Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0530
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
33. Polizei- und Eheordnung 1583

abentraal empfahen soll etc. S. 137. - 4. Von zauberey und segenwerk etc. S. 139. - 5. [B: § 3] Von
schlagen, haclern und freveln. S. 515. — 6. Von ehestiftungen. S. 516. — 7. Von den verbottenen
graden der blutsfreundschaft und schwagerschaft. S. 202. - 8. Von heiratsabreden und ainkind-
schaften. S. 203. - 9. Von den hochzeiten und schenkungen. S. 204. - 10. Von dantzen. S. 205. -
11. [B: § 4] Von hurerey, ehebruch uncl anderer unzucht. S. 194. - 12. [B: § 2] Vom laster des voll-
saufens. S. 517. - [Schluß] S. 518.

[Die §§ 2-4 stammen aus der PO 1558, Nr. 13; die §§ 7-11 stammen aus der EheO. 1572,
Nr. 19 a uncl b, und sind jeweils dort angemerkt.]

[ Vorrede]

Wir Anna, grävin von Hohenloe etc., geborne
grävin von Solms etc., wittib, und wir Wolffgang,
grave von Hohenloe und herr zu Langenburkg etc.,
fügen aeuch, unsern untertanen, hiemit zu ver-
nemen, daß, ob wir wol vor disen jaren allerley gute
ordnung, gebott und verbott haben ausgehen und
offenthch fürlesen laßen, wie man sich eins gott-
seligen, christlichen und erbarn lebens und wandels
verhalten, sonderhch aber in verheyratung recht-
meßigen, christlichen proceß nach götthchen und
keyserhchen gesatzen halten soll 1: kommen wir
doch in glaubwirdige erfahrung, das dieselben unsere
ordnungen leichtfertig veracht.et und vielfeltig uber-
tretten werclen.

Darab wir dann, wie billich, nit ein gering un-
gnedig mißfahen tragen, sintemal dardurch der ge-
rechte zorn göttlicher maystatt und also allerley

a-a ß: allen und jeden unsern amptleuten, kellern,
vögten, schultheißen, anwölden, burgern, under-
tannen, hindersessen, zu- und angehorigen 2 zu
vernemmen, daß wir aus jungster unserer grave-
schaft gehaltenner kirchen- und landsvisitation 3
hefunden, daß weder uher weiland deß wolgebor-
nen unsers freundlichen, lieben ehegemahls und
herrn vatters, grave Ludtwig Casimirs von Hohenn-
loe etc., wolseeliger gedechtnuß, noch auch unsern
außgangenen policey- und andern landsordnungen
von euch, den amptsdienern und undertonnen,
wie sich gebürt nicht gehalten, sonder in allen
amptern unserer gräveschaft ein gantz rochloß,
unchristlich leben wider entstanden, und fürnemb-
lich die erschröckenliche sünde und laster des
grausamen gotteslestern, fluchen, schwören, vol-
saufens, freßens, hadern, schlagen, balgens und
unzucht gantz gemein worden und wider uber-
hand genommen, welches wir zwar mit schmert-
zen verstanden, und darumb der almechtig, güet-
tig Gott unß nit unpillich albereit mit schweren

grewliche straffen höchlich verursacht, die zum teil
über uns ergangen, zum teil noch schwerere haben
zu gewarten, wo nit beßerung volgt, und auch un-
serm, als euer von Gott fürgesetzten obrigkeit ernst-
hchen willen und befelch, die wir je nichts hebers
Avolten, dann unserer untertanen christhchs, gott-
seligs leben, sampt irer zeithchen und ewigen wob
fart, so leichtfertig uncl unverschempt zuwider ge-
handelt würd.

Derohalben wöhen wir alle unsere vor der zeit aus-
gangene ordnung und satzung, die wir unserm von
Gott befolhenen ampt nach mit allem ernst haben
begreifen und außgehen laßen, - und in etlichen die
straffen der laster scherpfen laßen, weil sie so ge-
mein werden und tiberhand nemen wöllen - unver-
achtet, sonder in frischer gedechtnus und üblichen
gebrauch und gehorsam durchaus in allen und jeden
puncten und artikeln bey unsern untertanen stracks
gelebt, nachgesetzt und gehalten haben, bey ver-

straffen heimbgesucht, und zu besorgen, noch
schAverere und ernstlichere straffen seines grimmi-
gen zorns uber unß außschuetten werd,

damit nun unser alß der obrigkeit hochstes
mißfallens gespürt und, soviel an uns ist, solchen
lastern gesteuert, auch mit allem ernst. gestrafft
werde: so haben wir dise kurtze summarische be-
velch und articul, biß die andere unsere vorha-
bende außfüehrliche landsordnungen vollends
verfertigt und publiciert werden mögen, außgehen
und an etlichen orten die straffen, so in den alten
ordnungen bestimpt, wie dann einer jeden obrig-
keit, wenn die laster so gar uberhand nemmen
wöllen, frey stehet, scherpfen laßen.

TJnd ist daruf...

1 Siehe S. 509 (Benutzte Ordnungen).

2 Zu den Personenkreisen siehe S. lOf.

3 Die große Visitation 1581, deren über den kirchli-
chen Bereich hinausgehender Charakter hier betont
wird.

512
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften