Limpurg
Trunckhenheit, übel nachreden, Verkleinerung,
Zanckh, Hader, Schmachwortt etc. Darmit sich an-
dere lernen förchten, 1. Tim. 5,21 und die vom Sa-
than gefangen worden, auß seinen strickhen wider
nüchter werden und bueß thun, 2. Tim. 2.22
Weil auch das gesang ein feiner wohlstandt bey
dem Gottesdienst ist, damit Gott und seine wol-
thatten gepriesen und Christliche Hertzen inn geist-
lichen freuden erweckht werden, Eph. 5,23 sollen die
Pfarherr nicht allein allen fleiß thun, das die Jugent
inn Schuelen und Kirchen, sonderlich Knecht und
magdt, so lesen können, zum selbigen gewohnet,
sonder auch die alten, weib und |6| Mann, viel und
offt ermahnet werden, das ein jedes auch für sich
mit seiner Stim Gott lobe und nicht ein stummen
Mundt und Zungen habe. Da dann guette achtung
und anordnung zuhaben, das die Psalmen und
Geistliche Lieder inn ihrem aigentlichen thon und
melodey gesungen und nicht so wunderlich gedeh-
netj und verdrehet werden. Und damit das gesang
desto sterckher seie, sollen neben den Knaben auch
die Jungen gesellen zum Pult gestellet werden.
Von der Morgen Predigt, wie es damit gehalten wer-
den soll.
Erstlichs solle alle Sontäg, Sommer und Wintters-
zeitt, zu morgens nach Siben schlagen das erste zai-
chen auff ein Vierttel stundt, das ander nach halb
achten und das dritt, da man pflegt zusammen
zuschlagen, ein halb viertel vor achten geleuttet
werden.α24
Wann außgelitten, so soll der Schuelmeister mit
den Schuelern oder der Pfarherr mit der Gemein ein
Psalmen oder Geistlich gesang, wie sie inn unsern
Kirchen gebräuchig, singen und dieselbige richten
nach gelegenheit der zeitt, als weyhennachten, Pas-
sion, Ostern, auffartstag, Pfingsten etc., oder wie sie
sich mit dem Text |7| und Predig vergleichen: Do
α B: Mit dem leiten soll es Pleiben, wie es zun zeiten Herrn
Albrechts S[elig] verglichen worden.
j KO 1619: gethönet.
k KO 1619: anligen unser und.
21 1Tim 5,20.
22 2Tim 2,25f.
denn ein Schuelmeister allweeg zuvor seinen Pfar-
herr zufragen und nicht aigens fürzunemmen schul-
dig.
Auff das gesang, wann jetzt der Pfarherr uff der
Cantzel, solle er die Gemein mit nattürlicher Stim,
wie er sonsten zureden pflegt, und diesen wortten
anreden und zum gebett ermahnen:
Die gnad unsers herren und hailandts Jesu Chri-
sti sei mit uns zu allen zeitten, Amen. Dieselbige
von Gott, dem herren, zuerlangen, damit wir mit
nutz und Frucht mögen handlen sein hailiges Gött-
liches wortt, wöllen wir ihn zuvor anrueffen umb die
gnad seines hailigen Geistes und miteinander auß
wahrem bußferttigem hertzen betten ein heilliges
Vatter unser.
Nach dem das Vatter unser still außgebettet, soll
das Evangelium an jedem Sontag (dan solches für
den gemeinen Mann und ainfältige am nutzlichsten)
verständlich fürgelesen und zu end keine wortt mehr
angehenckht werden.
Also die Predig zu end gebracht, solle abermal die
Gemain alsobaldt zum gebett vermahnet werden
mit disen wortten:
Geliebte inn Christo, dem herren, dieweil wir
Gottes wortt angehörtt haben, sein wir schuldig,
ihme auch darfür Lob und danckh zusagen und ihne
zu bitten, das er solch sein heiliges Göttliches wortt
nicht allein rein und lautter bei uns |8| erhaltten,
sondern auch gnediglich also auff unsere liebe Nach-
kommen bringen wölle. Wir sollen ihme auch für-
tragen die noth und das anliegenk der gantzen Chri-
stenheit und auß demüttigem bueßferttigem hertzen
also miteinander betten etc.
Darauff lese der Pfarherr das gemeine gebeth in
der Kirchen Ordnung, dessen anfang: Allmechtiger,
Barmhertziger, Ewiger Gott und Vatter etc.,25 inn
demselben solle für unser gnedige Herrschafft alhier
zu Geylndorff im §: Insonderheitt,26 also gebetten
23 Eph 5,19.
24 Zu Anmerkung α Seite 612: Albrecht VII., gest. 1619.
25 Die kürzere Form des Allgemeinen Kirchengebets, vgl.
KO Württemberg 1553, S. 261.
26 Der Abschnitt dieses Gebetes, der in KO Württemberg
mit Insonderheit beginnt, soll also durch den nun folgen-
den Satz ersetzt werden.
