25. Kirchenordnung 1578
mals zu halten gedenken, damit nun b diejenigen,
die dasselbige empfahen wöllen, nicht ohne unter-
richt und verstand hinzu gehen und inen selbst solch
sacrament, nach S. Pauli betrawung * 1, zum gericht
empfahen mögen, so wollen wir c anhören und be-
trachten die wort, damit das heilig abendmal von
Christo ist eingesetzt worden, welche beschreiben
die heiligen evangelisten Mattheus, Marcus, Lucas
und der apostel Paulus 2 und lauten also:
Der herr Jesus, in der nacht [... wörtlich wie
S. 276, aber: [203 b] gab in den.]
Die I. vermanung
Vonden ursachen, derenthalben das abend-
mal zu halten und zu gebrauchen sey
1. Anfangs aber und zum allerersten soll ehi jeder
Christ lernen und wissen, daß es nicht vergeblich,
sondern auß hohen und wichtigen ursachen ge-
schehe, daß man [204] das heilig abendmal Christi
so oft in der kirchen halte, das ist, außteile und
empfahe und die lere davon mit solchem ernst ube
und treibe 3. Dann gleichwie man die lehre des evan-
unsers etc. Geliebte in Christo Jesu! Wir sind allhier
versammlet, unsere hertzen in wahrer busse und
bekantnis unserer sünden vor dem grossen und all-
gewaltigen Gott auszuschütten und eine christliche
vorbereitung zu dem genuß des h. abendmahls an-
zustellen. Damit nun solches heilsamlich geschehe,
so lasset uns gleich anfangs göttliche gnade dazu er-
bitten mit einem glaubigen Yatterunser.
b Statt „damit nun“ in Langenburger Ex. hs. Ände-
rung: so wolien wir, damit.
c ,,so woilen wir“ in Langenburger Ex. gestrichen.
1 = Bedrohung. 1 Kor 11, 29.
2 Mt 26, 26-28; Mk 14, 22-24; Lk 22, 19 f.; 1 Kor 11,
23-25.
3 Bis hierher in Hofmanns Predigten (Druck 1599,
siehe oben S. 243). S. 86-88: Concio prima, doctri-
nam de coena sine nausea audiendam. Es hat, ge-
hebten in Christo Jesu, mit dem heiligen abendmal
unsers herrn und heylands Jesu Christi (davon wir
jetzund anfahen wöllen E. L. [Euer Liebden, Anrede
der Predigtgemeinde] zu berichten) ein solche gestalt,
daß wir uns gegen Gott schwerlich vergreiffen und
versündigen und seine höchste ungnad und zorn auf
uns laden, wir empfahen gleich dasselbig selten oder
gar nicht oder kommen unwirdig darzu. Demnach
stehet es einem jeglichen trewen pfarrherrn und
seelsorger zu, daß er sein befohlen pfarrvolk zum
ofternmal durch wichtige und bewegliche ursachen
dahin treibe und ermahne, daß [hs.: + sie] beydes
das nachtmal oft besuchen und daß sie sich mit rech-
gelii in der kirchen soll für und für mit lust und lieb
treiben 4, anhören und erwegen, also sol auch die lehr
vom nachtmal ohn aufhören bey den christlichen
versamlungen klingen und getrieben 5 werden. Denn
es ist je die summa des gantzen evangelii in dem
heiligen nachtmal begrieffen, 6dieweil und das evan-
gelium anderst nichts lehret, dann 6 daß Christus
hab sein leib und leben für uns hingeben in tod, uns
vom tod erlöset und das leben erlanget und hab sein
blut vergossen, unsere sünd damit zu büssen, daß
sie uns von dem himlischen vatter nit zugerechnet,
sonder vergeben werden sollen. Welche lehr im heili-
gen nachtmal mit klaren worten begrieffen ist.
