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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0507
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D. Visitations- und Synodalordnung

[3.] Von visitation der kirchendiener
zue Ohringaw

Nachdem wir auß jungster visitation befunden, das
ebensowol ein hohe notturft, das die visitation zue
Oringaw und auch schier mit mehrerm vleiß vorze-
nhemen, dan an andern orten, so ordnen und setzen
wir, das alda zue Öringaw jerlichs auch zweymal visi-
tirt und damit nachvolgende ordnung gehalten werden:

Nemblich, so soll jede herrschaft den pfarher und
einen rat zue hove abordnen und die erste visitation
uf N. zeit, die andere auch in N.zeit 4 furgenommen
und eben vermög der obbestelten superintendentzord-
mmg gegen allen kirchendiener und einen jeden inson-
derheit procedirt werden. Doch wollen wir den ge-
ordneten nach unserm ermessen, guetachten und er-
heischender notturft iedesmaln bevelch tun, ob und
welche articul sie uberschreiten oder anderen gebrau-
chen, was sie sich auch der biblioteck 5, lateynischen
und teutschen schull halben und sonsten in andere
wege verhalten.

Und sollen die abgeordneten alle sachen, sonderlich
die fell und mängel, so allenthalben bey kirchen- und
schulldienern, auch pfarrkindern befunden, vleissig
protocolliren, solche, und wie aie abzuschaffen, zu ver-
bessern oder sonsten daruber zu bescheiden, mitein-
ander beratschlagen, zum besten erwegen und, was ir
bedenken, daruf setzen 6 und ad marginem spacium
lassen, [damit] hernacher, wan wir solche protocolla
hören ablesen, darzue geschrieben werden könne, ob
uns dieselbig bedenken gefellig und was darüber unser
endlicher bescheid und meynung seye.

[4.] Von synodis 1

2Wiewol bey etlichen unsern genachtbarten fürsten
bishero in ubung gewesen, jerhch capitel oder synodos

4 Siehe S. 481, Anm. 3.

5 Siehe unten Teil F.

6 Für Öhringen fallen Visitationskommission und
Svnodus zur Beratung der Protokolle zusammen.

1 In Prot. 1581 Art. 46 war bestimmt, daß „Vom
synodo“ ein Auszug aus der kurfürstl. sächs. KO
,,pag. 262“ (Sächs. KO 1580, Sehling 1, 410-416)
gemacht werden ,,und mutatis mutandis nach der
graveschaft gelegenheit gleichergestalt verordnung
geschehen“ solle. Jakob Andreä hatte zuvor in Kur-
sachsen und bei den Verhandlungen vom 4.-23. 7.
1580 in der Markgrafschaft Brandenburg die Erset-
zung der Kapitel oder (Partikular-)Synoden durch
eine 2. Visitation gewünscht. Die Markgrafschaft
hielt aber an den Kapiteln fest.

2-2 Sächs. KO 1580: Nachdem auch hiebevor diese
verordnung geschehen. Die hohenlohische KapitelsO.

dergestalt ze halten 2, das ein jeder superintendens
nach seiner und seiner undergebener pfarrer gelegen-
heit alle und jede pfarrer, so in seine superintendenz
gehörig, zuesamen beruffen und sich darinnen irer
leher und sitten und andere vorfallende gebrechen,
wie sich ire pfarkinder verhalten oder was sich sonst
fur irrige sachen zugetragen, anzezeigen,

und da der superattendens etwas ungebürlichs oder
sträflich von seinem pfarrer, seiner superattendentz in-
corporirt, erfahren, oder inen die andere kirchendiener
gerugt und angezeigt, in geheimb darumb ansprechen
und nach gelegenheit der gebrechen mit worten straffen
und verwarnen, da keine besserung volgen und der-
gleichen clagen mehr von ime furkommen wurden, sol-
ches an das consistorium 3oder die herschaft selbst an-
bringen, darneben auch seine anbevholene pfarherrn 3
zue vleissigem studiren, zuchtigem wandel, zue trewen
diensten ires ambts und berufs und zue freundlicher
bruderlicher ainigkeit vermahnen sollen:

so hat sich doch letstlich befunden, das durch solchen
weg der kirchen, schuelen und pfarrkinder nichts ge-
holfen oder dadurch erbawet, 4sonder solche convent
offtermals 4 5mit grossen ergernissen, nachteil und
schaden der kirchen gehalten 5, und manchsmall die
superintendenten 6mehr dan die undergebene pfarrer
ernstlicher erinnerung und vermahnung ires unvleiß
im studiren, untrew in irem ambt und ergerlichen
lebens halben bedörft, die sie den andern pfarherrn
und kirchendienern tun sollen 6, derwegen wir verur-
sacht worden, diesen articul m dem gehaltenen synodo
zue Oringaw auch beratschlagen und daruber schlies-
sen zue lassen 7.

Da sich nach gelegenheit unserer graveschaft und
derselben regierunge befunden, das weder rätlich noch
tünlich, dergleichen capitel-, convents- oder synodi

1579 (Nr. 26) und ihre teilweise Druchführung ist
nicht erwähnt. Stattdessen sind benachbarte Für-
sten wie die Markgrafschaft Brandenburg ange-
führt. Das folgende mit zahlreichen Anderungen aus
Sächs. KO.

3- 3 Sächs. KO: gelangen lassen müste, inmassen er
auch solches tun und das consistorium hierinnen
gebürlich einsehen haben sol, desgleichen, das er
auch solche seine nachbarn im synodo freundlich er-
manen sol.

4- 4 Sächs. KO 1580: das solche synodi nicht allein un-
nützlich, sondern auch mehrmals.

5- 5 Aus Sächs. KO.

6- 6 Aus Sächs. KO.

7 Nachdem die „Ursach, warumb den superintenden-
ten nicht bevelhen noch zu erlauben, das sie capitel
halten“ (wie Prot. 1581 Art. 44 vermerkt) in einem
besonderen Schreiben ausführlich angezeigt werden

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