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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0143
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a. Visitations- und Kirchenordnung 1558

tauf bringen, die pfarher umb den hailigen tauf
bitten und men auch anzeigen, was sie fur gevatter
gwinnen wöllen, uf das, wo vonnöten, die khchen-
diener die gvattern beschicken mögen und, ehe sie
fur den tauf kommen, sie privatim und haimlich
möchten nach notdurft vermanen und warnen.

Es sollen auch der kindlin vater selbst bey der
tauf sein. So sich aber etwan der vater aines kind-
hns niht finden wölt und doch von der muter und
guten freunden die tauf begert whd, soll der kh-
chendiener dieselbigen kainswegs versagen, sonder
die oberkait nach dem kind vatter fragerh laßen 47.

Von den gevattern

Soviel den gvattern belangt, sollen vermög un-
serer khchenordnung 48 verächter des worts und der
hailigen sacramenten oder sonst leichtfertige, erger-
liche leut (nachdem sie ainmal oder zwai dem be-
velch Christi nach 49 von dem khchendiener ver-
manet sind) keineswegs zugelaßen werden. Dann
wiewol es war ist, das des gevattern person der tauf
nihts gibt oder nhnpt, noch dannoch soll man ain
so herrlich werk mit leichtfertigen leuten niht ver-
richten, auf das Gottes ordnung niht verächtlich
und fur ain spott gehalten werde. Zudem, das auch
ain solche person das ampt aines gevattern niht
verwesen kan, dann er soll ie durch seinen glauben
und gepet, neben dem khchendiener und andern,
unserm Herrgot das kindhn furtragen. Nun findt
man aber dero kains bey im, den er hat den gaist
der gnaden und des gebets niht, sonder hat in durch
sein unbußfertig leben betrubt und außgetrieben,

s In A eingefügt.

47 Die unehelichen Kinder waren 1558 in Württem-
herg der Grund für die Einführung der Kirchen-
bücher (Hinweis von Prof. M. Brecht). Auch in der
Markgrafschaft Brandenburg wurde die Führung
der Taufregister befohlen. In Hohenlohe sind sie
hier nicht genannt, obwohl sie schon 1556 einge-
führt wurden (Nr. 18a, Frage II 6).

48 Die verlorene KO ca. 1556, aber auch Bi’and. KO
1533 (Sehling 11, 175. 186). Am 8. 1. 1575 vertei-
digte Petrus Pfeffer in Ingelflngen eine Abweisung
vom Abendmahl: „Ich hab mein ampt als ein kir-
chenperson getan, wie mir das von Gott und der
ordentlichen obrigkeit durch den herrn süperatten-

da doch Paulus zun Ephesern im vierten capitel

[30] gebeut: Betrubt niht den Hailigen Gaist, dar-
mit ir versiegelt seit uf den tag der erlösung. Und
Iohannes der Evangelist sagt im neunten capitel

[31] : Wir wißen, das Gott die sunder (das ist die
unbußfertigen) niht erhort. Und was solt ain solcher
ain armes kindlin lehren (welches er doch zu tun
bey der tauf verhaißen soll), der sich selbste umb
seiner seelen hail und seeligkeit nihts annimpt.
Darumb, uf das andere ain forcht haben, solle man
solche von der tauf auschheßen, wie Paulus sagt
1. Timo. 5 [20]: Die da sundigen, die straff für allen,
uf das sich auch die andern förchten.

Von der weise zu taufen

Soviel aber die weiß betriefft, ob man die kindlin
aus- oder eingewickelt taufen soll, mag man sie
hierin der christlichen freihait gebrauchen, vermog
des artikel de adiaphoris, und ainer yeden kirchen
iren christlichen und gewönlichen brauch laßen, uf
das unnöttige ergernußen in ceremoniis adiaphoris
verhutet werde 50. Man mage auch allwegen ain
zaichen leuten, so man ain kindlin tauft, das volk
darzu zu erinnern.

Von den hebammen

Letzlich, weil auch den hebammen zugelaßen ist,
in der not zu taufen, so ist wol zu bedenken, was fur
personen sie seien und wie sie auch ir ampt versehen
sollen 51.

denten in presentatione huius ecclesiae vor 18
jaaren cum impositione manium ist uferlegt und die
kirchenordnüng und agendbüchlein loco coena et
confessione mir solchs bevelhen.“ (Lang LXXI 10).
Zur Kirchenzucht siehe S. 118 und 132.

49 Mt 18, 15-17.

50 Zu den Adiaphora als freie „Mitteldinge“ siehe KO
1553 (S. 58). Vgl. Württ. KO 1553/1559 (Bl. 53b):
Das aber das kind im taufen in- oder außge-
wickelt, ein- oder dreymal begossen, in das wasser
eingedaucht oder mit wasser besprengt werde, ist
an im selbs mittelmässig. Aus der KO 1578 (S. 281)
geht hervor, daß das Untertauchen nicht mehr üb-
lich war.

51 Vgl. Nr. 3, S. 35-37.

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