13. Polizeiordnung 1558
mehr schenken, es sei gleich waran 88 es wolle 89,
das dieselbig personn uns, als vil sie geschenkt hat,
zu geben und zu bezalen schuldig sein solle.
Es sol auch uf denn hochzeiten furter nit mehr
dann funf 90 essen, doch ohne hsch 91 oder doch uf
denn letzten oberzelten fall, das die eheleut m
guetem vermügen, sechs essen, darunter ein essen
visch sem mag, gegeben werden.
Dieweil auch etwan und besondern bei denn 1
armsten, die hochzeit erlengert, also das man drei,
vier tag obenander ligt 92 zu fressen und saufen,
dardurch die eheleut noch in grossern nachteil und
verlust kommen, so wollen wir, das hinfüran uf
keiner hochzeit uber vier malzeit gegeben werden,
es sein under was schein das wolle. Würd es aber
iemancl ton, der soll uns funf gulden unnachlößlich
gestrafft verfallen sein.
Bevelhen darauf allen unsern amptleuten 93 mit
allem ernst, das sie, wann hochzeit sein werden,
darüber iemants bestellen, ein gut, vleissigs uf-
sehens zu haben und von den ubertrettern gemelt
straf one allen nachlas emzuziehen und uns, wie
sich gebürt, zu verrechnen 94.
[10.] Vom dantzen
Man pflegt auch gemeinlichen bei den hochzeiten
zu mehrer frolicheit dentz zu halten, welche wir,
da sie mit erbarkeit und zuchten zugehen, woll ge-
dulden mögen. Es tragen sich aber zu zeiten darun-
ter allerlei unordnung und unzucht zu mit uber-
messigen laufen und umbherschwenken, welches
wir in keinen weg nachzusehen vorhaben. Ist dem-
nach unser ernsthcher will, das hinfüro solliche
1 A: dem.
m Schreibfehler für grosse?
88 = woran, wobei (Fischer 6, 1, 428), hier: hei wem.
89 Württ. LO 1552: + oder in was schein es wölle.
90 Württ. LO 1552: vier.
91 Ende des Absatzes in Württ. LO 1552: und nit mer
dann dreimal gegeben werden. (Der folgende Ab-
schnitt nicht aus Württ. LO 1552.)
92 Übereinanderliegen ist Redewendung für Gelage.
93 'Wurtt. LO 1552: ober- und underamptleuten.
94 In Württ. LO 1552 folgt nocli ein Abschnitt, daß
man in keinen andern Elecken gehen soll.
uhnordnungen und uhnzucht uf hochzeit und an-
dern ehrlichen däntzen, die unsere amptleut ie zu
zeiten nach gelegenhait erlauben werden, gentzhch
abgestellt und vermieten pleiben, und bevelhen
hiemit allen unsern amptleuten, das sie hierinnen
vleissige, auch heimliche bestellung ton und, da
iemant in unordenhchen laufen, sprmgen und umb-
schwenken der frawen oder iunkfrawen ergrieffen,
inen angezeigt würdet, sie dennselben alßbald in
turn an boden schaffen und mit wasser und brot
drei tag oder lenger nach grosser m der uberfarung
darin erhalten 95.
[11.] Von taufsuppen und kindbethmellern
Nachdem dann auch in taufsuppen, schenk und
kindbetterinmelern 96 bei reichen und armen unsern
undertanen bißhero ein verderblicher unutzen 97
und uberflüssiger cost ufgewendt, der uns zu ge-
dulden mt gemeint, so wollen wir hiemit gantz
ernstlich, das hinfüro soliche meller gantz ab sein
sollen. Doch mit dem underschiedt 98, so ein schwan-
ger fraw zur zeit irer not der gebürt etliche frawen-
personen zu ir zu kommen erfordern lassen würd,
denselben personen mag sie nach der khidbeth woll
ein zimhch mahl, doch nit uber vier essen, geben,
bei vermeidung eins guldins, der, sooft es uberfaren
würd, von inen 99 soll emgezogen werden.
[12.] Von mummerey und butzengehen
Es ist auch biß anhero ein uhncristhcher brauch
gewesen, das sich die leut besonder zu faßnacht-
zeiten vermumbt und mann in weiber-, herwider-
95 = ernähren.
96 Siehe PolizeiO. 1556 (Nr. 6, § 5); es liegt jetzt eine
stärkere Beschränkung vor. „Schenke“ hier nicht
die Gaben ins Wochenbett, sondern das Festessen
nach Beendigung des Kindbetts. Der Abschnitt aus
Württ. LO 1552 (Bl. 31b) mit dem Beginn: Von
taufsuppen, schenkin und kindpetterimnälern.
Nachdem in gemelten fählen.
97 Württ. LO 1552: unnutzer.
9 8 = rnit der Ausnahme.
