21b. Ordnung kirchlicher Belange 1536
denen sie berüffen, ze willfaren und ze dienen, und
dan dieselbige vormals durch die predicanten be-
schickt worden und irs glaubens rechenschafft geben
haben und darinn rechtgeschaffen erfunden worden
sein, das ain ersamer rath dieselbigen schwestern auf
ain bequeme zeit erfordert, irs zusagens erinnert und
gueten vleiß bey den krancken weipspersonen (de-
nen sie allain gewertig sein solten) gepraucht, ernst-
lich [angewiesen]d hette.
Der bepstler halben, so noch in irem halßstarr-
und aigenwilligkait verharren und nit vermög auf-
gerichter ordnung15 auf die gepannen16 son- und feir-
tag zum wenigsten ainmal in die predig ! geen wol-
len, sehe die verordenten hern fur nutz und gut an,
das den verordenten zuchtherren bevolhen wurde,
dieselbigen aigensynnigen vermog derhalb verkun-
dter ordnung fur sich und die predicanten zu be-
schicken und irs glaubens rechenschafft zuerfordern,
etc.
Und nachdem meniglichen bewißt und unver-
borgen, zu was mercklichen grossen schannden und
lastern der ainig miessiggang ursach gegeben hab,
damit dan die belehenten caplän ire pfreunden17 nit
vergebenlich und umbsonst niessen und mit irem
miessiggang andern leuthen nit ergerlich seyen, ist
auf ains erbarn rats verbesserung, zu abwendung
alles ergerlichen nachredens, fur nutz und gut be-
dacht, das allen belehenten caplonen (ausserhalb
der zweier deputirten und einnemern der presentz)
bey ainer namhafften peen als ii schilling heller ein-
gepunden | wurde, alle gepannte sontag und feyrtag
und auch sonsten in der wochen alle tag zwo predi-
gen zeheren und hinderm predigstul18 in den may-
ε Den vier zunfften, so geschenckte hantwercken [vgl.
Anm. 22] haben, zetel geben, das pfaffenkhinder elich
sein.
d Verschrieben: undersagt.
worden, dass die Schwestern des Franziskaner-Drittor-
dens (Klarakloster) die Krankenversorgung übernehmen
sollten, Abdruck bei Krabbe/Rublack, Akten,
Nr. 178.
15 Vgl. oben, Nr. 11.
16 Gebotenen, festgesetzten.
17 Pfründen.
18 Kanzel.
19 Gestühl der Zunftmeister, vgl. Anm. 21.
ster stielen19 irn sitz haben und one sonder erlaub-
nus ains burgermaisters sich davon kains wegs ze
absentieren bey obgemelter straff, davon dem meß-
ner (der dan darauf ain sonderlich aufmercken ha-
ben soll) ii den[arii] und das uberig in den armen
kasten gefallen und gelegt, und alle kottember20 die
verordenten hern zu den grossen almußen, so man
inn die presentz raicht, von dem meßner erfor-
schung haben und ains jeden straffgelt an der pre-
sentz herab zogen werden.
Der priester kinder halben, so ire megt und kel-
lerin nach cristenlicher ordnung geelichet und zu
kirchen und straß gefiert haben, sehen die verorden-
ten hern fur nutz und gut an, das den hern dreyze-
hen21 in bevelch gegeben wurde, iren zunfftigen of-
fenlich zu verkinden und zu gepieten, nachdem der
obgedachten priester kinder nit anderst dan als ee-
liche kinder zeachten und zehalten, auch | rechtmes-
sige eeliche kinder vor Gott werenε; sover dan aini-
chem irem zunfftigen derselbigen kinder ains ver-
dingt wurde, ans hantwerck ze leren, welcherlay
hanntwerck das sein mechte, geschenckt oder unge-
schenck22, und sie des lehrgelts halben mit ainander
nit stossig23, das er dasselbig one widerred zeleren
uff- und annemen solte.
Das die leuth zu predigzeitten mit kubel24, gel-
ten25, holtz, straw, fleschen und anderm dergleichen
durch die kirchen wandern, ist ergerlich und kains
wegs irs erachtens lenger zugedulden und den vier
geschwornen statknechten, bettelvogt oder jemant
anderm zu befelhen, mit den selbigen leuthen zuver-
schaffen, das sie sich sollichen ergerlichen wandels
furohin zur predig zeitt mässigen. Der bemelt bet-
20 Die Quatember (Fronfasten) bezeichnen die Vierteilung
des kirchlichen Jahres. Sie liegen in der ersten Fasten-
woche, in der Woche vor Pfingsten, in der ersten Okto-
berwoche und im Advent; vgl. Bieritz, Kirchenjahr,
S. 50, 111f., 149.
21 Die 13 Zunftmeister im Rat, Schröder, Kirchenregi-
ment, S. 26.
22 Beim geschenkten Handwerk gingen die Gesellen auf
Wanderschaft und erhielten in den Zunftherbergen Geld-
beträge geschenkt. Beim ungeschenkten Handwerk be-
stand hingegen kein Wanderzwang und folglich entfielen
auch die Gaben an die Gesellen, vgl. DRW IV, Sp. 438.
23 Streitig.
24 Kübeln.
25 Fässern, Zubern, vgl. Grimm, DWb 5, Sp. 3062ff.
387
denen sie berüffen, ze willfaren und ze dienen, und
dan dieselbige vormals durch die predicanten be-
schickt worden und irs glaubens rechenschafft geben
haben und darinn rechtgeschaffen erfunden worden
sein, das ain ersamer rath dieselbigen schwestern auf
ain bequeme zeit erfordert, irs zusagens erinnert und
gueten vleiß bey den krancken weipspersonen (de-
nen sie allain gewertig sein solten) gepraucht, ernst-
lich [angewiesen]d hette.
Der bepstler halben, so noch in irem halßstarr-
und aigenwilligkait verharren und nit vermög auf-
gerichter ordnung15 auf die gepannen16 son- und feir-
tag zum wenigsten ainmal in die predig ! geen wol-
len, sehe die verordenten hern fur nutz und gut an,
das den verordenten zuchtherren bevolhen wurde,
dieselbigen aigensynnigen vermog derhalb verkun-
dter ordnung fur sich und die predicanten zu be-
schicken und irs glaubens rechenschafft zuerfordern,
etc.
Und nachdem meniglichen bewißt und unver-
borgen, zu was mercklichen grossen schannden und
lastern der ainig miessiggang ursach gegeben hab,
damit dan die belehenten caplän ire pfreunden17 nit
vergebenlich und umbsonst niessen und mit irem
miessiggang andern leuthen nit ergerlich seyen, ist
auf ains erbarn rats verbesserung, zu abwendung
alles ergerlichen nachredens, fur nutz und gut be-
dacht, das allen belehenten caplonen (ausserhalb
der zweier deputirten und einnemern der presentz)
bey ainer namhafften peen als ii schilling heller ein-
gepunden | wurde, alle gepannte sontag und feyrtag
und auch sonsten in der wochen alle tag zwo predi-
gen zeheren und hinderm predigstul18 in den may-
ε Den vier zunfften, so geschenckte hantwercken [vgl.
Anm. 22] haben, zetel geben, das pfaffenkhinder elich
sein.
d Verschrieben: undersagt.
worden, dass die Schwestern des Franziskaner-Drittor-
dens (Klarakloster) die Krankenversorgung übernehmen
sollten, Abdruck bei Krabbe/Rublack, Akten,
Nr. 178.
15 Vgl. oben, Nr. 11.
16 Gebotenen, festgesetzten.
17 Pfründen.
18 Kanzel.
19 Gestühl der Zunftmeister, vgl. Anm. 21.
ster stielen19 irn sitz haben und one sonder erlaub-
nus ains burgermaisters sich davon kains wegs ze
absentieren bey obgemelter straff, davon dem meß-
ner (der dan darauf ain sonderlich aufmercken ha-
ben soll) ii den[arii] und das uberig in den armen
kasten gefallen und gelegt, und alle kottember20 die
verordenten hern zu den grossen almußen, so man
inn die presentz raicht, von dem meßner erfor-
schung haben und ains jeden straffgelt an der pre-
sentz herab zogen werden.
Der priester kinder halben, so ire megt und kel-
lerin nach cristenlicher ordnung geelichet und zu
kirchen und straß gefiert haben, sehen die verorden-
ten hern fur nutz und gut an, das den hern dreyze-
hen21 in bevelch gegeben wurde, iren zunfftigen of-
fenlich zu verkinden und zu gepieten, nachdem der
obgedachten priester kinder nit anderst dan als ee-
liche kinder zeachten und zehalten, auch | rechtmes-
sige eeliche kinder vor Gott werenε; sover dan aini-
chem irem zunfftigen derselbigen kinder ains ver-
dingt wurde, ans hantwerck ze leren, welcherlay
hanntwerck das sein mechte, geschenckt oder unge-
schenck22, und sie des lehrgelts halben mit ainander
nit stossig23, das er dasselbig one widerred zeleren
uff- und annemen solte.
Das die leuth zu predigzeitten mit kubel24, gel-
ten25, holtz, straw, fleschen und anderm dergleichen
durch die kirchen wandern, ist ergerlich und kains
wegs irs erachtens lenger zugedulden und den vier
geschwornen statknechten, bettelvogt oder jemant
anderm zu befelhen, mit den selbigen leuthen zuver-
schaffen, das sie sich sollichen ergerlichen wandels
furohin zur predig zeitt mässigen. Der bemelt bet-
20 Die Quatember (Fronfasten) bezeichnen die Vierteilung
des kirchlichen Jahres. Sie liegen in der ersten Fasten-
woche, in der Woche vor Pfingsten, in der ersten Okto-
berwoche und im Advent; vgl. Bieritz, Kirchenjahr,
S. 50, 111f., 149.
21 Die 13 Zunftmeister im Rat, Schröder, Kirchenregi-
ment, S. 26.
22 Beim geschenkten Handwerk gingen die Gesellen auf
Wanderschaft und erhielten in den Zunftherbergen Geld-
beträge geschenkt. Beim ungeschenkten Handwerk be-
stand hingegen kein Wanderzwang und folglich entfielen
auch die Gaben an die Gesellen, vgl. DRW IV, Sp. 438.
23 Streitig.
24 Kübeln.
25 Fässern, Zubern, vgl. Grimm, DWb 5, Sp. 3062ff.
387