und, wo sichs schickt, wird allzeit das summa-
rium Viti darzu genommen.
Die lection beschleust der chor mit dem: Deo
gratias und singet den darauf das deudsch: Te
Deum laudamus zu beiden chören oder die witten-
bergisch letanei.
Weiter singt der wochner ein deudsch collecten
und die knaben das Benedicamus, der chor: Deo
gratias und zu lezt ein deudschen psalm oder ander
lied.

1 Siehe gleich nachher!
2 nämlich: Matthias (24. Februar), Philippus und, Ja-
kobus (1. Mai), Petrus und Paulus (29. Juni), Jako-
bus (25. Juli), Bartholomäus (24. August), Matthäus

Mittagspredig.
Die mittagspredig wird an gemeinen feiertägen
allein in der pfarre gehalten. An festen Christi1, da
man communionem helt, geschicht sie auch zu
S. Oswald in form und maß, wie an sontägen.
Vesper.
So ist auch ferner kein unterscheid der vesper
solcher feiertäge und der gemeinen sontäge.

[5.] Welche fest in unserer kirchen gefeiert
werden.
Uber die gemeinen sontäge werden mit verstand
christlicher freiheit gehalten:
Erstlich alle festa Christi:
Nativitatis mit den volgenden zweien tagen
[25.-27. Dez.],
Circumcisionis [1. Jan.],
Epiphaniae [6. Jan.],
Purificationis [2. Febr.],
Annunciationis [25. März],
Ostertag samt den zweien nachvolgenden tagen,
Ascensionis,
Pfingstag sampt den volgenden zweien tagen.
Zum andern werden gehalten alle aposteltage2.
Zum dritten: Johannis baptistae [24. Juni],
Michaelis archangeli [29. Sept.].
Und wiewol in unser stat die papisten viel mehr
feirn halten, als Georgii [23. April], Corporis Chri-
sti3, Mariae Magdalenae [22. Juli], Laurentii [10.
Aug.], Assumtionis Mariae [15. Aug.], Nativitatis
Mariae [8. Sept.], Omnium sanctorum [1. Nov.],
Martini [11. Nov.], Catharinae [25. Nov.], Nicolai
[6. Dez.], so haben wir sie doch zu feiern entlich
faren lassen4 und mit vorgehender, genugsamer er-
innerung an die christlich gemein, wie solche fest nit
allein gar kein historien heiliger schrift haben, son-
dern als ganz bäpstisch mit höchster abgötterei und
zu bestetigung derselben, wider die reine lere unser
kirchen vom widerteil gebraucht werden.
(21. September), Simon und Judas (28. Oktober),
Andreas (30. November), Thomas (21. Dezember).
3 Am Donnerstag nach Trinitatis.
4 seit 1. Nov. 1554 (siehe oben S. 377!).

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