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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0135
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2. Ulmer Katechismus des Konrad Sam 1528/1536

Frag: Wie heißt das sechst?
Ant: Du solt nit Eebrechen.
Frag: Ist allein der Eebruch verbotten und nit die
hurei?
Ant.: Es würt hie die hurei und alle unreinigkeit
verbotten2. aDas bezeugt auch Paulusa, Eph. 5 [3]:
Hurei und alle unreinigkeyt soll auch nit genent
werden under euch.
Wir sollen nit unkeusch sein mit dem hertzen,
Matth. 5 [28], Mit den augen, Matth. 18 [9], Mit
worten, Col. 3 [8], Mit der thatb. In summa: Wir
sollen ein züchtigen, keuschen wandel haben inn ge-
dancken, geberden, worten unnd werckenc.
Frag: Wie heißt das sibendt?
Ant.: Du solt nit stelen.
Frag: Was heißt „Du solt nit stelen“?
Ant.: Du solt niemandt das sein nemen noch
überforteilen im handel mit falscher maß, elen48, ge-
wicht unnd allem, damit dein nächster übernommen
mag werden. Du solt dich des deinen benügen las-
sen, | C3v | got kan dich wol on des nächsten schaden
erneren. Wie got nit wil, das wir unserm nächsten
das sein nemen oder in umb das sein bringen, Also

wider das gebott handlen, Nemlich die zung. Es ist ain
gemain laster in aller welt, wa nun zwen oder drey zu-
samen kommen, da ist die erst red, den nächsten auß zu
richten, im übel zu reden und all sein thun zum ergsten
außlegen. Da zeucht man herfür, was man böß von im
wayst und geschweygt, was er sein leben lang gutts ge-
thon hatt, wa ain Christ da nit für sich sicht, so wirt er
vor Gott ain grSsserer todtschläger und mörder dann ai-
ner, der mit der that ain todschläger ist. Darumb soltu
gedencken, die zung ist mir von Gott geben, meinem
nächsten damitt zudienen, im nutzlich zusein und in zu-
versprechen, darumb will ich sy meinem nächsten nit zu
schaden brauchen.
z 1528: verbotten. Dann Moses braucht in Hebraisch das
wörtlin Thineaph, das hayßt unkeuschen, darunder auch
die hurerey begriffen ist.
a-a 1528: Darzu spricht Paul.
b 1528: that, darvon auch das gebot redt.
1528: wercken. Da soll sich ain yeder Christ, sonderlich
die jungen, hüten, das sy nit in die büberey fallen. Wir

wil er auch, das wir milt seien und bereit, unserm
nächsten zu helfen mit leyhen und geben, Luc. 6
[36-38].
Frag: Wie heißt das acht?
Ant.: Du solt nit falsche zeugnuß geben.
Frag: Sag mir den verstand diß Gebots.
Ant.: Du solt die lauter warheit reden und nit
liegen wider dein nächsten, weder vor gericht noch
sunst. Gott will, das wir warhafftig, auffrecht, red-
lich, schlecht49 und gerecht seien in allen dingen.
Und werden da verbotten die lügenen, falsch ayd,
schmaichlerey und alle böse griff unnd tück, dero
itzt die welt voll ist, wie jederman auß erfarnuß
klagt, Es sey weder trew noch glaub mer in der
welt50.
Frag: Welchs ist das neund?
Ant.: Du solt dich nit gelüsten lassen deines
nächsten weyb.
Frag: Wie verstehstu das gebot?
Ant.: | C4r | Du solt nit unreich begird und lust
haben gegen eins andern weyb. Nim ein eygen weyb
und laß dich der selben benügen.

sollen meyden die geselschafft deren, die darinnen ver-
suncken und ertruncken seind, Sonder uns zu züchtigen,
erbarn leutten gesellen und Gott ernstlich umb hilff bit-
ten, das wir den alten flayschlichen Adam in der zucht
behalten mügen. Wa uns Gott nit zuhilff kompt und das
unflätig hertz rainiget, so müssen wir in dem laster ver-
derben. Es ist gantz gemain, in aller welt verfürt ainer
den andern, man halts für kain sünd noch schand mer, ja
man rümpt sich der begangnen bubenstuck. Gott
schweyget darzu, biß sein zeyt kompt, so laßt er dann
mit der straff sehen, das die sünd vor im kain schertz ist,
sonder ain grosser ernst, wie er dann mit der straff be-
weyßt und die schrifft des vol ist, Gene. am 6. [5-7] und
19. [1-29], Judicum am 19. [1-30] und 20. [1-48], etc.
[Der Text bricht hier ab].

48 Elle, Längenmaß.
49 Schlicht, geradlinig.
50 Vgl. Jes 33,8.

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