Neckarbischofsheim
verzeihung aller seiner Sünd und das ewige leben. So
ir nun solchen glauben und hertzlichs vertrawen zu
dem Son gottes habt, sag ich euch in Crafft deßel-
bigen us göttlichem bevelch ledig und loß von allen
ewern Sünden und versprüch euch an gottes statt
das ewige leben. Im namen gottes, des vatters und
des Sons und des h[eiligen] gaistes. Amen.a
Appendix Ministri. |78r|
Was ich euch als ein ordenlicher beruffner diner
göttliches worts in diser Christlichen gemein von
gottes wegen zusag, daran sollet ir nicht zweiflen,
synttenmal gleich wie die wort: Welchen ir die sünde
verlasset, denen sind sie verlaßen, Joh 20;112 und:
Alles, was du uf Erden leßen wirst, das sol im him-
mel los sein, Matth. 16;113 sind nicht aus meinem,
sondern uß des herren Christi warhafftigem Munde,
der nicht liegen kan, genomen. Also ist auch die ge-
herte Absolution, erlasung und vergebung ewer
Sünd nicht unser, sondern unsers herren Jesu Chri-
sti selbs aigen werckh und vergebung.
Welches mitt desto steifferm hertzen und gemüt
zu faßen, wollen wir einmüttigklich mit warer |78v|
andacht und uß grund unsers hertzen betten und
umb alles, so uns zu leib und seel notwendig, nutz
und gut ist, zu dem vatter aller gnaden und Barm-
hertzigkait im namen seines geliebten Sons sehnlich
ruffen und seufftzen in getroster hoffnung, wir wer-
den gnedigklichen erhert und gewehrt werden:
Vatter unser, der du bist etc.
Hierauff singt man das alte, schöne lied des tewren
Martyre[r]s und werden mans gottes S[ankt] Johann
Huß, gebeßert und durch M[artin] Luther ver-
teutscht.114 |79r|
Nach disem tridt der pfarrherr für den altar und
thut die Comunicanten vermanung oder erinerung
von dem leiden und Sterben Jesu Christi sampt an-
gehenckhter vermahnung mit volgenden wortten:
b-b Form und gstalt Basel 1526 fol. Biii-Biiii.
112 Joh 20,23.
113 Mt 16,19.
Geliebten Freund und userwelte kinder gottes.
bDieweil in Empfahung des h[eiligen] Nachtmals un-
sers lieben herren Jesu Christi das fürnembste
hauptstuckh und die gantze Sach ist, zu bedenkchen
mit hertzlicher danckhsagung sein bitter leiden und
Sterben, so heret und bedenckht, wie der h[eilige]
