Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0561
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
11. Eheordnung 1581

Raptum begangen, unnd allen andern, die zu sol-
chem hochsträfflichen Laster rhat oder that, hilff
und schub geben, xan Leib vermögx gemeiner
Key[serlicher] Rechten ygestrafft werdeny.
Vonz heimlicher, unordenlicher Eheverpflichtung
der Kinder, so ohn vorwissen der Eltern oder
Vormünder beschehen.a
bNachdem die Ehrerbietung und Gehorsame, so
die Göttliche Gebott, natürliche einpflantzung,
auch geschriebenen Recht den Kindern gegen iren
Eltern befelhen und |VIIII |c aufflegen, auch billich
auff das Ehelich verheuraten soll verstanden, dar-
mit also den Eltern durchauß ein volkommener ge-
horsam geleistet werde, wie dann auch, daß Gott,
der Allmechtig, die verachtung dis Gebots und un-
gehorsam der Kinder gegen ihren Eltern mit schwe-
rer zeitlicher und ewiger straff ernstlich dverfol-
gen wölled, in mehr orten der heiligen Geschrifft ge-
funden wirdt, ein massene auch sonsten selten zeit-
lich Gedeien oder andere Wolfahrt darauß zugewar-

x-x A1: in unser straff und ungnad gefallen sein, welche wir
auch nach gestalt und gelegenheit der übertrettung ge-
gen den übelthätern an leib und leben vermög.
y-y A1: mit rechtlicher erkandtnus volnstrecken lassen wöl-
len.
z B: Zum andern, von.
a Die beiden Kapitel „Von Personen, denen wegen der
Blutsfreundschaft“ und „Von heimlicher, unordentlicher
Eheverpflichtung“ erscheinen in A1 in umgekehrter Rei-
henfolge.
b-b A1: Demnach die Göttliche, Natürliche und Kaiserliche
recht, auch Bürgerliche zucht und Erbarkeit nit allein
den schuldigen gehorsam und Ehrerpietung der Kinder
gegen iren Elttern fleissig erfordern und gebieten (wölchs
dann nit allein auf die heüßlich Kinderzucht, sonder
auch uf das eehlich verheüraten zuverstehen und zudeu-
ten), sondern auch aus täglicher erfarung sich befindt,
daß der Allmechtig denn ungehorsam der Kinder, so one
irer Elttern vorwissen, rath und bewilligung, aus lau-
term mutwillen, leichtfertigkeit, falsch und betrug, auch
bißweilen durch schenkung und verhaissung, kupplerey-
en oder sonst durch unwissenheit verfürt, sich mit an-
dern ehelich verloben und verheüraten, mit allerley zeit-
lichem, beschwerlichem, verderblichem ungluckh und
Plag heimsuchen. Solchem ungöttlichen weßen und un-
gehorsam, daraus anderst nichts dann hertzleidt und be-
trübnus der Eltern ervolgt, der gebür zubegegnen. So ist

tenf, So ordnen unnd setzten wir,b daß hinfürter nie-
mandts unserer ggeliebten Pflegsöneg Underthanen
und Hindersessen Söne oderh Töchter, iwelche noch
Eltern haben,i jweder inn oder ausserhalbs Landts,j
sich on vorwissen, raht unnd willen derselben irer
Eltern in Ehelichen stand begeben und verpflichten
sollen.
Im fall aber jemandts, so also noch under
kder Elternk gewalt, wider dieses unser Gebott
lhandlen und ohne deren bewilligungl sich mit je-
mandts ehelichen verpflichten würde,m dieselben
Personen sollen auff begeren irern Eltern, so in sol-
liche Eheverlobung nito verwilligt, noch willigen
unnd gehällen4 wölten, von den Pfarr- |IX| herrn
pund Kirchendienernp in den Kirchen nicht verkün-
digt, außgeruffen, noch qviel weniger die Ehe be-
stetigtq, sonder für runserer Vormundtschafftr ver-
ordnete Eherichter und Rhät gewisens werden,
twelche auch in solchen Fällen, nach vleissiger er-
wegung aller umbstendtt vermög Göttlicher, Natür-
licher und Key[serlicher] Rechten voru nichtig,
krafftloß und unbindig zuerkennen gut fug und

in betrachtung jetzt angeregter und andern mehr erba-
ren und Christenlichen ursachen unser meinung, Ord-
nung und ernstlicher bevelch.
c Sic! Seite 9 ist daher doppelt.
A2: zuverfolgen.
e-e A2: wie dann.
f A2: ervolgt.
g-g Fehlt B.
h A1: und.
i-i A2: der oder die noch unter Vätterlicher gewalt wheren.
j-j Fehlt A1.
k-k A2: Vätterlicher.
l-l A2: verächtlicher weiß und one bewilligung seiner El-
tern.
m A1: wurde, so wöllen wir alsdan das.
n A1: irer einß oder beederseits.
o A1: nachmals nit.
p-p Fehlt A1.
q-q A1: eingesegnet.
r-r B: unsere.
s A1: hirin ordenlichen, rechtmessigen bescheidts und er-
kandtnus zuerholen gewisen.
t-t A1: die sollen auch solche verpflichtung.
u A1: urtheilen.

4 Gehellen = zustimmen, vgl. Grimm, DWb 5, Sp. 2373.

543
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften