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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0095
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3. Klosterordnung [1535]

wol selbs nach anweisung und tribm des gaists, so
lang der gnad gibt, in irem kemerlin ain gebett an-
halten und on underlaß, wie Paulus ermantn, betten
lernen3.
Damit aber ouch mit verstand gesungen und ge-
lesen werde, soll in ain jedes Closter ain christenli-
cher, geleerter man verordnet werden, der alles, so
dann gesungen und geleßen würt, vleissig besichtige,
und was oder raineno, christenlichen leer zuwider ist,
anzaigen und auß unserm befelch abschaffen, pden
münchen, sovil im möglich, predige und leß, damit
sy auß dem gehör gottes wort zu dem glouben,
durch welchen wir allain rechtfertigung habendt, er-
bawen werdenp.
Von der morgen yebung.
Morgens sollen sie zu winters Zaitten umb sechs,
zu summer Zait umb fünff ur auff steen, sich alle
ding schicken und beraitt machen, damit sie auff
nachgendt stundt in der kirchen zusamen kumen.
Da söllen sie nurq zwen oder drey | 149v | psalmen
ungefarlich, teutsch oder latein, singen, auff das sel-
big ain predig hören, oder, wo sie dier teglich nit
haben möchten, ain lection auß dem alten testament,
wie die biecher des selbigen nachainderen geordnet
sind, allwegen uffs wenigest zwey Capittel leßen und
als dann widerumb mit ainem teutschen psalmen
und gebett beschliessen, also das solchs alless in ai-
ner stundt ungevart vollendet werd.
Zu uacht urenu söllen sy ain lection haben, vda
inenv die hailig, göttlich geschrifft ußgelegt werde,
sunderlich aber der psalter, den sie als vil gebraucht
und doch gar wenig verstanden haben.

m B: Werk. C: wile.
n B, C: vermanet. D: vermag.
o-o D: darin.
p-p D: dem münch so vil in müglich, welchen wir allain
rechtvertigung habenn, erbuwung werden.
q C: eher.
r C: dieselbige.
s Fehlt D.
t Fehlt B, C.
u-u D: der 8. stund.
v-v C: darinnen.

Zu zwelffen söllen die Jungen und ander, so lu-
stig seien, ain stund haben, da man sy in bonis lit-
teris und andern freyen künsten underricht, wa die
praeceptores vorhanden sind, wa nitt, sollen sie ir
gemain wRegel lectionw, yeder für sich selbs, doch an
gemainem ort, wie dann bey inen brauchlich, hal-
tenx. Darnach thue jeder sein arbait, darzu er ge-
schickt oder verordnet. Welche aber sondern lust
und willen haben zu studieren, und man spürt, das
sy dem selbigen vlaissig und ymit ernsty obligendt,
söllen an dem selbigen kains wegs verhindert wer-
den.| 150r |
Zu zdrey urnz nach mittag söllen sy abermals in
die kirchen zusamen komen, alda mit ainandern ain
psalmen oder drey singen, daruffa ain lection auß
dem newen testament, ain Capittel oder zwei unge-
ferlich, daruff aber ain teutschen psalmen und mit
dem gebett beschliessen.
Sie mögen ouch morgens ain christenlichen
Imbs4 brauchen, des gleichen zur vesper sampt dem
teutschen oder lateinschen Magnificat, dann sollchs
nach gelegenhait der personen und Zait allwegen an-
gericht soll werden, also das allesb mit kurtzin werd
vollendet.
Von dem nachtmal Christi.
Nach dem nun die Closterleut also etwas ain
zeittlang erbawen sind, soll das nachtmal Christi
bey inen auff form und weiß, auch auff die Zait, wie
in unser kirchenordnung außgedruckt5, gehalten
werden und sich des tailhafftig machen, welcher sich
darzu geschickt sein und willen haben befindt.

w-w B: Regell lernen.
x C: habennd.
y-y D: ernstlich. C: auch recht.
z-z D: der Tritt stund.
a B: darnach.
b C: es.

3 1Thess 5,17.
4 Imbiss.
5 Kirchenordnung Württemberg 1536, siehe Nr. 8.

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