99 Württ. LO 1552: + zu straff.
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mehr schenken, es sei gleich waran 88 es wolle 89,
das dieselbig personn uns, als vil sie geschenkt hat,
zu geben und zu bezalen schuldig sein solle.
Es sol auch uf denn hochzeiten furter nit mehr
dann funf 90 essen, doch ohne hsch 91 oder doch uf
denn letzten oberzelten fall, das die eheleut m
guetem vermügen, sechs essen, darunter ein essen
visch sem mag, gegeben werden.
Dieweil auch etwan und besondern bei denn 1
armsten, die hochzeit erlengert, also das man drei,
vier tag obenander ligt 92 zu fressen und saufen,
dardurch die eheleut noch in grossern nachteil und
verlust kommen, so wollen wir, das hinfüran uf
keiner hochzeit uber vier malzeit gegeben werden,
es sein under was schein das wolle. Würd es aber
iemancl ton, der soll uns funf gulden unnachlößlich
gestrafft verfallen sein.
Bevelhen darauf allen unsern amptleuten 93 mit
allem ernst, das sie, wann hochzeit sein werden,
darüber iemants bestellen, ein gut, vleissigs uf-
sehens zu haben und von den ubertrettern gemelt
straf one allen nachlas emzuziehen und uns, wie
sich gebürt, zu verrechnen 94.
[10.] Vom dantzen
Man pflegt auch gemeinlichen bei den hochzeiten
zu mehrer frolicheit dentz zu halten, welche wir,
da sie mit erbarkeit und zuchten zugehen, woll ge-
dulden mögen. Es tragen sich aber zu zeiten darun-
ter allerlei unordnung und unzucht zu mit uber-
messigen laufen und umbherschwenken, welches
wir in keinen weg nachzusehen vorhaben. Ist dem-
nach unser ernsthcher will, das hinfüro solliche
1 A: dem.
m Schreibfehler für grosse?
88 = woran, wobei (Fischer 6, 1, 428), hier: hei wem.
89 Württ. LO 1552: + oder in was schein es wölle.
90 Württ. LO 1552: vier.
91 Ende des Absatzes in Württ. LO 1552: und nit mer
dann dreimal gegeben werden. (Der folgende Ab-
schnitt nicht aus Württ. LO 1552.)
92 Übereinanderliegen ist Redewendung für Gelage.
93 'Wurtt. LO 1552: ober- und underamptleuten.
94 In Württ. LO 1552 folgt nocli ein Abschnitt, daß
man in keinen andern Elecken gehen soll.
uhnordnungen und uhnzucht uf hochzeit und an-
dern ehrlichen däntzen, die unsere amptleut ie zu
zeiten nach gelegenhait erlauben werden, gentzhch
abgestellt und vermieten pleiben, und bevelhen
hiemit allen unsern amptleuten, das sie hierinnen
vleissige, auch heimliche bestellung ton und, da
iemant in unordenhchen laufen, sprmgen und umb-
schwenken der frawen oder iunkfrawen ergrieffen,
inen angezeigt würdet, sie dennselben alßbald in
turn an boden schaffen und mit wasser und brot
drei tag oder lenger nach grosser m der uberfarung
darin erhalten 95.
[11.] Von taufsuppen und kindbethmellern
Nachdem dann auch in taufsuppen, schenk und
kindbetterinmelern 96 bei reichen und armen unsern
undertanen bißhero ein verderblicher unutzen 97
und uberflüssiger cost ufgewendt, der uns zu ge-
dulden mt gemeint, so wollen wir hiemit gantz
ernstlich, das hinfüro soliche meller gantz ab sein
sollen. Doch mit dem underschiedt 98, so ein schwan-
ger fraw zur zeit irer not der gebürt etliche frawen-
personen zu ir zu kommen erfordern lassen würd,
denselben personen mag sie nach der khidbeth woll
ein zimhch mahl, doch nit uber vier essen, geben,
bei vermeidung eins guldins, der, sooft es uberfaren
würd, von inen 99 soll emgezogen werden.
[12.] Von mummerey und butzengehen
Es ist auch biß anhero ein uhncristhcher brauch
gewesen, das sich die leut besonder zu faßnacht-
zeiten vermumbt und mann in weiber-, herwider-
95 = ernähren.
96 Siehe PolizeiO. 1556 (Nr. 6, § 5); es liegt jetzt eine
stärkere Beschränkung vor. „Schenke“ hier nicht
die Gaben ins Wochenbett, sondern das Festessen
nach Beendigung des Kindbetts. Der Abschnitt aus
Württ. LO 1552 (Bl. 31b) mit dem Beginn: Von
taufsuppen, schenkin und kindpetterimnälern.
Nachdem in gemelten fählen.
97 Württ. LO 1552: unnutzer.
9 8 = rnit der Ausnahme.
99 Württ. LO 1552: + zu straff.
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