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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Franz, Gunther [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0321
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Katechismusfragstücke

Wie werden die zehen gebott Gottes geteilt?

In zwo tafeln. Und gehören die ersten drey gebott
zur ersten, die volgenden siben aber zur andern
tafel m9.

Was lernet man auß nden dreyen gebotten 11 der
ersten tafel?

Wir lernen darauß, wie wir uns mit gedanken,
worten und werken 0 gegen Gott verhalten sollen.

Was lernt man auß Pden letzten sieben gebottenP
der andern tafel ?

Wir lernen darauß, wie wir uns recht mit gedan-
ken, worten und werken gegen unserm nechsten
halten sollen.

qioyermögen wir auch die gebott Gottes vol-
kommenlich mit unsern guten werken zu erfüllen?

[66] Nein, dann unsere gute werk sind vonwegen
der sünd, darin wir empfangen und geboren sind,
nicht gantz volkommen gut. Aber unser Herr und
Gott hat uns seinen son Jesum Christum, der nie
kein sünd getan und alle gebott Gottes volkümlich
erfüllet hat, zu einem eygentumb geschenket. So
wir nun an denselbigen glauben, helt uns Gott auß
gnaden und barmhertzigkeit vonwegen Jesu Christi
darfür als hetten wir selbst 11 seine gebott erfüllet.

ra Statt dieses Satzes in C: Warumb werden sie in
zwo tafel geteilt? Darurnb, weil sie Gott selbs
in zwo stainere tafeln geschriben hat. — Wieviel
gebot gehören zur ersten tafel? Die ersten drey.
[...] Wieviel gehot gehörn zur andern tafel? Die
letzern sibene.

n Fehlt C.

0 D: + recht.
p-p Fehlt C.

1 Die folgenden beiden Fragen Waldenburger Än-
derung (nach Brenz). Yorher in C: Hastu die
zehen gebot gehalten? Nein, ich hab laider keins
gehalten, wie ichs vor Gott schuldig bin, kan sie
auch aus eignen kreften on den H. Geist nit halten
oder tun.

Warumb kanstu sie nit halten noch erfüllen?
Darurnb, das mein natur der leiblichen geburt
nach von Adam und Eva her verkert und ver-
derbt ist.

Wie helt und erfüllt man die gebot Gottes recht
und volkümlich? Wenn man alles das tut mit ge-
danken, worten und werken, was Gott drinnen
geboten hat.

r In D gestrichen: Weyl du dann die 10 gebott nit
gehalten hast, so.

Warumb sollen wir gute werk tun?

Nicht darumb, das wir mit unserm tun die sünde
btissen und ewigs leben verdienen, dann Christus
hat allein die sünde gebüst und das ewig leben ver-
dient, sondern darumb, das wir den glauben mit
guten werken bezeugen und unserm Herren Gott für
seine guttaten dankbar sein sollen.

rl2Bistu ein siinder?

Ja, ich bin leider ein grosser sünder.

Woher weistu das ? 12

Auß den zehen gebotten, die hab ich nicht gehal-
ten s.

Was ist sünd?

[66 b] Alles, was wider Gottes gebott istb

13Wie vilerley sünd hastu?

Zweierley: erbsünd und wirkliche sünd 14.

Was ist erbsünd?

Der groß unaußsprechlich schad und die verder-
bung in menschlicher natur am verstand, willen und
kreften 13. Darumb wir usolten verdampt sein, wann
uns umb Christi willen von Gott nicht gnade wider-
fiire u15.

s Antwort in C (aus Karg): Daher weiß ichs, das ich
die h. zehen gebott Gottes nit gehalten hab und
das mein natur verkert und verderbt ist.

4 In D an den Rand gesetzt: 1. Joh. 3 [4].
u_u C: kinder des zorns und ewig verdampt sind.
Warumb heists erbsünde? Darumb, das wirs er-
ben von unsern eltern durch die leibliche geburt.
(Letzte Antwort geändert aus Karg.)

9 2 Tafeln: Ex 31, 18; 32, 15f.; 34, 1-4. Gebote der
1. Tafel Ex 20, 2-11, 2. Tafel Ex 20, 12-17. Diese
und die folgenden beiden Fragen enthalten traditio-
nelles Gut.

10 Die folgenden beiden Fragen wörtlich aus Brenz 1535
(Reu 1, 1, 313), spätere Ausgaben abweichend.

11 Brenz: + alle.

12- 12 Aus Karg; dort zu Beginn: + So.

13- 13 Aus Karg; dort fehlt: und die verderbung.

14 Peccatum originale und peccata actualia. Die Wort-
erklärung ist in C gegeben: ,,das wirs alle tag selbs
wirken“ ‘.

16 Karg 1606: Das ist, das wir kein rechts erkäntnuß
Gottes haben, seinem willen widerstreben und nichts
zu tun vermögen, was im gefellig ist. Die folgende
Frage aus Karg.

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