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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0337
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Katechismuspredigten

vergebung der sünde verkündigen, wenn wir buß
tun und an Christum glauben. Wenn wir aber nicht
buß tun und von slinden nicht ablassen oder dem
evangelio nicht glauben wolten, so sollen sie uns die
sünde vorbehalten und verkündigen, wenn wir also
verharren, daß wir müssen verdampt sein. Weim sie
nu dem also tun, so tun sie recht; und wem sie die
sünde vergeben, dem sind sie vergeben; und wem
sie die sünd vorbehalten, dem sind sie vorbehalten.
Wenn sies aber wolten umbkehren und den unbuß-
fertigen oder den unglaubigen die sünd vergeben
oder den bußfertigen und glaubigen die sünd vor-
behalten, so teten sie unrecht und het kein kraft,
sonder sie verfürten sich selbs und ander leut mit
inen, und würd zu letzt eben gehen, wie Christus
sagt [Mt 15, 14]: Wenn ein blinder den andern füret,
so fallen sie beyde in die gruben. [192b] Darumb,
meine liebe kindlein, solt ihr euch des trösten und
ewern glauben dam.it sterken, daß ir sprechen könt:
Gott der Herr, der hat mir seiner diener ein ge-
schickt, der mit hat vergebung der sünd in seinem
namen gepredigt und hat mich zur vergebung der
sünd getauft. Darumb bin ich gewiß, daß mir meine
sünd vergeben sind und ich ein kind Gottes bin wor den.

Und also solt ir, meine liebe kindlein, in gemein
von dem ampt der kirchendiener halten. Insonder-
heit aber solt ir wissen, daß unser lieber herr Chri-
stus ruit diesen worten den armen, betrübten ge-
wissen hat wöllen raten und helfen, die nach der

Kan dann ein gefallener sünder nicht von sich selhst
wider aufstehen und zu recht kommen?

Es ist nicht so ein schlecht ding, von sünden wider
aufstehen, als die tolle und hlinde welt meinet, sondern
es bedarf, daß uns ein beruffener diener der kirchen mit
Gottes wort zu hülfe komme. Wie Salomon anzeiget
[Pred 4, 10]: Weh dem menschen, der allein ist, dann
wann er fellet, so hat er niemand, der ihm aufhilft.

Wodurch wird aher den armen gefallenen sündern
von den kirchendienern wider aufgeholfen?

Durch die schlüssel deß himmelreichs.

Wo hat Christus die schlüssel deß himmelreichs sei-
ner kirchen und dienern verheissen?

Matth. 16 [19] verheist er sie, daß er sie geben wölle,
und spricht zu Petro: Dir will ich die schlüssel deß
himmelreichs gehen. Alles was du auf erden hinden
wirst, soll auch im himmel gehunden werden, und alles,
was du auf erden lösen wirst, daß soll auch im himmel
loß sein.

Wo hat er ihren gebrauch gelehrt, bedes in offent-
lichen und heimlichen sünden?

tauf widerumb in grosse, schwere slind fallen. Denn
es ist nicht so ein schlecht ding, von sünden wider
auferstehen, als die tolle und blinde welt meinet;
sondern es bedarf, daß uns ein beruffener diener der
kirchen mit Gottes wort zu hilf komme, wie Salomon
anzeiget und spricht [Pred 4, 10]: Wehe dem men-
schen, der allein ist; clenn wenn er felt, so hat er nie-
mand, der im aufhilft.

Und darumb hat unser lieber herr Christus die
schlüssel zum himelreich so fleissig und mit solchen
herrlichen worten verheissen, verordnet und einge-
setzt, daß man wol spürt, daß ihm ernst gewest ist.
Darauß denn gut abzunemen ist, daß wir ir wol be-
dörfen und uns vil daran gelegen ist. [193]

Denn zum ersten verheist er sie, daß er sie geben
wölle, und spricht zu Petro, Matth. 16 [19]: Dir will
ich clie schlüssel des himelreichs geben. Alles, was
du auf erden binden wirst, soll auch im himel gebun-
den sein, und alles, ’was du auf erden lösen wirst,
das soll auch im himel loß sein.

Zum andern leret er, wie man sie gebrauchen soll
beyde in öffentlichen und heimlichen slinden. In den
öffentlichen also [Mt 18, 15-18]: Sündiget dein bru-
der wider dich, so gehe hin und straff in zwischen
dir und im allein. Höret er dich, so hast du dein
bruder gewonnen. Höret er dich nicht, so nimb noch
ein oder zwen zu dir, auf daß alle sach bestehe auf
zweyer oder dreyer zeugen munde. Höret er dich
nicht, so sage es der gemein. IPöret er die gemein

Matth. 18 [15—18], da er von den offentlichen saget:
Sündiget dein bruder wider dich, so gehe hin und straffe
in zwischen dir und ihme alleine. Höret er dich, so hast
du deinen bruder gewonnen. Höret er dich nicht, so
nimm noch einen oder zwene zu dir, auf daß alle sache
hestehe auf zweyer oder dreyer zeugen munde. Höret
er dich nicht, so sage es der gemeine. Höret er die ge-
meine nicht, so halt ihn als ein heyden und zöllner.
Warlich, was ihr auf erden binden werdet, soll auch im
himmel gehunden sein, und was ihr auf erden lösen
werdt, soll auch im himmel loß sein.

In heimlichen sünclen aber zeigt er uns mit der tat,
wie man sie brauchen soll, als da er zu dem gicht-
brüchigen, der da hülfe begeret, also saget, Marci 2
[5]: Mein sohn, die sünde sind dir vergeben. Und da er
zu den verstockten juden sprach: Duc. 5 [20] a, Joh. 9
[41]: Weret ir blind, so hettet ihr keine sünde. Nun
ihr aber sprecht, wir sehen, so bleibet ewre sünde, das
ist, sie wird euch nicht vergeben.

aDieBibelstellegehörtzuMarci2, so Brand. KO 1533.

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