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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0533
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3. Wiedertäufermandat 1543

behuse oder beherberge, auch keinen sinen gewand-
ten uber ein halben tag unangezeigt seinem Ampt-
man oder Schultheissen ydes orts, wer der sy und
woher der komme. nDergleichen die wurt unnd gast-
halter mit unbekanten personen, die argwonlich
wandleten, auch thun sollen.nm
oWelcher aber dises unser gepott ubertretten, den
werden wir an lyb oder leben, ye nach gelegenheit
der ubertrettung, ernstlich straffen lassen, des wir
hiemit alle unsere vormundschafftp underthanen,
sich darnach zu richten haben, mit verkündung di-
ses unsers gepots gnediglich verwarnen. Damit sich
auch der unwissenheit nyemands zu entschuldigen
hab, so soll dises unser gepott an allen vogt- oder
jargerichten allwegen wider von newem verkündet
und verlesen werden. Und ir, die Amptleut ydes
orts, ein geflissen, empsigs uffsehen haben, das di-
sem unserm gepott von meniglichem gelept und ge-
horsamlich nachkomen werde. Dann solt durch ewer

rürische aufwiebler des berürten lasters des widertauffs,
auch die dorauf beharren unnd die jenigen, so zu dem
anderen mal umbfallen, sollen kheins wegs begnadiget,
sonder gegen denselben vermög dises unsers Mandats
ernstlich mit anderer hoher unnachlessiger straff, so al-
wegen nach gestalt der Sachen fürzunemmen, gehandlet
werden. Demnach wir auch glaubwirdig berichtet wor-
den, welchermaßen in benanten beeden unsern herr-
schafften nit ein geringe anzal khinder, so zimlichs al-
ters, noch ungetaufft sein sollen, also wollen wir, das die-
selbigen unverzüglich von solchem irtumb abgewisen
und nach Cristlicher ordnung, herkhommen unnd ge-
brauch getaufft werden, das auch ein jeder seine khinder
in der jugent solle tauffen laßen. Welche aber solches
verachten und nit thun würden, auf mainung, als ob der
khinder tauff nichts seie, die sollen, wo sie dorauf zu be-
harren sich understunden, für widerteuffer geachtet
unnd disem unserm Mandat unnd angezogner straff un-
derworffen sein.
n-n Fehlt B.
o-o C: Es sollen auch hinfür die ambtleut kheinen zu
[bu]rger [Text zerstört] oder hindersäßen aufnhemen
oder gedülden, man seie denn zuvor vergwist, das er di-
ser verfürischen Sect nit anhengig, sich auch zuvorn an
verdechtlichten orten nit gehalten, und er beneben sei-
nem Manrecht [war]haffte unnd versigelte urkhund sei-
nes hievorigen verhaltens und wesens khonne auflegen.
Unnd domit sich der unwissenheit niemand zu entschul-

varlessigkeit hierinnen etwas zugesehen oder gedult
werden oder nachteils entsteen, wurden wir nach ge-
stalt der sachen gegen uch gepürend straff furzene-
men auch nit underlassen. Unnd ir, die Amptleut,
sollen auch hinfüro keinen zu burger oder hinderses-
sen, also auch keiner unser underthan an eynichen
knecht zu dienst annemen, man sy dan zuvor verg-
wißt, das er diser verfürischen Secten nit anhengig,
derhalb an ander orten nit gewichen und neben sei-
nen manrechten8 auch besiglete urkunde habe, wie
er sich an andern orten gehalten und abgescheiden
sy.o
qDes wir uns alles zu uwerm fliß entlich verlas-
sen wöllen.q
Zu warem urkund mit unserm verordnetenr, fur-
getruckten vormundschaffts Secret Insigelt besiglet
und geben uff uden sechsten tag Julii Anno domini
Funffzehenhundert und im drei und viertig-
sten.uv

digen habe, wollen wir, das diß unser gebott an allen
ortten in ernewerung und befarung der gericht alwegen
von newem widerumb offenlich verkhündet und verlesen
werden, auch ir, die Ambtleut, ein fleißig aufsehen ha-
ben, domit disem unserm gebott von menüklich getrew-
lich gelebt unnd gehorsamblich nachkhommen werde.
Darob wir mit mehrerm ernst, dan bißhero beschehen,
zuhalten unnd die verbrecher nach ungnaden zustraffen
entlich gemeindt.
p B: vormundschafft unnd unnsere.
q-q C: Verlaßen wir unns zu ewerm fleiß.
r Fehlt C.
s Fehlt C.
t B: Insigel und unnser, graff philipsen, Secrett. Fehlt C.
Fehlt B, C.
v B: Beiden m.g. fursten und hern Rätthen etc. abschied
die widerteuffer berurende, so jungst zu Lare uff dem
gemainen tag gemacht etc. wie folgt. Daß Kainer denen
euch underthonen kein widerteuffer uber nacht soll be-
herbergen bei straff 3 Pfund Pfennig straffbringen, statt
danach zu der herrschafft so soliche die straff vellig wür-
de die 3 Pf. Pfennig zu nemen oder den bei dem hals
lißen nemen und in thurn ... [unleserlich] Zum andern
das auch kain underthen kaine widerteuffer sei, beher-

8 Mannrecht haben = sein eigener Herr sein, vgl. Grimm,
DWb 12, Sp. 1602.

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