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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Franz, Gunther [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0356
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25. Kirchenordnung 1578

imd allerdings in ein ander wesen verendert würden,
das nichts dann die blosen gestalten uberbliben, wie
man bißhero im bapsttumb gelehret hat, sondern
das brot und wein sein wesen behalten und gebe uns
doch Christus damit 0 sein leib und blut warhaftig-
lich und wesentlichP 28. Also leret uns Paulus,
1. Corinth. II 29: Der gesegnete kelch, welchen wir
segnen, ist der nicht die gemeinschaft des bluts
Christi? Das brot, das wir brechen, ist das nicht die
gemeinschaft des leibs Christi? Hie hören wir, das
Paulus außtrücklich das geweilaet brot und den ge-
segneten kelch im heiligen nachtmal auch nach der
segnung oder weihung brot und kelch nennet und
leret doch darbey, das es nicht schlecht brot und
wein sey, sondern sey solch brot und wein, damit ci
wir die gemeinschaft des leibs uncl bluts Christi
uberkommen 30.

Darumb so sollen wir festiglich halten und glau-
ben, das uns im heiiigen nachtmal mit brot und
wein r, welche ir wesen behalten, nach der stiftung
Christi und seinem allmechtigen und warhaftigen
wort sein leib und blut gegenwertiglich und wesent-
lich s gereicht werdeh In solchem glauben sollen wir
uns [durch] die schwermer und sacramentschen-
der 31, [215 b] welche fürgeben, unser meinung vom
wesen des nachtmals sey falsch, darumb das Chri-
stus mit seinem leib gen himel gefaren sey und sich
zur rechten hand seines himlischen vatters gesetzet
habe, nit irre oder wankelmütig machen lassen.

0 Wie Amn. k.
p Wie Anm. n.

In Braunsbacher und Ruppertshofener Ex. hs.
Änderung: dardurch.
r Wie Anm. k.

s In denselben Ex. für ,,gegenwertiglich und wesent-
lich“ hs. Änderung: in dem sohn Gottes (mit wel-
chem er persönhch vereiniget) gegenwertig und
wahrhaftig.

1 In denselben Ex. ab hier bis zum Schluß der Yer-
mahnung gestrichen. Hinweiszeichen weisen auf
besondere Zettel mit der Änderung.

28 Die lutherische Konsubstantiationslehre, hn Gegen-
satz zur Transsubstantiationslehre.

29 Hofmann hat am Rande richtig: 1. Cor. 10 [16].

30 = erlangen, empfangen.

31 Bei Hofmann am Rande: Der Calvinisten lehr von
Christi himmelfart. Zwinglianer und Calvinisten
waren im folgenden Argument einig. Im Consensus

Dann wir bekennen auch, das Christus sey gen
himel gefaren, welches nicht der wenigst 32 artikel
unsers christlichen glaubens ist. Aber wh’ haben
keinen unchristlichen und gottlosen verstand von di-
sem artikel, wie die schwermer, welche vermeinen,
Christus sey also mit seinem leib gen himel gefaren,
das, ob er wol nach seiner gottheit an allen orten zu-
gegen sey, so bleib er doch mit dem leib im himel an
einem gewissen ort biß an jüngsten tag, da er von
dannen herabfaren werd 33. Hiemit schenden sie die
heiligen himelfart Christi, verneinen die verklerung
Christi und trennen die menschliche natur von der
göttlichen in Christo 31, welche doch weder der tod
noch die pforten der hellen 35 haben trennen können.
Ja, Christus bleibt in 36ewigkeit in einer person ein
warer Gott und mensch 36, trutz dem Teufel und
allen creaturn. Darumb haben wir die christliche
meinung von der himelfart Christi und sitzung 37
der rechten hand semes vatters, das er nach seinen
beiden naturen, der gottheit und menschheit, in
einigkeit der person hab gleichen göttlichen gewalt
[216] bey seinem vatter eingenommen und sey sei-
nen feinden allen zu hoch gesessen, wie im Psalm
[110, 1] stehet, das der Vatter im solches verheissen
und gesagt hat: Setze dich zu meiner rechten, biß
ich deine feind zum schemel deiner füsse lege.

Wir glauben und halten auch, das Christus, als
ein warer Gott und mensch in einer unzertrenlichen
person nicht also gen himel gefaren sey, das er sich

Tigurinus von 1549 § 25 heißt es: quia tamen corpus
Christi, ut fert humani corporis natura et modus,
finifnm est, et coelo, ut loco, continetm: necesse est
a nobis tanto locorum intervallo distare, quantum
coelum abest a terra. (E.F. Karl Müller, Die Be-
kenntnisschriften der reformierten Kirche. Leipzig
1903, 163.)

32 = gering, unwichtig.

33 Zu dieser Lehre, die Zwingli schon in der Amica exe-
gesis vertreten hatte, siehe Walter Köhler, Zwingli
und Luther. Bd 1. Leipzig 1924, 412.

34 Verklärung = Verherrlichung. Gemeint ist die Ver-
einigung der göttlichen und menschlichen Natur.
Nach der lutherischen Ubiquitätslehre ist auch die
menschliche Natur Christi nach der Auferstehung
allgegenwärtig und auch im Abendmahl.

35 Die Lehre von der ILöllenfahrt Christi zwischen Tod
mid Auferstehung nach 1 Petr 3, 10.

36-36 Hofmann: ewigkeit [msprünghch: einigkeit] der
person ein warer Gott und mensch in ewigkeit.

37 Hofmann: + zu.

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