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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Franz, Gunther [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0297
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5. Kap. Yon der Taufe

ntm das kind nicht jachtauft ist, so soll der kirchen-
diener 3 nachvolgende vermanung sprechen und
keineswegs auß nachlessigkeit unterlassen, es were
dann zur zeit der not, so das kind in todesgefahr
were. Dann in solchem fall will sich kein verzug
leiden 0.

Vermanung bey der tauf a

Ir allerliebsten, ich ermane und bitte euch alle,
die ir allhie zugegen versamlet seid, auß christlicher
heb und trew, das ihr erstlich e zu hertzen nemen
und mit fleiß bedenken wöllet dieses treffenhche
werk Gottes und den grossen ernst, der darinnen ist
und angezeigt wird. Dann fauß den worten dieses
gebets höret ilir, sehet auch f auß dem werk, wie arm-
selig und elend die christlich kirch dises kindlein
hierher tregt und vor Gott s so bestendighch und of-
fenbar s bekennet, das dasselbig kindlein ein kind des
zorns, der sünden und un[20 bjgnaden seye, und
darumb so hertzhch um hülf und gnad bittet, das
es durch die tauf ein khid Gottes werden möge.

Bedenket auch mit fleiß, das es nit ein schertz
oder kinderspil ist, dises christliche, dapfer werk zu
handlen, welches dem Teufel begegnet und in nicht
allein von dem kind treibt, sondern auch das kind
wider in, als wider ein steten h, gewissen femd, sein
leben lang zu streiten verpflichtet. Derohalben 1 hoch
vonnöten ist, mit einem starken glauben und hertz-
lichem vertrawen zu Gott andechtighch zu bitten,

0 Im Ruppertshofener Ex. hs. Zufügung: Prolo-
quium. vel: TJnser anfang sey im namen Gfottes des
Yatters und des Sohns und des H. Gfeistes. Amen.
vel: Gottes gnadt und harmhertzigkeit seye durch
Christum Jesum, in kraft des Heiligen Geistes jetzt
und zu allen zeiten mit uns allen. Amen.

d In den Elpersheimer, Neuensteiner, Nürnherger,
Ruppertshofener und Stuttgarter Exemplaren ist
bei dieser Yermahnung für die Kinder der Plural
eingetragen als Zeichen, daß man mehrere Kinder
gemeinsam taufte. Dies gilt auch teilweise für die
folgenden Gebete und Fragen.

e KO 1688: ernstlich.

r_f Hs. Änderung im Stuttgarter Ex.: ir sehet. - „dises
gebets“ ist zuerst Änderung Meders in D, vorher:
bey disem werk. KO 1688: deß jetzo bald nach-
folgenden gebets.

g~ g In Stuttgarter Ex. hs. gestrichen.

h Einfügung Meders in D.

1 In D gestrichen: erstlich. (Fehlt Brand. KO 1533,
zugefügt Dietrich ab 1545.)

das Gott der Allmechtige diß kindleiii nicht allein
von des Tenfels gewalt erledigen 4, sondern auch
also sterken wölle, das es dem feind im leben und
sterben stattlichen widerstand tun und erhalten
werden möge.

Darumb wöllet mit fleiß auf euch selbst achtung
haben, in einem rechten glauben allhie zu stehen,
Gottes wort zu hören und andechtiglich zu Gott zu
rüffen und zu bitten; dann wir je allhie zum gebet
nicht vergeblich, sondern auß not ermanet werden,
auf das Gott unsern ernst und ein recht vertrawlich
hertz erkennen möge, auch diß hochwirdige sacra-
ment durch uns dem Teufel nicht zum spott gesetzt
und Gott, der allmechtig, geunehret werde, der
darinnen so ein uberschwenglichen reichtumb seiner
gnad uber uns schiittet, das er die tauf selbst ein
newe geburt nen[21b]net, also das wir durch die-
selben von allerley 5 tyranney des Teufels, auch der
sünden, des tods und der hellen erlediget, kinder
des lebens und erben aller güter Gottes und miterben
Christi werden 6.

Hierumb lasset uns um Gottes willen solche uber-
reichhche göttliche gnaden nicht verechthch, son-
dern mit aller schuldiger dankbarkeit handlen, die-
weil doch diß hochwirdige sacrament der tauf unser
einiger trost und eingang ist zu allen göttlichen
gütern und gemeinschaft aller heiligen.

Darauf sprech der kirchendiener also k7: Last uns
beten.

k Das folgende Gebet wie KO 1553, siehe S. 61. Im
Ruppertshofener Ex. hs. zugefügt: Kniet nieder.

3 Dietrich: diener.

4 = befreien.

5 So Dietrich 1569; Dietrich 1545: aller.

6 Joh 3, 6 und Titus 3, 5-7.

7 Der Exorzismus und das Kreuzzeichen fanden sich
in der Brand. KO von 1533 (Sehling 11, 178f.), der
Hohenlohischen KO von 1553 (§ 3) und der um 1556
folgenden KO. Sie sind in Dietrichs Agendbüchlein
enthalten, z.B. 1569 mit der gedruckten Randbe-
merkung, daß man den Exorzismus ohne Sünde aus-
lassen könne (Sehling 11, 506). Exorzismus und
Kreuzeszeichen fehlen in der Württ. KO 1553/
1559. - Über die KO ab 1556 berichtet das Bedenken
von Z. Hyso (29. Okt. 1577, GA 14, 4). An Meders
Entwurf sei bedenklich, ,,daß man in der tauf fur das
wort ,,Fahr auß“ jetzo „Weiche“ setzen und dann
diße wort „Nimme heim (hin) daß zeichen deß heili-

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