prophet Esaja solches vor langer zeit im gaist für
gesehen hat, da er am 53. capitel seiner propheci
also spricht: |79v|
O herr, wie wenig glauben dieser unserer Red,
und wie so wenig ist die Sterckhe des herren arm
eröffnet! Für Gott wuchß er wie ein Baum und
wurtzel uß der Erden. Er hatt weder gestalt noch
zier, und wir haben in gesehen. Er war also feind
selig, das wir keine lust zu im hetten. Er war ver-
schmeht und was kein Man mehr. Er war ein
schmerz hafftiger Man und wuste, was kranckh sein
hieße, und wir verbargen unser angesicht vor im. Er
war verschmeht, und wir haben in gehalten, als het
in gott geplagt und gedemüttiget. Er ist geschwecht
worden von unserer ubertrettung wegen, unsere
Straff ist gar uber in komen und in seinen wunden
Strimen sein unsere wunden hayl worden. Wir |80r|
alle haben geirret als die Schaff, und ein jegklicher
hatt uff seine weg gesehen, und der herr hatts ge-
macht, das unser aller Sünd uf in gefallen ist. Er ist
angehefftet und gemarttert worden und hatt seinen
Mund nicht ufgethan wie ein Schaff, das da gefürt
würdt zum opffer, und als ein Lamb, das da ver-
stumet vor dem, der es beschiret, und öffnet seinen
Mund nicht.b Er hat sein leben in den todt gegeben
und ist gleich geacht worden den ubelthettern. Er
hat viler menschen Sünd getragen und für die übel-
thetter gebetten.115
cαAll hie heret ir offentlich, geliebten kinder gottes,
die große, unaussprechliche Barmhertzigkait gottes,
so er uns unverdinten Menschen erzaigt hat. |80v|
Nemmet war, der himmelische vatter hat seinen ge-
liebten eingebornen Son für uns in den aller
114 Luthers „Jesus Christus, unser Heiland“, AWA 4, Nr. 6.
115 Jes 53,1-12.
116 Joh 10,11.
117 Hb 10,22.
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verzeihung aller seiner Sünd und das ewige leben. So
ir nun solchen glauben und hertzlichs vertrawen zu
dem Son gottes habt, sag ich euch in Crafft deßel-
bigen us göttlichem bevelch ledig und loß von allen
ewern Sünden und versprüch euch an gottes statt
das ewige leben. Im namen gottes, des vatters und
des Sons und des h[eiligen] gaistes. Amen.a
Appendix Ministri. |78r|
Was ich euch als ein ordenlicher beruffner diner
göttliches worts in diser Christlichen gemein von
gottes wegen zusag, daran sollet ir nicht zweiflen,
synttenmal gleich wie die wort: Welchen ir die sünde
verlasset, denen sind sie verlaßen, Joh 20;112 und:
Alles, was du uf Erden leßen wirst, das sol im him-
mel los sein, Matth. 16;113 sind nicht aus meinem,
sondern uß des herren Christi warhafftigem Munde,
der nicht liegen kan, genomen. Also ist auch die ge-
herte Absolution, erlasung und vergebung ewer
Sünd nicht unser, sondern unsers herren Jesu Chri-
sti selbs aigen werckh und vergebung.
Welches mitt desto steifferm hertzen und gemüt
zu faßen, wollen wir einmüttigklich mit warer |78v|
andacht und uß grund unsers hertzen betten und
umb alles, so uns zu leib und seel notwendig, nutz
und gut ist, zu dem vatter aller gnaden und Barm-
hertzigkait im namen seines geliebten Sons sehnlich
ruffen und seufftzen in getroster hoffnung, wir wer-
den gnedigklichen erhert und gewehrt werden:
Vatter unser, der du bist etc.
Hierauff singt man das alte, schöne lied des tewren
Martyre[r]s und werden mans gottes S[ankt] Johann
Huß, gebeßert und durch M[artin] Luther ver-
teutscht.114 |79r|
Nach disem tridt der pfarrherr für den altar und
thut die Comunicanten vermanung oder erinerung
von dem leiden und Sterben Jesu Christi sampt an-
gehenckhter vermahnung mit volgenden wortten:
b-b Form und gstalt Basel 1526 fol. Biii-Biiii.
112 Joh 20,23.
113 Mt 16,19.
Geliebten Freund und userwelte kinder gottes.
bDieweil in Empfahung des h[eiligen] Nachtmals un-
sers lieben herren Jesu Christi das fürnembste
hauptstuckh und die gantze Sach ist, zu bedenkchen
mit hertzlicher danckhsagung sein bitter leiden und
Sterben, so heret und bedenckht, wie der h[eilige]
prophet Esaja solches vor langer zeit im gaist für
gesehen hat, da er am 53. capitel seiner propheci
also spricht: |79v|
O herr, wie wenig glauben dieser unserer Red,
und wie so wenig ist die Sterckhe des herren arm
eröffnet! Für Gott wuchß er wie ein Baum und
wurtzel uß der Erden. Er hatt weder gestalt noch
zier, und wir haben in gesehen. Er war also feind
selig, das wir keine lust zu im hetten. Er war ver-
schmeht und was kein Man mehr. Er war ein
schmerz hafftiger Man und wuste, was kranckh sein
hieße, und wir verbargen unser angesicht vor im. Er
war verschmeht, und wir haben in gehalten, als het
in gott geplagt und gedemüttiget. Er ist geschwecht
worden von unserer ubertrettung wegen, unsere
Straff ist gar uber in komen und in seinen wunden
Strimen sein unsere wunden hayl worden. Wir |80r|
alle haben geirret als die Schaff, und ein jegklicher
hatt uff seine weg gesehen, und der herr hatts ge-
macht, das unser aller Sünd uf in gefallen ist. Er ist
angehefftet und gemarttert worden und hatt seinen
Mund nicht ufgethan wie ein Schaff, das da gefürt
würdt zum opffer, und als ein Lamb, das da ver-
stumet vor dem, der es beschiret, und öffnet seinen
Mund nicht.b Er hat sein leben in den todt gegeben
und ist gleich geacht worden den ubelthettern. Er
hat viler menschen Sünd getragen und für die übel-
thetter gebetten.115
cαAll hie heret ir offentlich, geliebten kinder gottes,
die große, unaussprechliche Barmhertzigkait gottes,
so er uns unverdinten Menschen erzaigt hat. |80v|
Nemmet war, der himmelische vatter hat seinen ge-
liebten eingebornen Son für uns in den aller
114 Luthers „Jesus Christus, unser Heiland“, AWA 4, Nr. 6.
115 Jes 53,1-12.
116 Joh 10,11.
117 Hb 10,22.
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