Ulm
24. Anweisungen für Amtsträger im Ulmer Landgebieta
29. September / 3. und 4. Oktober 1567
Nachdem ainem erbarn rath als dem von Got ver-
ordneten christlichenn magistrat neben annderm
sonderlich gebürt, ir fleissig achtung zu haben,
darmit ire unnderthonen mit rainer lehr götlichs
worts neben guter zucht unnd disciplin durch die
darzu verordneten jeder zeyt versehen, darmit zu
vorderst die ehr Gottes befurdert, auch zucht unnd
erbarkait gepflantzet unnd erhalten werde, welches
dan fugclicher nit, dan durch die verordneten diener
des wort Gottes geschehenn kan, an welchem dan
nit wenig, die sollichs dem gemeinen man furtragenn
sollen, glegenn sein will, sonderlich auch, das die sel-
ben zu rainer lehr befonden. Darmit nun ain jeder
christlicher kyrchendiener wisse, wie er sich in sei-
nem von Got aufferlegtem stand etlieher massen
halten soll, so ist demnach aines ersamen raths uber
die religion und der darzu verordneten herrn be-
velch, das sie, die herrn predicanten, anfangs dem
gemainen man in lehr unnd leben nach der regel
Pauli1 gotsselig fursteen, auch sich der gemeinen
wirtsheusser, ergernus zuverhueten, enthalten und
die selbigen zu mörung götlichs worts auch zu aller
zucht und erbarkait trewlich vermanen |31v| unnd
von den bißdoher allgemeinen lastern abzusteen,
ernstlich verwarnen.
Darneben auch unnd darmit christliche lehr in
ains erbarn raths herrschafft und gebieth under inen
selbst ainhellig erhaltenn, also auch in allen puncten
und artickeln gleichförmiger verstand, alles der
Augspurgischen Confession2 und der angehengten
appologia3 gemeß, gelert, so sollen sie, die kyrchen-
diener, die selbigen jeder zeyt fleyssig leßen und
inen darauß die fürnembste puncten memoriren,
a Textvorlage (Handschrift): StadtA Ulm A [9062],
fol. 31r-39v.
1 1Tim 3,1-13; Tit 1,5-9.
2 Confessio Augustana 1530, BSLK S. 31-137.
3 Apologie zur Confessio Augustana 1531, BSLK
S.141-404.
darmit sie zu jeder zeyt guten, satten bericht geben
unnd derselben gmeß ire auditores underweysen,
auch wider angeregte confession und apologia nicht-
zit, weder haimlich noch offentlich, lehren oder
schreiben unnd sonderlich auch, das sie die erkante
und bekante unnderschribne und im truck offentlich
außgangne bekantnuß vom hailigen abentmal on ai-
niche verfölschung bestendigclich lehren unnd hal-
tenn sollen und wöllen.
Und darmit angeregte lehr desto bestendiger er-
haltenn, auch dieselbige in der christlichen kyrchen
bey jungen und alten desto mehr gepflantzt und
darin notwendig |32r | underricht werde, so ist wol-
ermelther meiner gunstigen herrn ernstlicher be-
velch, das ain jeder kyrchendiener, wie dan dassel-
big hievor auch in jebung gwesen, zu end aller sonn-
und feyrtags morgenn predigen die sechs stuck
unnsers christlichen catechismi4 dem volck fleyssig
furlese, auch den selbigen mit der jugent in offner
kyrchen halte unnd sonst in allem der hievor uber-
gebnen kyrchenordnung0 in verrichtung besonderer
unnd gemeiner ceremonien derselbenn gmeß gleben
unnd nachkomenn.
Unnd wiewol ain erbarer rath in seiner herr-
schafft und gebieth Gottes wort den seinen mit ge-
trewem vleiß predigen, auch an selbigen orten die
hailigen sacramenta trewlich ausspenden und rai-
chen last, dardurch auch niemandts ursach hat, sich
von der selben zu schaiden, so befinden doch mehr-
gemelthe mein gunstig herrn, das etlich sonndere
personen von der gemein Gottes nit on sondern an-
stoß und ergernuß der andern sich in anndere kyr-
chen haimlich eindringen, die hailige sacramenta da-
4 Ulmer Katechismus des Ludwig Rabus von 1561, siehe
oben, Nr. 21.
5 Dies war die württembergische Kirchenordnung von
1553, Abdruck bei Sehling, EKO XVI, S. 223-276,
vgl. oben, S. 78 Anm. 185.
