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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0559
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11. Eheordnung 1581

tenden Personen theils mit harter Gefengknus unnd
in |III| andern weg gestrafft, daß sich doch dieselbi-
gen vilmalen mit dem, das inen die verwandtnus un-
wissent gewesen, zuentschuldigen understanden und
derwegen umb Dispensation unnd zulassung solli-
cher verlobnussen underthenig suppliciert, Wölches
auch merertheils etwan auß dem ervolgt, daß solli-
che Verlobnussen heimlicher weiß beschehen,
mDeßgleichen auch die Winckell Ehen sonstn uber-
hand nemmen und gemein werden wöllenm, Dero-
wegen dann die hohe notturft erfordert, in erstan-
geregten fällen, wie zu gleich auch in andern Ehe-
als hochwichtigen, treffenlichen sachen, welcheo der
Seelen seligkeit, auch leichterung und dargegen be-
schwerung der Gewissen der menschen, darzu der
Partheien, Eltern und freundtschafft Haab und
Gütter belangen, pauff daß dieselbigenp desto Got-
seliger, richtiger und schleuniger, auch mit höherm
ernst unnd fürsichtigkeit mögen zu jeder zeit gebür-
lich erörtert und verhandlet, auchq der heilige unnd
von Gott selbst eingesetzte Ehestandt Christenlich
unnd der gebür nach angefangen unnd erhalten, dar-
zu allem ungöttlichen und unerbarn wesen rund son-
derlich den heimlichen |IV| Verlobnussen und Win-
ckel Ehen sovil müglichr gesteurt und dieselbi-
gens furkommen werden, darinnen Christenliche,
rechtmässige und billiche fursehung zuthun.
m-m A1: auch das heimlich verloben und winkel Ehen zuviel
uberhandt nemen und gemein werden.
n A2: sonst auch.
o A1: in ansehung das derselben Ehr, Standt, freiheit, ver-
bündtnus oder dienstbarkeit und zuforderst.
p-p A1: dem almechtigen GOTT zu lob und preiß, deßglei-
chen zue befürderung des gemeinen nutzens und uf das
solch fürfallende Ehesachen und Spen.
q A1: ein Christenliche, rechtmessige und billiche fürse-
hung beschehe.
r-r Fehlt A1.
s A1: abgeschaft werden.
t-t Fehlt A1.
u-u A1: wissen, ein gewisse form und maß in nachvolgende
Capittel zuverfassen, zustellen und zupubliciren befolen.
v A1: von.
w-w A1: amptleuten, dienern, underthanen und angehörigen
fürters.
x Die gesamte Vorrede fehlt in B.
y B: Zum Ersten, von.
z Die beiden Kapitel „Von Personen, denen wegen der
Blutsfreundschaft“ und „Von heimlicher, unordentlicher
Eheverpflichtung“ erscheinen in A in umgekehrter Rei-
henfolge.

So haben wir demnach crafft unsers tragenden
Vormünder Ampts tzuvorderst Gott, dem Allmäch-
tigen, zu Ehr, Lob unnd Preiß, pflantzung unnd er-
haltung alles Erbarn Politischen wesens, befürde-
rung des gemeinen nutzes,t und damit bemeldter un-
ser geliebten Pflegsöne Underthanen sich fürbaß
darnach zuverhalten uund vor aller sträfflichen un-
zuläßlichen Verlobung zuverhüten wissen, nachvol-
gende Satzung und Ordnung zuverfassen und offent-
lich zupublicieren befolhen.u
Ordnen, setzen und gebieten auch in Vormün-
ders weiß hiemit ernstlich, daß die inv unser gelieb-
ten Pflegsöne wFürstenthumb, Herrschafft, Landen
und Gebietten von meniglichw strenglich gehalten,
auch die ubertretter mit den darinn gesetzten oder
andern gebürlichen Penen unnachleßlich gestrafft
werden sollen.x | V|
Vony Personen, denen von wegen der
Blutsfreundtschafft, Mag-2 und Schwägerschafft
und anderen ursachen halben das zusamen
heurahten verbotten.z
aDieweil nit allein in bGöttlichen Gebottenb3 son-
der auch geschriebenen Rechten, wie es zwischen
den verwandten Personenc in verheuratungen soll
gehalten werden, maß und ordnung geben, sonder
a-a A1: Nachdem es sich ein zeitlang je lenger je mehr zuge-
tragen, daß vil Personen so ruchloß und unverschambt
sein, daß sie sich on alle schand wider zucht, alle Recht
und gemeine Ehrbarkeit, auch hievorig ußgangen und
verkündten Mandaten und Gebotten entgegen, mit de-
nen Personen, so inen mit Sipschaft, blutsverwandtnus,
Mag- oder Schwägerschaft verwandt und zugethan, ehe-
lich zusammen zuverpflichten understanden, welchs
doch Götliche, natürliche und weltliche Gesetz und Ord-
nungen nicht zulassen, sonder ernstlich verbieten, auch
solche Pflichten für greulich und abscheulich halten. Da-
mit nun solche ergerliche und unnatürliche vermischung
der Blutsverwandten und Geschwägerten hinfürter de-
stoeher verhüet, auch niemands sich der unwissenheit
zuentschuldigen hab, auch die Kirchendiener und ambt-
leüt, so der rechten verfaren und die Rechtsgelerten nit
alweg bei der handt haben, hirin wissen zuverhalten.
b-b B: Geboten Gottes.
c A2: Personen halben.

2 Mage = Verwandter, vgl. Grimm, DWb 12, Sp. 1435.
3 Lev 18,6-18.

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