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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Franz, Gunther [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0283
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2. Kap. Vom Kirchengesang

oder: Verleihe uns friden genedigiich etc. 29 oder
dergleichen. Auf den festen aber soll sich der gesang
mit der zeit vergieichen.

Auf den gesang, da communicanten vorhanden
sein, halte man des Iierren abendmal auf die form
und weiß, wie hernacher an seinem ort, nemlich im
7. capitel, gesetzt wird. Da aber nit communicanten
vorhanden 30, soll mit einem gebet und dem segen
beschlossen werden * 1.

Von der wochenpredigt m

In der wochen soll in einer jeden pfarr auf dem
land auf wenigst einmal und nemhch auf den frey-
tag gepredigt werden, da die sontagsepistel oder,
nnach erkantnus der verordneten inspectorn 1131,
ein anderer text fürgenommen und erklert werden
soll 0. Da aber in den stedten mehr als ein kirchen-
diener und mehr als einmal an den werktagen ge-
predigt würde, mögen sie sich des texts und materi
halben aufs heste miteinander vergleichen 32. Mit
solchen wochenpredigten soll es an einem ort wie am
andem nachvolgender gestalt gehalten werden:

offne heicht und absolution sprechen und sich eben
diser form gebrauchen, wie sy hernach im 7. capi-
tul, pagina 60 [Druck S. 287] gsetzt wirt. Da aber
für kranke personen zu bitten oder eheleut zu ver-
kündigen, nrag solches bald nach dem gmeinen
gebett oder, da man [zugefügt: (das) Vatter unser,]
die offne beicht und absolution spricht, nach sol-
cher absolution gschehen. Darauf dann der kirchen-
diener weiter spricht: Dises nun und was ein yeg-
liches bey sich selbsten für anligen hett von Gott
zu erlangen, so erhebt ewere hertzen und bettet
mit mir auß wahrer andacht und hertzlichem ver-
trawen, wie uns Christus selbst geleeret hat:
Yatter unser, der du bist im himmel etc. Mit sol-
chem soll das gmein gebet geendet werden.

In Stuttgarter Ex. hs. Vermerk neben Vater unser:
Soll mit lauter stim gesprochen werden.

1 Im Ruppertshofener Ex. fehlen die folgenden
Blätter 6-8. Dafür ist ein Blatt mit anderen Ge-
beten eingeheftet. Das erste ,,Em christliches ge-
bett zum beschluß des kinderberichts“ ist das von
den Waldenburgern als letzte Kollekte vorge-
sehene Gebet aus der Postille Musäus’ (s. S. 272f.).

m Überschrift zuerst in D (wie Hanauer KO) einge-
fügt.

n” n Zuerst Einfügung von Meder in D.

0 Im Nürnberger Ex. hs. Zufügung: oder da auf
einem sontag ein fest gefallen, kan das evangelium
freytag gehandelt werden.

Erstlich soll man vor cler predigt einen psalmen
singen, daraufP ein capitel auß dem alten testa-
ment 0 mit den summarien Viti Dieterichs lesen.
Nach dem capitel sing man den gesang: Nun bitten
wir den Heiligen Geist etc. oder dergleichen kurtze
geseng. Dem folgt die prechgt, und nach der predigt
und dem Vatter unser singe man die teutsche
litaney 33, und letztlich beschliesse man mit einem
gebet und dem segen. Und sollen die kirchendiener
ja mit allem fleiß dahin sehen, das der gantz actus
mit singen, lesen und predigen uber ein stund nit
wehre 34.

Zusatz und erinnerung
auf den kirchengesang 35

Demnach mit den psalmen und geistlichen ge-
sengen von vilen pfarrern und schulmeistern 36 un-
ordenlich gehandelt, sollen sie die geseng auf vol-
gende weise anrichten:

Erstlich soll der ge[6b]sang in der kirchen sich
mit der zeit vergleichen, als zu Weyennachten soll
man singen von der geburt Christi, zu Ostern von
der auferstehung, zu Pfingsten vom Heiligen Geist.

p Im Nürnberger Ex. hs. Zufügung: ein collecten
und.

i ,,dem alten testament“ war zuerst Änderung in D
(von gleicher Hand) für ,,der bibel“.

29 Erhalt uns Herr bei deinern Wort..., Verleih uns
Erieden... (beide von Luther, EKG 142 und 139).

30 Ende des Satzes in Hanauer KO 1573: dem sol folgen
ein bequern gebet und beschluß mit dem segen.

31 Spezialsuperintendenten.

32 In Öhringen fanden Montag, Mittwoch und Freitag
um 8 Uhr früh Gottesdienste statt. Montag und
Mittwoch war die deutsche Schule zuständig. Am
Freitag wurde die Litanei gesungen. Die Donners-
tagspredigt im Öhringer Spital ist in einer Bittschrift
der Pfründner 1578 erwähnt (Öhringer DekA Nr. 6d).

33 Luthers Deutsche Litanei 1529. (WA 30, 3, 1-36,
EKG 138.) Wortlaut und Melodie waren in den Ge-
sangbüchern mit Luthers Liedern enthalten.

34 KO 1582 Nr. 32, § B 9 wurde die Länge auf l/2 bis
% Stunde beschränkt. Mögner wurde 1588 vorge-
worfen, daß er länger als eine Stunde brauche. Nä-
here Bestimmungen zur Freitagspredigt finden sich
KO 1582, § B 10-12.

35 Überschrift und die folgenden Abschnitte aus der
Hanauer KO 1573 (S. 8f., die ersten beiden Ab-
schnitte der Planauer KO sind nicht übernommen).

36 Hanauer KO 1573: + ungeschickt und.

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