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24. Anweisungen für Amtsträger im Ulmer Landgebieta
29. September / 3. und 4. Oktober 1567
Nachdem ainem erbarn rath als dem von Got ver-
ordneten christlichenn magistrat neben annderm
sonderlich gebürt, ir fleissig achtung zu haben,
darmit ire unnderthonen mit rainer lehr götlichs
worts neben guter zucht unnd disciplin durch die
darzu verordneten jeder zeyt versehen, darmit zu
vorderst die ehr Gottes befurdert, auch zucht unnd
erbarkait gepflantzet unnd erhalten werde, welches
dan fugclicher nit, dan durch die verordneten diener
des wort Gottes geschehenn kan, an welchem dan
nit wenig, die sollichs dem gemeinen man furtragenn
sollen, glegenn sein will, sonderlich auch, das die sel-
ben zu rainer lehr befonden. Darmit nun ain jeder
christlicher kyrchendiener wisse, wie er sich in sei-
nem von Got aufferlegtem stand etlieher massen
halten soll, so ist demnach aines ersamen raths uber
die religion und der darzu verordneten herrn be-
velch, das sie, die herrn predicanten, anfangs dem
gemainen man in lehr unnd leben nach der regel
Pauli1 gotsselig fursteen, auch sich der gemeinen
wirtsheusser, ergernus zuverhueten, enthalten und
die selbigen zu mörung götlichs worts auch zu aller
zucht und erbarkait trewlich vermanen |31v| unnd
von den bißdoher allgemeinen lastern abzusteen,
ernstlich verwarnen.
Darneben auch unnd darmit christliche lehr in
ains erbarn raths herrschafft und gebieth under inen
selbst ainhellig erhaltenn, also auch in allen puncten
und artickeln gleichförmiger verstand, alles der
Augspurgischen Confession2 und der angehengten
appologia3 gemeß, gelert, so sollen sie, die kyrchen-
diener, die selbigen jeder zeyt fleyssig leßen und
inen darauß die fürnembste puncten memoriren,
a Textvorlage (Handschrift): StadtA Ulm A [9062],
fol. 31r-39v.
1 1Tim 3,1-13; Tit 1,5-9.
2 Confessio Augustana 1530, BSLK S. 31-137.
3 Apologie zur Confessio Augustana 1531, BSLK
S.141-404.
darmit sie zu jeder zeyt guten, satten bericht geben
unnd derselben gmeß ire auditores underweysen,
auch wider angeregte confession und apologia nicht-
zit, weder haimlich noch offentlich, lehren oder
schreiben unnd sonderlich auch, das sie die erkante
und bekante unnderschribne und im truck offentlich
außgangne bekantnuß vom hailigen abentmal on ai-
niche verfölschung bestendigclich lehren unnd hal-
tenn sollen und wöllen.
Und darmit angeregte lehr desto bestendiger er-
haltenn, auch dieselbige in der christlichen kyrchen
bey jungen und alten desto mehr gepflantzt und
darin notwendig |32r | underricht werde, so ist wol-
ermelther meiner gunstigen herrn ernstlicher be-
velch, das ain jeder kyrchendiener, wie dan dassel-
big hievor auch in jebung gwesen, zu end aller sonn-
und feyrtags morgenn predigen die sechs stuck
unnsers christlichen catechismi4 dem volck fleyssig
furlese, auch den selbigen mit der jugent in offner
kyrchen halte unnd sonst in allem der hievor uber-
gebnen kyrchenordnung0 in verrichtung besonderer
unnd gemeiner ceremonien derselbenn gmeß gleben
unnd nachkomenn.
Unnd wiewol ain erbarer rath in seiner herr-
schafft und gebieth Gottes wort den seinen mit ge-
trewem vleiß predigen, auch an selbigen orten die
hailigen sacramenta trewlich ausspenden und rai-
chen last, dardurch auch niemandts ursach hat, sich
von der selben zu schaiden, so befinden doch mehr-
gemelthe mein gunstig herrn, das etlich sonndere
personen von der gemein Gottes nit on sondern an-
stoß und ergernuß der andern sich in anndere kyr-
chen haimlich eindringen, die hailige sacramenta da-
4 Ulmer Katechismus des Ludwig Rabus von 1561, siehe
oben, Nr. 21.
5 Dies war die württembergische Kirchenordnung von
1553, Abdruck bei Sehling, EKO XVI, S. 223-276,
vgl. oben, S. 78 Anm. 185.
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