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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0073
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2. Katechismus 1544

Von der proben des heiligen Abentmals.
Was ist das ander stücke, so zur würdigen handlung
des heyligen Abentmals erfordert wirt?
Es ist die sonderliche proba, so ein yeglicher
dischgenosse fur sich selbs halten musse, wie dann
geschrieben steht 1. Corinth. 11, das der mensch (so
das heilig abentmal halten will) sich selbs probiren
soll unnd also (gleich er sprechen wölt; unnd auch
nit ehe) von dem brot essen und von dem getrancke
trincken solle etc.55
Waruff steet dieselbige proba, so ein yglicher disch-
genosse selber halten müsse?
Sie steth darauff, das ich fur allen dingen inn
mein eygen hertz gön unnd achten haben musse, das
ich kein unliebe an mir befinde gegen yemands, der
mit mir eyn bruder in Christo genandt wirt und son-
derlich gegen den gegenwertigen dischgenossen.
oItem auch kein unliebe wisse der gegenwertigen
dischgenosseno gegen mir oder under sich selbs. Son-
der das ichs darfur halte nach Christlicher eyn- |Bvv |
feltigkeit und so vil müglich ist, auch also in dem
augenschein befinde, das mein hertz und ir aller
hertz ein hertz sey in Christo Jhesu. Dann die rechte
proba beim heyligen abentmal der dischgenossen
halben ist furnemlich und unnachleßlich auff die
bruder liebe unnd uff ein Christliche eynhertzigkeit
gestellet; ursach: dann die Christliche bruder liebe
ist das eynig und allersicherst wortzeichen des le-
bendigen glaubens im hertzen, welcher glauben un-
nachleßlich bei allen, so des herrn Abentmal wirdig-
lich halten wollen, sein muß.
Wie were im aber, so gleich alle ding im außwendi-
gen wesen ein gutten, Christlichen schein hetten
unnd gleich wol ein falscher Judas oder zwen (wie
selten felet) darunder verborgen legen, wie dann im
ersten Abentmal Christi geschehen ist?
Sollichs würt dem, der es nit weyße, kein scha-
den thon, der es aber weiße und genugsam erkennet
o-o Fehlt bei Reu.
55 1Kor 11,28.
56 2Joh 10-11

hat, der kan des herrn Abentmal in keinem weg mit
im gehalten, diewel er zweyley hertzer da findet,
welchs der Christlichen bruder liebe (die dann unn-
nachleßlich im heyligen Abentmal sein musse) gantz
entgegen |Bvir| ist, dann da muß fur allen dingen ey-
nerley hertz sein, gleich wie mit einerley brot und
eynerley getrancke da ist; welcher nun das ziel uber-
trit, wirt schuldig am leib unnd blut Christi, dann
dieweyl er mit dem falschen, glaublossen und
lieblossen Christen gemeinschafft hältet, bestetiget
er seine falscheit und macht sich derselbigen teyl-
hafftig, wie das sprichwort lautet: Mit essen, mit
hangen. Und wie in der andern epistel Johannis ge-
schrieben steet, das man den, so die lere Christi nit
mit sich bringet, auch nit grüssen soll, Man werde
sonst seiner bößen werck teylhafftig.56
Was ist das Christlich Abentmal?
Es ist ein heylige gemeinschafft oder geselschafft
der waren götlichen leibs und bluts unsers herren
Jesu Christi, 1. Corinth. 10.57
Wie ist es ein heylige gemeinschafft des waren göt-
lichen leibs und bluts Christi?
Also, das alle die, so inn rechtem glauben und in
Christlicher bruder liebe das Abentmal Christi hal-
ten, die Sacramentlichen zeichen brots und weins
mit eynander niessen, zugeleich auch in der glaubi-
gen selen den waren leib und das ware blut Christi
warhafftig und |Bviv| weßlich als ein geistliche na-
rung empfangen, wie dann Christus selbs im Evan-
gelio Johan. 6 verheysen hat.58
Wie empfangen sie es unnd in was art oder wesen?
Sie empfangen es in der art unnd wesen, wie es
on ym selbs fur Got und in götlichem wesen ist, wie
es dann die glaubigen selen bedörffen unnd empfan-
gen können, das ist, im geist und warheit, dann
Christus fleisch unnd blut ist in diesem fall geistlich
und warhafftig, 1. Corinth. 15.59 Joh. 6.60

57 1Kor 10,16.
58 Joh 6,51.
59 1Kor 15,44.
60 Joh 6,50.

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