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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0461
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B. Generalartikel

Gott seinen zorn, pestilentz und andere geschwinde
abschewliche krankheit, teurung, krieg und der-
gleichen gemeine landstraffen ergehn last * 1, daran,
wie zu vermutten, diß eine ursach, das unsere
amptsdiener uber unsern vor jaren ausgegangenen
ernstlichen mandatis 12 wenig execution tun und
durch die finger sehen,

so ist unser ernsthcher bevelch, das die kirchen-
diener in allen iren predigten, da die deßen vermög
des text gelegenheit und ursach, mit gebuerlichen
ernstlichen vermanungen und straffen anhaltenfi
deßgleichen unsere amptsdiener und ein jeder in
seinem bevohlenem ampt dennechsten unsere vor
jarn ausgegangene mandata, so der policeyordnung
einverleibt, widerumb ernewern und verkunden k,
auch mit allem ernst und vleis daruber handhaben
und vermög derselben oder den reichsabschieden 13
gegen den verbrechern mit höchstem er[n]st, ohne
einiche nachlaß und niemand ußgenommen, proce-
diren und vortfaren, auch ihre geflißene anstehung
mit rat der kirchendiener in den wurtsheusern und
in der gantzen commun tun und machen soll, das
uf die gottslesterer und andere sündhafte gesellen
gute kundschaft gemacht und clennechsten ange-
zeigt.

Dann da wir in erfarnus kommen, das einiger
amptsdiener hierinnen den schuldigen ernst und
vleis nicht angewand, sonder durch die finger ge-
sehen und jemand durchschlipfen laßen oder zum
wenigen an uns nicht gebracht und dasjenig voln-
tzogen, so unsere ausgangene mandaten inhalten, so
sofien der- oder clieselbige hiermit wißen, das wir sie
mit solchen straffen, die die verbrechere verdienet,
oder sonsten in andere weg gegen inen dermaßen
ernstlichen volnfahren wöllen, das sich andere

1 Bis hierher entsprechend Prot. 1581, Art. 16.

1 In Prot. 1581, ist nur an die Kirchendiener und
nicht an die Amtsdiener gedacht: daruf die kirchen-
diener mit geburlichen, ernstlichen vermahnungen
auch anhalten und also auf ernstliche execution
derselben [PolizeiO.] verhoffenlich bey vilen leu-
ten beßerung und abwendung Gottes zorn erfol-
gen mochten.

k Prot. 1581: were des synodus undertenig bedenken
und bitten, das die herschaft die policeyordnung
und hievor ergangene ernstliche mandata wider-
umb ernewert...

amptsdiener darinnen zu bespieglen ursach haben
und meniglich 14 unser höchstes mißfaflen darbey
spieren sollen, wie wir dann auch ohnediß bedacht,
in kurtze newe und scherpfere mandata und revi-
dirte, auch verbeßerte pohceyordnungen ausgehn
zu laßen 15, daruf doch keiner warten oder sich dar-
mit in etwas zu entschuldigen haben, sonder, wan
die ubersendet, stracks und mit höchstem vleis und
ernst handhaben sollen.

[4.] Vom kirchengesang

Wir haben auch aus der visitation befunden, das
schier in allen pfarren nur die schueler allein und
niemands von dem pfarrvolk mitsingen tue. Weil
aber in den psalmen und kirchenlieder viel guter
lehr, trost, glauben und christliche, nutzliche sachen
begriffen und unser meinung ist, das gehörter ur-
sachen halben 1 das gesang bey der gemeind in der
kirchen auch in gang und ubung gebracht werden,
so sollen die pfarrherr das volk in iren predigten
vleisig dartzu vermahnen und ant.zeigen, was nutz
sie clarvon gehaben konnen, das auch die eheleut
aus jedem haus zum wenigsten ein kind zu cler
schuelen schicken uncl halten, welches neben dem
catechismo auch die psalmen lernen singen und
furters wie im catechißmo also auch mit clem gesang
das uberig hausgesind anfuren kenclen.

Darbey sollen auch sie die pfarrher das volk er-
innern, das sie im singen aufeinander, sonderhchen
aber uf den schuelmeister uncl schueler gute achtung
geben uncl nit zu laut oder hoch, noch auch unorden-
lich singen, als wie sie uf dem velcl schreyen, soncler
hierin gebuerliche maß halten, darurnb auch fur-

1 Ab hier der Absatz entsprechend Prot. 1581,
Art. 21, Abs. 1.

12 Nr. 6, 13 und 17.

13 Reichspolizeiordnungen 1548 und 1577. In: Neue
und vollständige Sammlung der Reichs-Abschiede...
T. 1-4. Frankfurt a.M. 1747. T. 2, 587-606 und 3,
379-398.

14 = jedermann.

15 PolizeiO. 1583 (Nr. 33).

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