612
Trunckhenheit, übel nachreden, Verkleinerung,
Zanckh, Hader, Schmachwortt etc. Darmit sich an-
dere lernen förchten, 1. Tim. 5,21 und die vom Sa-
than gefangen worden, auß seinen strickhen wider
nüchter werden und bueß thun, 2. Tim. 2.22
Weil auch das gesang ein feiner wohlstandt bey
dem Gottesdienst ist, damit Gott und seine wol-
thatten gepriesen und Christliche Hertzen inn geist-
lichen freuden erweckht werden, Eph. 5,23 sollen die
Pfarherr nicht allein allen fleiß thun, das die Jugent
inn Schuelen und Kirchen, sonderlich Knecht und
magdt, so lesen können, zum selbigen gewohnet,
sonder auch die alten, weib und |6| Mann, viel und
offt ermahnet werden, das ein jedes auch für sich
mit seiner Stim Gott lobe und nicht ein stummen
Mundt und Zungen habe. Da dann guette achtung
und anordnung zuhaben, das die Psalmen und
Geistliche Lieder inn ihrem aigentlichen thon und
melodey gesungen und nicht so wunderlich gedeh-
netj und verdrehet werden. Und damit das gesang
desto sterckher seie, sollen neben den Knaben auch
die Jungen gesellen zum Pult gestellet werden.
Von der Morgen Predigt, wie es damit gehalten wer-
den soll.
Erstlichs solle alle Sontäg, Sommer und Wintters-
zeitt, zu morgens nach Siben schlagen das erste zai-
chen auff ein Vierttel stundt, das ander nach halb
achten und das dritt, da man pflegt zusammen
zuschlagen, ein halb viertel vor achten geleuttet
werden.α24
Wann außgelitten, so soll der Schuelmeister mit
den Schuelern oder der Pfarherr mit der Gemein ein
Psalmen oder Geistlich gesang, wie sie inn unsern
Kirchen gebräuchig, singen und dieselbige richten
nach gelegenheit der zeitt, als weyhennachten, Pas-
sion, Ostern, auffartstag, Pfingsten etc., oder wie sie
sich mit dem Text |7| und Predig vergleichen: Do
α B: Mit dem leiten soll es Pleiben, wie es zun zeiten Herrn
Albrechts S[elig] verglichen worden.
j KO 1619: gethönet.
k KO 1619: anligen unser und.
21 1Tim 5,20.
22 2Tim 2,25f.
denn ein Schuelmeister allweeg zuvor seinen Pfar-
herr zufragen und nicht aigens fürzunemmen schul-
dig.
Auff das gesang, wann jetzt der Pfarherr uff der
Cantzel, solle er die Gemein mit nattürlicher Stim,
wie er sonsten zureden pflegt, und diesen wortten
anreden und zum gebett ermahnen:
Die gnad unsers herren und hailandts Jesu Chri-
sti sei mit uns zu allen zeitten, Amen. Dieselbige
von Gott, dem herren, zuerlangen, damit wir mit
nutz und Frucht mögen handlen sein hailiges Gött-
liches wortt, wöllen wir ihn zuvor anrueffen umb die
gnad seines hailigen Geistes und miteinander auß
wahrem bußferttigem hertzen betten ein heilliges
Vatter unser.
Nach dem das Vatter unser still außgebettet, soll
das Evangelium an jedem Sontag (dan solches für
den gemeinen Mann und ainfältige am nutzlichsten)
verständlich fürgelesen und zu end keine wortt mehr
angehenckht werden.
Also die Predig zu end gebracht, solle abermal die
Gemain alsobaldt zum gebett vermahnet werden
mit disen wortten:
Geliebte inn Christo, dem herren, dieweil wir
Gottes wortt angehörtt haben, sein wir schuldig,
ihme auch darfür Lob und danckh zusagen und ihne
zu bitten, das er solch sein heiliges Göttliches wortt
nicht allein rein und lautter bei uns |8| erhaltten,
sondern auch gnediglich also auff unsere liebe Nach-
kommen bringen wölle. Wir sollen ihme auch für-
tragen die noth und das anliegenk der gantzen Chri-
stenheit und auß demüttigem bueßferttigem hertzen
also miteinander betten etc.
Darauff lese der Pfarherr das gemeine gebeth in
der Kirchen Ordnung, dessen anfang: Allmechtiger,
Barmhertziger, Ewiger Gott und Vatter etc.,25 inn
demselben solle für unser gnedige Herrschafft alhier
zu Geylndorff im §: Insonderheitt,26 also gebetten
23 Eph 5,19.
24 Zu Anmerkung α Seite 612: Albrecht VII., gest. 1619.
25 Die kürzere Form des Allgemeinen Kirchengebets, vgl.
KO Württemberg 1553, S. 261.
26 Der Abschnitt dieses Gebetes, der in KO Württemberg
mit Insonderheit beginnt, soll also durch den nun folgen-
den Satz ersetzt werden.
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