Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Franz, Gunther [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0628
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
45. Visitationsordnung 1589

Articul, darauf unsere ambtsdiener m, ge-
richtspersonen und andere aus der ge-
meind n48 sollen examiniret und befraget
werden

1. Ob der pfarherr 0 sich mit der lehre, reichung
der sacramenten und anderen ceremonien unser
kirclienordnung 49 Pund andern an ihne abgangenen
befelchen und ordnungenP gemeß verhalte und in
seinem ambt trew und fleißig seyh

2. Ob er auch den catechismum oder kinderlehre
alle sontag vleißig treibe.

3. Ob er den catechißmum den kindern auch deut-
lich fürsage und ihme denselben nachsprechen
laße r.

4. Ob er auch in den feyer- und freytagen predig-
ten, cleßgieichen am sambßtag, ssonderlich wan
communicanten vorhanden s, die vesper halte 50.

5. Ob das täglich gebett 51 ohne underlaß gehalten
uncl auch besuchet werdeh

6. uOb der pfarherr clie communicanten mit aller
guter bescheidenheit und freundligkeit befrage und
nach gelegenheit cler personen und deroselben ver-
stand sich also erzeige, daß sie von dem nachtmahl
nit geschreckt oder ihnen die sach, so schwer,
forchtsamb, bekümmerlich und angstsam, v-iein dem

m Öhringen: beede keller, schultheis, amptsdiener,
rats- oder.

11 Öhringen: burgerschaft.

0 Statt ,,der pfarherr“ in Öhringen: die kirchendie-
ner. (Weiterhin sind Änderungen, die nur der Tat-
sache Rechnung tragen, daß es in Öhringen meh-
rere Kirchen- und Schuldiener gab, nicht ver-
merkt.)

p-p Fehlt Öhringen. ,,und ordnungen“ in B eingefügt.

Ci A: + ob er die predigten memoriter verrichte
oder auß einem buch leße. Fehlt B, C, Nassau
1589 und Öhringen.

r Frage in B eingefügt. Fehlt Nassau 1589.
s_s Öhringen: und feyerabents.

1 Frage fehlt Öhringen.

u In B gestrichen und durch jetzige Fragen 6-8 er-
setzt: Ob der pfarher sich in der privatconfessio
und beicht oder antzeig mit den erscheinenden
personen freundlich handle und diejenigen, so
etwas jung und unbericht, der gebuer underweise.

v A falsch: mit.

w-w Fehlt B und C. Frage fehlt Nassau 1589.

x Frage in Öhringen: Ob sie ein gewise zeit halten,

babstum geschehen, vorgemahlet, das sie dardurch
kleinmüetig und zweifelhaftig gemacht v rerden.

7. Ob vielbemelter pfarherr in anhörung der
beicht auch alte handel, welche vor langem hin-
gelegt, verglichen und vergeßen, widerumb herfür-
suche und den communicanten aufrupfe.

8. Item, ob er die communicanten auch mit an-
dern fragen, so unserer kirchenordnung nit v einver-
leibt 52, beschwere.

9. Ob er in der fastenzeit vor Ostern, wvon Invo-
cavit biß auf Palmarum, täglich w die kinder und
gesind aus dem catechißmo examinire 53 und hier-
under alle sanftmuet und gebuhrende beschaiden-
heit gebrauche.

10. Ob er sich im straffen auch sanftmüetig er-
zeige oder auß privataffection sich zu zorn bewegen
laße, scharpfer, schmehlicher, grober wort und ge-
berdten in den predigten gebrauche.

11. Ob er auch ohnnottiges hollhippen 54 und
schälten unserer widei'sacher der papisten, calvi-
nisten, sacramentirer 55 oder wie sie namen haben
mögen uf die bahn bringe.

12. Ob er ein gewiße zeit, alß zu sommerszeiten
umb acht uhr und zu winterszeiten umb neun uhr,
mit dem predigen halte x.

13. Ob auch mit dem gesang, verlesung der collec-

da man zur predig leuten tut und zusamenschlecht
[ = die Glocken zusammenläutet].

48 Siehe S. 10. Gerichtspersonen gehören zum aus 12
Schöffenbestehenden(Vogtei-)Gericht. DieGemeinde
umfaßt die vollberechtigten Bürger (Gemeinsmän-
ner, Untertanen) mit eigenem Haus und Hof.

49 Die gedruckte KO 1578, Nr. 25.

50 Die Vesper (mit Verhör der Kommunikanten aus
dem Katechismus vor Abendmahlsgottesdiensten,
KO 1578, Kap. 6) wurde also auf dem Lande nicht
regelmäßig gehalten, während sie in Öhringen auch
an Abenden vor Wochenfeiertagen stattfand.

51 Zum 1588 eingeführten täglichen Gebet um 12 Uhr
siehe Nr. 38.

52 KO 1578, S. 285.

53 Zum „Generalkinderexamen“ siehe KO 1578, Nr.
25, Kap. 4.

64 = Schelten, Schmähen.

65 Vor allem Zwinglianer und Calvinisten mit ihrer ab-
weichenden Abendmahlslehre. Da Graf Wolfgang
eine vermittelnde Lehre vertrat, verbot er die Kan-
zelpolemik.

610
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften