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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Franz, Gunther [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0339
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Katechismuspredigten

wissen an. daß er zweifelt, ob er in Gottes gnaden
oder ungnaden sey, wie denn gemeiniglich geschicht,
so sol er nit auf seine blosse gedanken trawen, daß
er wolt gedenken: Ey ich wil mich lassen gedunken,
es sey mir vergeben; denn solchs gedunken ist kein
rechter glaube und kan auch in der anfechtung nicht
bestehen; denn der glaub muß allweg Gottes wort
und werk haben, darauf er gründe. Nun redet aber
Gott nicht mit uns vom himel herab, sondern er hat
die schlüssel zum himel und den gewalt, die sünd zu
vergeben, den dienern der kirchen gelassen und be-
folhen. Darumb sol er zu derselben einem gehen und
sein sünd und anligen bekennen und klagen und in
bitten, daß er nach dem befelch Christi im verge-
bung seiner sünd verkündigen wöll.

Wenn das geschicht, so sol er fröhch und tröstlich
glauben, daß im sein sünd warlich auch im himel
vergeben sind. Und ein solcher glaub kan in allen
anfechtungen bestehen; denn er hat Gottes wort
und werk ahenthalben für sich; denn er weiß ja, daß
im der diener sein sünd hat vergeben, und weiß, daß
er dasselbig zu tun von Gott befelch hat 7: wem sie
die sünd vergeben auf erden, dem sollen sie auch
vergeben sein im himel.

Darumb meine liebe kindlein, folget dieser lere,
[195] und wenn euch ewre sünd anfechten, so sucht
und holet vergebung der sünd bey denen, die von
Christo befelch haben, daß sie den leuten ihre sünd
vergeben sohen; so könt ir fried und ruhe in eweren
gewissen haben. Wer aber das nicht tun, sondern
mutwilliglich verachten will, der wird vergebung
der sünd nicht finden an den orten, da sie Gott nit
hingelegt und zugesagt hat. Darumb verachtets nit;
denn es ist Gottes befelch und ordnung und der

7 Brand. KO 1533 (Sehling 11, 275): + Er waiß auch,
das Gott zugesagt hat.

8 Mt 10, 22; 24, 13; Mk 13, 13.

Warzu dienet der hann in der kirchen Gottes?

Auf daß nicht das öffentlich höß exempel ergernuß
bringe und viel leute vergifte, und darnach die christ-
liche kirche dadurch verachtet, verschmehet und ver-
lestert werde, als sein es schendliche, höse leute, die
ein sündig, gottloß leben führen. Dadurch dann auch
Gottes wort und Gott selbst bey den unglaubigen ver-
achtet und verlestert würde.

Heilig Geist ist darbey und würkt on zweifel mit,
daß es uns zur seligkeit dienstlich sey.

Und das ist die meinung und der einfeltig recht
verstand diser wort Christi, das wir glauben, was die
beruffnen diener Christi auß seinem göttlichen be-
felh mit uns handeln, sonderlich, wenn sie die offent-
lichen, unbußfertigen sünder von der christlichen
gemein außschliessen und die, so ihr sünde berewen
und sich bessern wöllen, wider entbinden, daß es
alles so kreftig und gewiß sey, auch im himel, als
handelte es unser lieber herr Christus selbs.

Darumb, meine liebe kindlein, merkets mit fleiß,
und wenn man euch fraget:

Wie verstehet du dise wort 1

So solt ir also antworten:

Ich glaub, was die beruffnen diener Christi auß
semem göttlichen befelch mit uns handeln, sonder-
lich, werm sie die öffentlichen, unbußfertigen sünder
von der christlichen gemein außschliessen und die,
so ir sünd berewen und sich bessern wöllen, wieder
entbinden, daß es alles so kreftig und gewiß sey,
auch im himel, als handelte unser lieber herr Chri-
stus selbs.

Also habt ir, meine liebe kindlein, den grund und
ursprung cles gantzen predigampts und der schlüssel
des himmelreichs, wie sie unser lieber herr Christus
geordnet, emgesetzt und versichert hat, auf daß wir
gewiß sein könten, daß wir vergebung der sünden
und alles, was das heilig evangelion mit sich bringt,
haben, so oft wirs bedörfen, und also im glauben
gegen Gott fest mögen stehen und verharren biß ans
ende. Wer aber verharret biß ans ende, der wird
selig 8. Das verleyhe uns Gott allen. Amen. [196]

Was ist dann nun die meinung und der rechte ein-
feltige verstand oder die kurtze außlegung der wort
Christi vom ampt der schlüssel und absolution?

Ich glaube, was die beruffenen diener Christi auß
seinem göttlichen befelch mit uns handeln, sonderlich,
wann sie die öffentlichen unbußfertigen sünder von der
christlichen gemein außschliesen und die, so ire sünde
berewen und sich bessern wöllen, wider entbinden, daß
es alles so kreftig und gewiß sey, auch im himmel, als
handelt unser lieber herr Christus selber.

21 Sehling, Bd. XV, Württemberg I

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