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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0324
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Ulm

Christlicher Unnderricht für Junge unnd Einfaltige Leuth,
welche zum Tisch deß Herrn gehn wöllen

Bekandtnuß der Sünden vor einem
Ordenlichen Kirchendiener:
Ich Armer Sünder Bekenne mich Gott, meinem
Himmelischen Vatter, das ich leider Schwärlich und
manigfaltig gesiindigt hab, nicht allein mit äusser-
lichen, groben Sünden, sonder vil mehr mit innerli-
cher angeborner blindheit, Unglauben, Zweifflung,
Kleinmütigkeit, Ungedult, Ungehorsam gegen mei-
nen Eltern und anndern Fürgesetzten, Hoffart, Bö-
sen lüsten, Geitz, Heimlichen Neid, Haß unnd Miß-
vergunst, auch anndern Bösen Tücken, wie das
mein Herr und Gott an mir erkendt und ich Leider
so volkommenlich nicht erkennen kahn. Also Rewen
sie mich und sein mir Leid unnd beger von Hertzen
Gnad von Gott durch seinen lieben Sohn Je- |D3v|
sum Christum und bin vorhabens, neben anndern
Christen hierauff das Gnadenreiche Abendtmal
unnsers Herrn Christi zu empfahen.
Frag eines Predigers: Was gehört darzu, wann ein
Christ das Heilig Abendtmal nicht zum Gericht
oder Verderben, sonder seinem Heil empfangen soll?
Es gehörn Vier Stuck darzu: Erstlich, das die
Jenige, welche das Heilig Abendtmal empfahen wöl-
len, nicht mit Unverstand hinzu gehn, sonder Ihres
Glaubens Rechenschafft geben könden, Darumb sie
den Catechismum fleißig und recht verstehn lernen
sollen. Das Ander stuck ist ware erkandtnuß der
Sünden, Das Dritt Ein Lebendiger Glaub und ver-
trawen auff Christum, Das Vierdt Ein ernstlicher
fürsatz, | D4r | fürohin Gottselig zuleben unnd inn
solchem Christlichem Wandel zuverharren.
Glaubstu, das du ein Sünder bist unnd warauß lehr-
nestu deine Sünd erkennen?
Ja, ich Glaubs, Lehrne unnd Weiß solches auß
den Zehen Gebotten Gottes37, die ich nicht gehalten
hab, Auch von wegen meiner verderbten Natur
nicht volkommenlich halten kahn.

37 Ex 20,1-17; Dtn 5,6-21.

Weissestu auch, was für Straffen auff die Sünden
gehörn? Oder was du mit deinen Sünden bey Gott
verdient?
Nichts anders dann Gottes Ungnad unnd Zorn,
auch allerley Zeitliche straffen und darzu die Ewige
Höllische Verdammnuß.
Sein dir deine Sünden auch Leid?
Ja, Es ist mir vonn Hertzen leid, das ich wider
Gott gesündigt und ihne, |D4v| meinen getrewen
Vatter, Schöpffer und Erhalter (vonn dem ich Leib
und Seel und alles hab) so vilfaltig und offt, darzu
manchmal fürsätzlich und Mutwillig, beleidigt und
erzürnet hab.
Hoffestu aber auch, Selig zu werden Oder wessen
tröstestu du dich, so du doch mit Sünden die Ewige
Verdammnuß verdient hast?
Ja, Ich hoff, Seelig zu werden unnd tröste mich
allein meines Herrn und Erlösers Jesu Christi.
Wer ist Jesus Christus?
Er ist der Ewig, Eingeborne Sohn Gottes, unnser
Herr, der empfangen ist von dem Heiligen Geist,
Geborn auß Maria, der Junckfrawen38.
Was hat die Person von deinetwegen gethan oder
erlitten, das du Sie dein Erlöser nennest? | D5r |
Erstlich hat er das gantze Gsatz für mich erfüllt.
Darnach hat er für mich Tod und Martter am
Creutz gelitten.
Was hat dir Christus mit seinem Gehorsam und Lei-
den verdient?
Das hat er mir verdient, das mir umb seinetwil-
len alle meine Sünden auß gnaden verzigen werden
und mich Gott für Fromb und Gerecht und für sein
liebes Kindt will halten unnd mich Ewig Selig ma-
chen.

38 Vgl. Apostolisches Glaubensbekenntnis, BSLK S. 21.

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