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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0597
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VI 1 Christliche Instructio des Thomas Stieber von 1574

darauf Nun bitten wir den Heiligen Geist singen.
Darauf soll volgen des sontags oder festes evan-
gelium sambt der predig.
Nach der predig und gemainen gebete mag man
widerumb ein kurzen dankpsalm oder lobgesang
nach gelegenheit der zeit singen.
Alsdan soll volgen die vermahnung, sambt der
ganzen ordnung vom abentmal des Herren deutsch
etc. (Agenda Viti73). Darauf versihet man das volks,
so sich angezaigt, mit dem heiligen sacrament oder
abentmal des Herren unter baiden gestalten nach
Christi ordnung und einsatzung und nicht anderst
etc. (Agenda Viti etc.).
Dieweil das geschicht, sollen die schueler singen
das Agnus Dei etc. oder aber, wo nicht schulen seind,
die ganze kürch den deutschen gesang Als Jesus
Christus, unser Herr, oder Jesus Christus, unser hei-
land etc.
Wen nun die communion verricht, mag man sin-
gen Gott sei gelobet und gebenedeiet.
Darauf volget die danksagung, das Benedicamus,
chorus antwort Deo gratias und der segen.
Wo aber diser actus wolte im winter zu lang sein,
mag man alsbalden nach der epistel den glauben wie
gebreuchlich singen und das capitel aus den evan-
gelisten außen lassen.
Wie man es halten [sol], wen sich nur ein einzige
person anzaigt und irenthalben das abentmal nicht
füglich künte gehalten werden, findet man in unser
kürchenordnung nemlich, daß man den actum mit
derselben person verrichten soll, wie mit einem
kranken im haus.74
Ordnung,
wie mans halten soll an sontägen oder an
den feuertägen, wo kaine communicanten
fürhanden seind.
Wo kaine communicanten fürhanden seind, so
solle man das heilig abentmal nicht handlen, da-
73 Sehling 11, 498 (fast ganz wie in der brandenbur-
gischen Kirchenordnung [Sehling 11, 196f.])
74 Sehling 11, 200.
1 Sehling 11, 176f.

mit wir dises hochwürdig sacrament nicht unehren
oder mißbrauchen wider den befelg und ordnung
unsers lieben Hern Jesu Christi. Doch sollen wir
singen, beten, danksagen, Gottes wort predigen und
hören und soll an solchen feiertägen dise ordnung ge-
halten werden.
Erstlich soll es mit singen und lesen vor der predig
in allermaßen gehalten werden als, wan communi-
canten fürhanden seind.
Nach der predig und gemainem gebete solle man
einen psalm singen, als da ist: Erhalt uns, Herr, bei
deinem wort oder: Es wöll uns Gott genedig sein
oder: Sei lob und ehre mit hohem preis umb diser
etc.
Darauf ein collect und der segen volgen soll.
Alles ohne meßgewand im corrock.
Von der heiligen taufe,
wie es damit soll gehalten werden.
Dieweil die taufe auch der hochwürdigsten sacra-
ment eines ist und von Christo auch selbst einge-
setzt, so sollen
erstlich die pfarhern in ihren predigten das volk
zum oftermaln fleißig erinnern, was die taufe für ein
teurer gnadenbund sei und wie wir uns derselben in
allen nöten und anfechtungen trösten sollen, als-
dann auch unser kirchenordnung meldet.1
Zum andern sollen sie die klainen kindlein ohne
allen verzug taufen und die leut oftmals von solcher
kindertaufe unterrichten, dieweil dieselbe von den
widertaufern heftig angefochten wird.
Zum dritten sollen sie die eltern fleißig und
treulich vermahnen, daß sie beizeit und aufs aller-
ehist die kindlein zur taufe bringen und Christo zue-
führen, damit sie der taufe nicht beraubt werden
und durch ihre versaumbnus ohne die taufe sterben.
Zum vierten sollen sie auch fleißig lesen das
schöne büchlein Justi Menii2, so er wider die wider-
taufer geschriben hat, auch das schöne büchlein D.
2 (1499-1558), der Reformator Thüringens (RE 12,
577-581. - RGG 43, 854). - Seine beiden diesbezüg-
lichen Schriften (Der Wiedertäufer Lehre und Ge-
heimnis ... widerlegt (1530) und Von dem Geist der
Wiedertäufer (1544) führte Luther mit Vorworten
ein (WA 30 II 211ff.; 54, 117f.).

37 Sehling, Bayern III

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