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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0410
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Esslingen

22b. Ordnung der Feiertageb
[nach 7. Januar 1537]

Als die fürsichtigen, ersamen, weisen herrn, burger-
meister unnd rath diser statt Esselingen, hievor die
feirtag (ausserhalb deß gepannen4 sontags) abge-
thonn haben, der fürnemblichen ursachen halb, da-
mitt dem ergerlichen, vihischen laster deß zu- unnd
voltrinnckenns, auch gotzlestern, so dann zemal al-
lermeist im schwanck gangen, gewert wurde, unnd
dann auch, das menigklich sein gewonliche arbait
unnd hantierung durch die gantzen wochen umbhin
dester stattlicher üben unnd volnbringen unnd uff
die gepanne sontäg dem prediggen unnd hören Got-
tes worts dester emßiger unnd vleissiger obligen
möchte und aber yetzo augenscheinlichen befunden,
das, gleich so wol uff die gute montag5 allso hievor
uff die feirtag geschehen, alle fillerei unnd unzucht,
sonderlich bey dem jungen folck jern fürganng ha-
ben, aber allein dem hailsamen Gottes wort kein zeit
noch weil gegebenn werden mag, das warlich einen
yeden, der ein christennlich gemuet, billich jamern
unnd zu hertzen gen sollte. Sollichem unrath zube-
gegnen unnd damit ye nit, so doch das böß unnd

b Textvorlage (Handschrift): StadtA Esslingen, Reichs-
stadt, F. 205, Nr. 27b. Abdruck: Krabbe/Rublack,
Akten, Nr. 182.

ergerlich sein fürganng hat und kheins wegs, wie
mans ja angreifft, verhiettet werden mag, das gut
unnd christenlich auch underwegen bleibe, so thut ir
ersam | weißhait auß disen hievor erzellten unnd
anndern mehr beweglichen ursachenn ordnen und
will, das hinfiro nebenn denn gepannen sontägen der
hailligen apostel tag widerumb gefeirt und an den-
selben das Gottes wort verkhint unnd gehört werde,
daneben alle haußvetter unnd haußmiettern gantz
treuwlich ermanende, daß sie iere kinder unnd haus-
gesind sonnderlich uff solliche feirteg firderlichen in
die predigen schickenn wellenn, dann dieselbigen fir-
nemblichen dem jungen volck und ehallten6 zu gut-
tem angesehen werden, ob villeicht Gott, der all-
mechtig, gnad verleihenn wellte, das das jung, unge-
pertig volck auch einist des hanndelß von dem hail-
ligen nachtmal underricht würde, welcher hanndel
dannzemal gantz vleissig in den predigen getriben
werden soll, alls die predicanntten dest sonnder-
lichen bevelch empfahen werdenn.

4 Als Ruhetag gebotenen.
5 Blaue Montage, Montage nach den Feiertagen.
6 Gesinde.

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