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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0680
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54. Schul- und Gesangsordnung samt Yerbesserungen der Kirchenzeremonien 1596

I.G. bevellich ohngeachtet nichtsdestoweniger seine
zuhörer über die zeit aufgehalten, darzue dann nicht
wenig ursach gibt, das etliche in ihren predigten, ehe
sie zum handel selbs schreiten, clie bestimbte zeit
fast zum halben tail mit langen, ohnbequemen
exordiis * * * * * 7 ohnniitzlich verzehren. Derentwegen ord-
nen und bevellen I.G., das alle und jede ihre pfarr-
herr mit abhandlung der predigten, sovil immer
müglichst, der bestimpten zeit (nemlich inerhalb
dreyviertel stund, solche zue expediren) sich halten
und zue gewinung der zeit die exordia zum aller-
kurtzesten anstellen und alßbald zum ha-upthandel
selbst tretten sollen.

5. Obwol auch die getruckte kirchenordnung mit
sich bringt, das man zue sonn- und feyertagen nach
vollendeten predigt auf der cantzel für dem gepet
die offene beicht und absolution dem volk fürspre-
chen solle 8, jedoch dieweyl fiir jarsfrist von I.G. be-
vellich gescheehen 9, das alle und jede I. G. pfarrherr
in stätt und clörfern alle 14 tag stricte (da communi-
canten fürhanden) das heylige abendmal halten
sollen und demnach die offene beicht sampt der ab-
solution ohnedas uber den andern sontag für dem
altar meniglichen 10 fürgelesen würt, darumb ordnen
und bevellen I.G., das die vorsprechung der offenen
beicht und absolution, wie sie bißhero sonn- und
feyertäglich nach der morgenpredigt auf der cantzel
gebraucht worden, hinfuro eingestellet und am son-
tag nach vollender predigt alßbald die verkündi-
gung neuer eheleut (da etliche vorhanden), die ver-
mahnung zum gebet und verleßung des gebets
(welches alles aber an feyertagen 11 eingestellet und
nach vollendeten predigt alßbald zur vorsprechung
des Vatters unßers geschritten werde) fürgenomen
werden solle, welche abkurtzung alleins bevollen
würt zu disem end, damit der heylig gottesdhinst

g Geändert A in: alle. So E und P.

h-h Vergleichung 1607: die gewöhnliche collect solle

vorgelesen und mit dem seegen der actus he-

schloßen werden.

1 „bey handhtng“ fehlt Vergleichung 1607 A.

7 = Einleitungen.

8 KO 1578, Kap. 2 (S. 263). Text Kap. 7, S. 287.

9 Die voranstehende Vergleichung von 1595,

nicht mit verdruß (dessen sich die arme leut, son-
derlich diejenige, so etwan uberla-nd die predigten
besuechen mießen, da es sich uber die zeit verlen-
gert, nicht woll erweren könden), sondern mit lust
und begierde Gott wolgefellig verrichtet werde.

6. Es ordnen und bevellen auch I.G., das zue
freytag, sonn- und feyertagen nach der morgen-
predigt und nach dem letsten gesang (außgenom-
men die hohe festag, daran besondere gebet, in der
kirchenordnung verzeichnet 12, gebraucht werden
sollen, außgenomen auch die sontag, darin das
heylig abendmall gehalten wiird, da dann zuletzst
die danksagung folgen solle) sowoll auch am mittag
zue end des catechismi hanstatt der collect das ge-
wöhnliche tägliche tlirkengebet h13, zum beschluß
aber der vesper am sambßtag oder feyerabend 14 die
collect (in der getruckten kirchenordnung fol. 12,
intituliret: Das Gottes will gescheehe) 15, zu end
aber der leichpredigten nach dem letzstern gesang
das ander gebet von der auferstehung Christi (in der
getruckten kirchenordnung fol. 13, facie b zu finden,
dessen anfang: 0 Herr Gott, himmelischer vatter
etc.) vor der verkündigung des seegens Gottes fiir-
gelesen werde.

7. Und dieweyl bißhero nicht weniger ongleicheit
fürgelaufen in haltung des catechismi zue sonn-
tagen, ordnen und bevellen Ihre G., das man sich
dißfalls in I.G. graveschaften durchauß nach der
kirch zue Weickersheim richten solle: das nemblich
auf alle sonntag bey handlung 1 des catechimi nach
dem ersten catechismusgesang und -gebet, der ju-
gent zueerst die sechs hauptstuck des heyligen cate-
chismi sambt dem morgen-, abend- und tischge-
betten deutlich fürgesprochen werden, welche die
kinder sollen mit lauter stimm und deutlich nach-

10 = jedermann.

11 Es sind die gewöhnlichen Wochenfeiertage gemeint.

12 KO 1578, Kap. 3.

13 Das tägliche Gebet, 1588 wegen des Krieges im
Rheinland eingeführt (Nr. 39 c), hat seinen Namen
geändert.

14 = Ahend vor einem Wochenfeiertag.

15 S. S. 270.

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