2. Darzu soll man in der kirchen immerzu die
geengstigten gewissen, so grosse betrübnuß und an-
fechtung haben, aufrichten mit göttlichem, war-
haftigem trost, und sol der göttliche trost 7 für und
für laufen und fliessen, darmit allwegen die dursti-
gen gewissen 8 wasser haben zu trinken. 9Dann wie
das leibliche wasser ein edle gab Gottes ist 9, welches
man in diesem leiblichen leben nicht entraten kan,
also ist auch 10 das geistliche wasser des göttlichen,
ter wirde und bereitschaft zu dem tisch deß Herrn
verfügen.
Hierauf, so wil ich zur fürderung göttlicher ehr,
euwerer seelen heil und mnb meines beruffs willen
etliche kurtze predigten oder vermahnungen von
beyden stücken tun und auf dißmal etliche ehafte
[ = begründete, stichhaltige] ursachen anzeygen,
die uns zum embsigen gebrauch deß heiligen abent-
mals nicht allein treiben und zwingen, sonder auch
gantz willig und lustig machen werden, so wir sie mit
ernst und eifer anhören und behertzigen. Der ewige,
barmhertzig, himmlisch vatter wölle uns darzu umb
seines geliebten sohns Jesu Christi willen die gnade
seines Heiligen Geistes gnädiglich verleihen.
Und anfänglich, weil das heilig abentmal an ihm
selbst so herrlich, nützlich und tröstlich ist, wie wir
in folgenden predigten hören werden, solten wir uns
umb dasselbig ohne alles vermahnen und treiben
mit haufen dringen, auch desselben lehre oft ohne
verdrieß anhören und uns bereit machen, solches
wirdiglich zu empfahen.
4 Fehlt Hofmann. 5 Hofmann: gemerkt.
6-6 Hofmann: es lehret uns je das evangelium.
7 Hofmann: + für und für in der kirchen lauter und
rein geführet werden, wie ein brunnen bey einer ge-
mein soll.
8 Fehlt Hofmann.
9-9 Hofmann: Es ist das leiblich wasser auch ein gab
Gottes.
10 Statt ,,also ist auch“ bei Hofmann: vde wir dasselb
sonderlich oft erfahren, aber.
328
mals zu halten gedenken, damit nun b diejenigen,
die dasselbige empfahen wöllen, nicht ohne unter-
richt und verstand hinzu gehen und inen selbst solch
sacrament, nach S. Pauli betrawung * 1, zum gericht
empfahen mögen, so wollen wir c anhören und be-
trachten die wort, damit das heilig abendmal von
Christo ist eingesetzt worden, welche beschreiben
die heiligen evangelisten Mattheus, Marcus, Lucas
und der apostel Paulus 2 und lauten also:
Der herr Jesus, in der nacht [... wörtlich wie
S. 276, aber: [203 b] gab in den.]
Die I. vermanung
Vonden ursachen, derenthalben das abend-
mal zu halten und zu gebrauchen sey
1. Anfangs aber und zum allerersten soll ehi jeder
Christ lernen und wissen, daß es nicht vergeblich,
sondern auß hohen und wichtigen ursachen ge-
schehe, daß man [204] das heilig abendmal Christi
so oft in der kirchen halte, das ist, außteile und
empfahe und die lere davon mit solchem ernst ube
und treibe 3. Dann gleichwie man die lehre des evan-
unsers etc. Geliebte in Christo Jesu! Wir sind allhier
versammlet, unsere hertzen in wahrer busse und
bekantnis unserer sünden vor dem grossen und all-
gewaltigen Gott auszuschütten und eine christliche
vorbereitung zu dem genuß des h. abendmahls an-
zustellen. Damit nun solches heilsamlich geschehe,
so lasset uns gleich anfangs göttliche gnade dazu er-
bitten mit einem glaubigen Yatterunser.
b Statt „damit nun“ in Langenburger Ex. hs. Ände-
rung: so wolien wir, damit.
c ,,so woilen wir“ in Langenburger Ex. gestrichen.
1 = Bedrohung. 1 Kor 11, 29.
2 Mt 26, 26-28; Mk 14, 22-24; Lk 22, 19 f.; 1 Kor 11,
23-25.
3 Bis hierher in Hofmanns Predigten (Druck 1599,
siehe oben S. 243). S. 86-88: Concio prima, doctri-
nam de coena sine nausea audiendam. Es hat, ge-
hebten in Christo Jesu, mit dem heiligen abendmal
unsers herrn und heylands Jesu Christi (davon wir
jetzund anfahen wöllen E. L. [Euer Liebden, Anrede
der Predigtgemeinde] zu berichten) ein solche gestalt,
daß wir uns gegen Gott schwerlich vergreiffen und
versündigen und seine höchste ungnad und zorn auf
uns laden, wir empfahen gleich dasselbig selten oder
gar nicht oder kommen unwirdig darzu. Demnach
stehet es einem jeglichen trewen pfarrherrn und
seelsorger zu, daß er sein befohlen pfarrvolk zum
ofternmal durch wichtige und bewegliche ursachen
dahin treibe und ermahne, daß [hs.: + sie] beydes
das nachtmal oft besuchen und daß sie sich mit rech-
gelii in der kirchen soll für und für mit lust und lieb
treiben 4, anhören und erwegen, also sol auch die lehr
vom nachtmal ohn aufhören bey den christlichen
versamlungen klingen und getrieben 5 werden. Denn
es ist je die summa des gantzen evangelii in dem
heiligen nachtmal begrieffen, 6dieweil und das evan-
gelium anderst nichts lehret, dann 6 daß Christus
hab sein leib und leben für uns hingeben in tod, uns
vom tod erlöset und das leben erlanget und hab sein
blut vergossen, unsere sünd damit zu büssen, daß
sie uns von dem himlischen vatter nit zugerechnet,
sonder vergeben werden sollen. Welche lehr im heili-
gen nachtmal mit klaren worten begrieffen ist.
2. Darzu soll man in der kirchen immerzu die
geengstigten gewissen, so grosse betrübnuß und an-
fechtung haben, aufrichten mit göttlichem, war-
haftigem trost, und sol der göttliche trost 7 für und
für laufen und fliessen, darmit allwegen die dursti-
gen gewissen 8 wasser haben zu trinken. 9Dann wie
das leibliche wasser ein edle gab Gottes ist 9, welches
man in diesem leiblichen leben nicht entraten kan,
also ist auch 10 das geistliche wasser des göttlichen,
ter wirde und bereitschaft zu dem tisch deß Herrn
verfügen.
Hierauf, so wil ich zur fürderung göttlicher ehr,
euwerer seelen heil und mnb meines beruffs willen
etliche kurtze predigten oder vermahnungen von
beyden stücken tun und auf dißmal etliche ehafte
[ = begründete, stichhaltige] ursachen anzeygen,
die uns zum embsigen gebrauch deß heiligen abent-
mals nicht allein treiben und zwingen, sonder auch
gantz willig und lustig machen werden, so wir sie mit
ernst und eifer anhören und behertzigen. Der ewige,
barmhertzig, himmlisch vatter wölle uns darzu umb
seines geliebten sohns Jesu Christi willen die gnade
seines Heiligen Geistes gnädiglich verleihen.
Und anfänglich, weil das heilig abentmal an ihm
selbst so herrlich, nützlich und tröstlich ist, wie wir
in folgenden predigten hören werden, solten wir uns
umb dasselbig ohne alles vermahnen und treiben
mit haufen dringen, auch desselben lehre oft ohne
verdrieß anhören und uns bereit machen, solches
wirdiglich zu empfahen.
4 Fehlt Hofmann. 5 Hofmann: gemerkt.
6-6 Hofmann: es lehret uns je das evangelium.
7 Hofmann: + für und für in der kirchen lauter und
rein geführet werden, wie ein brunnen bey einer ge-
mein soll.
8 Fehlt Hofmann.
9-9 Hofmann: Es ist das leiblich wasser auch ein gab
Gottes.
10 Statt ,,also ist auch“ bei Hofmann: vde wir dasselb
sonderlich oft erfahren, aber.
328