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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Franz, Gunther [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0159
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13. Polizeiordnung 1558

tutl, lassen wir solchs alß einen alten, langen her-
komrnen, ehrlichen gebrauch ohne ufgehaben 78
pleiben. Es ist aber solcher dahin und zu sollicher
uhnordnung geratten, das etwa iunge eheleut, clie
nichts oder ia gleich ein wenig zusamenbrmgen,
durch die hochzeit so weit hmder 79 kommen und in
schulden geraten, das sie es ir leben lang nit mehr
erholen mögen, ethche aber, so gleichwol etwas
heiratsguts gehabt, davon sie ir narung haben sol-
ten, dasselbig eingebüst und also [wegen] sollicher
hochzeit nit alle[i]n sie, sonder auch ire kinder ver-
derben muessen, deß wir le[n]ger also zu gestatten
nit gedenken.

Ist hierauf unser ernstliche meynung und be-
velch, wenn hinfürter leut zur ehe greufen, die nit
hundert gulden zusamenbringen 80, die mögen wol
ire guete freund zum kirchgang berüffen, den erlich
volnziehen, aber sie sollen nit mehr dann zwen
disch halten.

Es were dann, das die zwei iungen mit wissen und
willen ire[r] eltern zusammen khomen, und dieselben
eltern weren eines sollichen vermogens, wolten auch
die hochzeit ohne der iungen schaden verlegen 81,
die mögen wol nachvolgendermassen hochzeit hal-
ten. Wann aber clie ehegemacht etwas mehers k
dann einhundert gulden und doch nit uber die
zweihundert gulden zusamenbringen, sollen sie
dannocht nit mehr laden dann n: eltern und die
nechsten freund, und deren nit uber vier disch
halten.

j So BheO. 1572. A: ist.
k A: nehers.

78 Das Präfix un-, on- lehnte sich mißverständlich an
das verwandte ohn = ohne an (Grimm 7, 1201). Auf-
haben in älterer Sprache für aufheben. Unaufge-
hoben = weiterhin bestehend.

79 hinter = zurück.

80 Zum Yergleich: Da Öhringen von unvermögenden
Einwohnern überfüllt schien, wurde 1618 verord-
net, daß Mann oder Frau, die das Öhringer Bürger-
recht erwerben wollen, mindestens 150 fl., und wenn
beide bisher fremd, 300 fl. Yermögen nachweisen
müssen. (Fischer, Geschichte 2, 1, 23. Die Münz-
verschlechterung ist einzubeziehen.)

81 = die Kosten bestreiten.

82 Ab hier aus Württ. LO 1552 (Bl. 31a), wo sich unter
der Überschrift ,,Von hochzeiten und schenkinen“
vorher vier andere Abschnitte flnden.

83 Köstlichkeit = Aufwand, Luxus.

Ob dann zwei zusamenkhomen, welche in guetem
und hohern vermögen dann zweihundert weren,
die sollen sechs disch und darüber nit zu halten
macht haben, es würde dann iemand auß sondern
ursachen von uns oder unser raten und amptleuten
erlaupt.

Im fall nun iemand, in was vermögen die werend,
uber hie obgeschribene anzal der dischen halt.en
tette, der soll uns von iedern disch, den er daruber
gehalten, zwen gulden und, da es sich uber clrei er-
streckte, uber solchs zehen gulden unnachleßlich
zue straff geben. Darauf auch unsere amptleut gut
ufmerkens und niemand nichts nachlassen sollen.

82Dieweil auch uf denn hochzeiten bißher mit
schenkungen, essen und drmken ein grosse uber-
ffus und köstlicheit 83 gebraucht worden, dardurch
allerlei abbruch hi der narung geschehen: sollichem
nun zu begegnen, wollen wir 84, das hinfüro ausser-
halb vatter, mutter, altvatter, altmutter, schweher,
schwiger, bruder, schwester 85, welche hierinnen
hen willen haben sollen, sonst niemants, weder
gesippt noch ungesippt, mann- oder frawenper-
sonen weiter oder mehr nit schenken soll, dann das
par alter personen ein gulden zu funfzehen patzen
oder einundzweintzig schilling 86 gerechnet und
eintzige ehepersonen oder witwer, witwen und der-
gleichen einige 87personen ailf batzen, ein iunger
gesell ein halben gulden, ein iunkfraw fünf batzen
oder sieben schilling 87 oder soviel wert oder darun-
der, aber nit darüber, bei peen und straff, so iemand

81 „wollen wir“ in Württ. LO 1552: setzen, ordnen
und wöllen wir hiemit ernstlich.

85 Württ. LO 1552: vatter, mutter, ene, ana, schweher
und schwiger (= Großvater, -mutter, Schwieger-
vater, -mutter). „brüder, schwestern“, die in Ilohen-
lohe von der Beschränkung ausgenommen sind,
folgen in Württ. LO 1552 nach „weder“.

86 Württ. LO 1552: ein guldin zu sechtzig kreutzer.
1 Gulden (fl.) zu 60 Kreuzer (xr) umfaßte 15 Batzen.
1 fl. zu 21 Schillingen (ß-Sj) oder 252 Pfennigen (3j)
ist etwas wertvoller, wenn man 1 Kreuzer zu 4 Pfen-
nigen rechnet. (Die Archivpflege in den Kreisen
und Gemeinden. 1952, 89).

87-87 einig = einzeln, allein. — Württ. LO 1552: per-
sonen ein pfund [ = 240] heller, aber ein ledig per-
son, jung gesellen oder junkfrawen eins nit weiter
noch mer dann zehen schilling, alles unser würtem-
bergischer landswerung. - 5 Batzen = 20 xr. 7ß^ -
84,3), d.h. 21 xr, wenn 1 xr = 4 3).

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