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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0353
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Vermahnungen voni Abendmalil

mit bußfertigem und glaubigem hertzen das nacht-
mal empfahen, so weiden wir dasselb wirdig ge-
brauchen und also gesterkt werden im glauben uncl
gottseligem wandel; darzu wöll uns Gott seinen
Heihgen Geist verleihen durch Jesum Christum.
Amen. [212]

D ie III. vermanung

Von dem wesen des heiligen abendmals 1

Wir haben aber bißhero gehandelt den ersten
artikel des heiligen nachtmals, wie nemlich allen er-
wachsenen und verstendigen christen nötig sey, clas
nachtmal zum öfternmal nach dem außtrücklichen
und ernstlichen befelch Christi und umb unserer
schwachheit willen zu gebrauchen. Nun wöllen wir
das ander stück für uns nernen und anzeigen, was
wir von der substantia uncl wesen des nachtmals
für ein christliche und gottselige meinung uncl glau-
ben haben sollen. Solches können wir aber nirgends
anders her lernen, denn auß 2den jetzt verlesenen
worten der stiftung des nachtmals, darinnen ange-
zeiget wird, das im 2 nachtmal zwey unterschiedliche
ding, ein irdisches und ein himlisches, in eniem
sacrament verleibt sein. Dann Christus hat je, nach
aller evangelisten 3 einhelliger anzeigung, in der ein-
setzung des nachtmals brot und wein gebrauchet,
welches ist das irdisch und leiblich, so man mit leib-

a~ a In Braunsbacher und Ruppertsbofener Ex. hs.
Änderung: durch welche mittel er uns seinen
waren leib und sein wares.

b~ b In Ruppertshofener Ex. hs. Änderung: dieweil der
leib und das blut Christi im heiligen abendmal
nicht irdischer, natürlicher, raumlicher weiß oder
auch seinem menschlichen, verclärten wesen und
deßelben eigenschaften nach gegenwertig ist, son-
der dieweil der sohn G-ottes seinem leib und seinem
blut, außer raum und ort, in sich selber oder in
seiner götthchen herrligkeit von wegen der per-
sönlichen vereinigung (und also in mysterio, das
ist geheimnuß weiß, wie die alte kirch zu reden
gepflegt) die handlung deß heiligen abendmals
wahrhaftig gegenwertig darstellet, welcher gestalt
der leib und das blut Christi dem heiligen abend-
mal widerumb auch wahrhaftig gegenwertig ist.
In Braunsbacher Ex. auch Hinweis auf Änderung.
c ,,und wesentlichen“ in Braunsbacher und Rup-
pertshofener Ex. gestrichen.
d In denselben Ex. hs. Änderung: durch solche mit-
tel.

lichen augen sehen und mit an[212b]dern sinnen be-
greifen kan. Darzu, so hat er brot und wein dazu-
mal zu solchen mitteln 4durch sein wort geordenet,
adas er uns damit oder darinnen seinenwaren und
wesentlichen leib und sein wares und wesentliches a5
blut zu essen und zu trinken darreichen und uber-
geben wölle, welches ist uncl genant wird das him-
lische, bdarumb, weil der leib und das blut Christi
im abendmal unter brot und wein nicht auf natür-
liche, begreifliche und irdische, sondeim auf uber-
natürliche, unbegreifliche und himlische weise gegen-
wertig sein b, wie von solcher warhaft.en cund
wesentlichen c gegenwart des leibs und bluts Christi
die wort des IJerrn klar und deutlich sein, da er vom
brot sagt: Nemet hin und esset, das ist mehi leib.
Und vom wein im kelch: Nemet hin und trinket alle
darauß, das ist mein blut etc. Darauß offenbar ist,
das zum wesen des heiligen abendmals nicht allein
brot und wein, sondern auch der ware, gegenwertige
leib und das ware, gegenwertige blut Christi ge-
hören; also das ein jeder christ, der cliß abendmal
gebraucht, nicht allein brot und wein, sondern
darunter d auch den leib und clas blut Christi miind-
lich isset und trinket.

Darumb, clieweil 4 Christus ein warhaftiger und
allmechtiger eingeborner son Gottes ist, so sollen
wir auch, wie die rechten christen, im und seinem
[213] wort die ehr geben und nicht trachten und
forschen, wie die fürwitzigen, unglaubigen und

1 Die Überschrift bei Hofmann 1599 (S. 112): Qucirta
adhortatio. De coenae dominicae vera doctrina.

2-2 Hofmann: der stiftung des nachtmals, welche die
drey evangelisten Matth. 26 [26-28], Marc 14 [22—
24], Luc. 22 [19 f.] und Paulus 1. Corinth. 11 [23-25]
beschrieben haben, und zeygen an, daß im heiligen.
3 Statt ,,aller evangelisten“ bei Hofmann: ihrer aller.
4~ 4 Hofmann (S. 114): geordnet und geweyhet, dar-
durch er uns seinen waren wesentlichen leib und
blut uberantwortet und zu unserm eygentumb
schenke[t], welches ist das himmlisch und geistlich.
Dann niemand kan solches mit der vernunft, wil
geschweigen mit den eusserlichen sinnen, sonder
allein mit den augen deß glaubens sehen und fassen.
Solcher glaub helt sich an die klare kelle wort unsers
Herren Christi, die er von dem brot, daß es sey sein
leib, und von dem wein im kelch, daß es sey sein
blut, geredet hat, das ist, daß er uns mit brot und
wein sein leib und blut warhaftigiich und gegen-
wertiglich zu empfahen verordnet hat. Dieweil
dann.

5 Die Zuneigung Graf Wolfgangs und seines Hofpredi-

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