Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0190
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Worms

Und volgendts, Wann die Andern alle getaufft sindt,
mag man es also Segenen:
Deßgleichen wölle Gott sein angefangen Werck
an dir, N., auch volbringen, deinen ein und außgang
behütten und dich mit seiner Genad zum Ewigen
Leben stercken und bewahren, Der Friede des Her-
ren sey mit dir, Amen. |XIIIIv|

Im fall aber, das die zeugen, so bey der Jahetauff
des Kinds gewesen sein, ungewiß sein würden und
nicht guten bericht geben könten, wie sie es getaufft
oder was sie inn solchen nöten gedacht, geredt oder
gethan hetten, so neme der Kirchendiener solches
Kind ohn alle disputation und tauffe es simpliciter
ohne bedingung wie andere Kinder, so noch nicht
getaufft sind.

IIII. Von der Beicht und Absolution.

[Ursachen, warumb die Privat Absolution
soll erhalten werden.]o
Es ist die Alte Bäbstische Ohrenbeicht, darinn die
Leut zu offenbarung und erzelung aller sünden inn
ansehung, das der Priester anderer weise nicht kön-
ne Absolution sprechen, genötiget und gezwungen
worden sind, inn allen rechten Christlichen kirchen
nit ohne wichtige grosse ursachen |XVr| auffgehaben
und abgeschaffet worden, Dann einmal, so ist solche
erzelung und Abrechnung der sünden nicht gebot-
ten, wirdt auch darvon in Heyliger Göttlicher
Schrifft nichts gelesen noch gefunden, Ja sie ist viel
mehr derselben zu wider und unmüglich, wie auß-
drücklich im 19. Psalm geschrieben stehet: Wer kan
mercken, wie offt er fehlet? Verzeihe mir, Herr, die
verborgene fehle.45
Zu dem, so ist sie auch ein solche grosse marter
und qual und unleidlich joch und band der gewissen
gewesen, das sich niemandt seiner Beicht halben,
dieweil er jeder zeit ungewiß und im zweiffel gewe-
sen, ob er rechte und völlige Beicht gethan hab oder
nicht, der Absolution und entbindung von Sünden
hat trösten können und im gewissen zufrieden sein,
dardurch dann auch viel Christlicher hertzen offt-
mals inn schröckliche verzweiffelung gerhaten sindt,
welchs jemerlich und zu erbarmen und nicht der ge-
ringsten ursach eine gewesen ist, darumb die ohren-
beicht gantz abgethan worden ist und nimmer mehr
zugelassen werden soll. Dargegen aber ist die tröst-

o Diese Überschrift fehlt hier, steht aber im Inhaltsver-
zeichnis.

liche Privat Absolution mit grossem ernst und vleiß
in vielen Kirchen erhalten worden, kan und soll
auch inn keinen weg unterlassen noch verachtet
werden und solchs umb dieser ursachen willen, wel-
che im Catechismo und andern Predigten offt ange-
zogen und vermeldet werden.
Als nemlich zum Ersten, dieweil es Christi außge-
drückter befehl ist, das man das Evangelium, das
ist, die genedige verheissung Gottes von vergebung
der sünden, nicht allein in gemein allen Menschen,
so sich zu Gott bekehren, verkündigen, Sondern
auch privatim und in sonderheit einem jeglichen ge-
engstigten hertzen und gewissen, so trost begert,
|XVv | fürtragen und appliciren soll, mit diesen wor-
ten: Sey getrost, mein Bruder, dir sind deine sünde
gewißlich vergeben, so du nur auff den Herrn Chris-
tum vertrawest, Denn der Befehl unsers Herrn
Christi, da er zu seinen Jüngern spricht Johannis 20:
Welchen ihr die Sünde erlasset, den sind sie erlassen
etc.,46 gehet nicht allein auff die gemeine Predigt des
Evangelii, so auff der Cantzel gegen einem grossen
hauffen geschihet, sondern vermag und leget den
Kirchendienern auch dieses auff, das sie einer jeden
einzelichen Person, so von sünden angefochten ist
und trost begeret, das Evangelium von verzeihung
der Sünden umb Christi willen Predigen und den, so
daran glaubt, von sünden Absolviren sollen, wie
dann die Exempla Christi und der Heyligen Apostel
vor augen stehen, Matthei 9 Vom Gichtbrüchti-

45 Ps 19,13.
46 Joh 20,23.

170
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften