Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0579
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
3. Eingabe der Prediger und Ratsentscheidungen zur Ordnung des kirchlichen Lebens 1607

[Archivvermerk:] Beylag:
Beicht form
Würdiger, lieber herr, ich bitte euch, ihr wöllet mei-
ne beicht hören und mir die vergebung sprechen
umb Gottes willen.
Würdiger, lieber herr, ich bekenne fur Gott und
euch, das ich nicht allein in sünden empfangen und
geborn bin, sondern auch, das ich die h. zehen ge-
bott9 Gottes nicht gehalten, sondern wider dieselbe
vil und oft gesündiget habe mit gedankhen, worten
und werkhen und damit Gott im himmel erzürnet,
zeitliche und ewige strafen, die hell und ewige ver-
dammung wol verdienet hette, wo er mit mir hand-
len solte nach meinen sünden, welchs alles mir leid
ist und mich reuet von grund meines hertzens. Die-
weil ich mir aber auß meinen sünden selber nicht
helfen kan, so glaube ich doch, das Gott mir armen
sünder gnädig seye10 und mir alle meine sünde ver-
gebe von wegen des verdiensts, leidens und und ster-
bens Christi, welchs fur meine sünd geschehen ist,
und tröste mich desselbigen. Das aber solcher mein
glaub mehr gestärkht werde, so bitte ich, ihr wollet
mich an Gottes statt von allen meinen sünden und

verdamnus los und ledig sprechen und mir das h.
abentmahl mittheilen. Ich will hinfüro mit Gottes
hilf mein leben bessern unnd frömmer werden.
Andächtig gebet zu sprechen, ehe man beichtet
O herr, Jesu Christe, unser hayland und erlöser, du
hast deiner lieben kirchen hie auf erden und dero
getreuen dienern das h. ampt der schlißel hinderla-
ßen mit angeheffter verheissung, was sie in craft
derselben auf erden lösen oder binden werden, das
soll auch im himmel gelöst und gebunden sein11, für
welche gnadenreiche mittel wir dir ewiges lob, ehr,
preiß und dankh sagen und bitten von grund unsers
hertzens, weil | wir als arme gebundne sünder dises
tröstlichen lösschlüssels bedürftig, damit wir nicht
under den fäßeln des höllischen kerkhermeisters ge-
halten werden, du wollest uns denselben durch un-
sere christliche beichtvätter widerfahren laßen und
uns von allen unsern sünden umb deines bluts und
tods willen gnädig entbinden, darneben deinen h.
geist verleihen, das wir die h. absolution in rechter
buß, ungezweifelter zuversicht, gutem vorsatz, brü-
derlicher lieb und dankhbarkeit faßen und endtlich
ewig seelig werden, Amen.

9 Ex 20,1-17; Dtn 5,6-21. 11 Mt 16,19; 18,18.
10 Lk 18,13.

559
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften