4. Kirchenordnung 1574
4. Kirchenordnung
1574a
[Vorwort.]
Wir, Herman, grave zu Sain, herr zu Homburgh,
Muncklarr1 undt Mentzbergh2 etc., entpieten allen
undt jeden unsern beampten, superintendenten,
pfahrhern, rentmeistern, schultheißen undt allen
unsern bevelhabern und underthanen unser gnadt
undt fuegen auch zu wißen:
Nachdem Gott, der almechtige, auß sonderli-
chen gnedigen erbermbden uns bißanhero ein gut
zeit das licht seines heiligen, allein seligmachenden
worts hell und clar scheinen laßen, darfur wir billich
seiner gottlichen almacht nicht allein von grundt
unsers hertzen lob undt danck zu sagen, sondern
auch unsere danckbarkeit mit einem bußfertigen,
christlichen leben undt wandel zu beweisen ver-
pflichtet, gleich wol aber daran nit geringen mangell
undt fell allenthalben gespuret wurdt, in dem nicht
allein der großer theil in roher, unbußfertiger sicher-
undt uppigkeit immer fortfehret undt aller handt
schandt undt laster je lenger je mehr uberhandt ne-
men, sondern auch in der lehr von vielen artickuln
unserer wahren christlichen religion bey diesen letz-
ten und geferlichen zeiten aller handt gefehrliche
undt fast ergerliche disputationes, fragen undt ge-
zenck zu nicht geringer verwirrung undt betrubung
vieler frommen christlichen hertzen undt gewißen
erregt werden, darumb von noten, das jeder christ
desto wackerer sey undt seiner seelen heil undt see-
ligkeit wahrnehme, sonderlich aber die obrigkeiten,
als denen Gott die taffeln seines gottlichen gesetzes
bevohlen hat, sich ihres von Gott ufferlegten ampts
gebrauchen und hierinnen allenthalben ein solchs
ernstes einsehen thuen, das beydes, die lehre rein
undt unverfelscht bey uns undt vor unsere nach-
kommen erhalten undt dem volck treulich eingebill-
det, auch zugleich bey den zuhorern ires lebens ver-
beßerung undt wurdige fruchte der pueße gespuret
undt vermerckt werden, so haben wir demnach wei-
landt den wolgebornen hern Sebastians undt
Adolffs, graven zu Sain etc., unser geliebten vettern
undt bruders loblicher undt seeliger gedechtnus zu
pflantzung der reinen, gesundten lehr got- |70v| lichs
worts, auch befurderung guter christlicher zucht
undt erbarkeit hiebevor publicirte kirchenordnun-
gen undt edicta vor die handt genohmen, ersehen
und mit zeittigen vorgehaben rath unserer beidt,
christliche und weltliche, räthe und diener, auch der
vornemsten auß unser ritter- und landschafft nach-
volgender gestalt ernewert undt verpeßert.
Von einigkeit der läher und predicanten.
Undt anfenglichen setzen, ordnen undt wollen wir,
das alle undt jede unser superintendens undt predi-
ger in irem ampt undt beruff vornemlich mit allem
ernst undt fleiß dahin sehen undt trachten, das sie
nit allein vor sich selbst bey der reinen, gesundten
lehr des heiligen gottlichen worts, so uns in denn
prophetischen undt apostolischen schrifften offen-
a Textvorlage: HStA Wiesbaden 340-1593c fol. 70r-84r.
1 Montclair, Burg an der unteren Saar (Landkreis Merzig-
Wadern), vgl. Fußnote 1 S. 325.
baret undt in den dreyen bewertten symbolis der
kirchen,3 auch der augspurgischen confession4 in
kurtzen articul verfaßet ist, bestendiglich verharren
undt dieselben eindrechtig undt gleichförmig in al-
len unsern kirchen undt schulen mit christlichem
ernst, eiffer und fleiß treiben, erhalten undt uff die
nachkommenden fortpflantzen, sonderlich aber sich
2 Meinsberg (heute Malbrouck), Burg und Herrschaft bei
Manderen (Dep. Moselle), vgl. Fußnote 1 S. 325.
3 BSLK S. 21-31.
4 BSLK S. 44-137.
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4. Kirchenordnung
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[Vorwort.]
Wir, Herman, grave zu Sain, herr zu Homburgh,
Muncklarr1 undt Mentzbergh2 etc., entpieten allen
undt jeden unsern beampten, superintendenten,
pfahrhern, rentmeistern, schultheißen undt allen
unsern bevelhabern und underthanen unser gnadt
undt fuegen auch zu wißen:
Nachdem Gott, der almechtige, auß sonderli-
chen gnedigen erbermbden uns bißanhero ein gut
zeit das licht seines heiligen, allein seligmachenden
worts hell und clar scheinen laßen, darfur wir billich
seiner gottlichen almacht nicht allein von grundt
unsers hertzen lob undt danck zu sagen, sondern
auch unsere danckbarkeit mit einem bußfertigen,
christlichen leben undt wandel zu beweisen ver-
pflichtet, gleich wol aber daran nit geringen mangell
undt fell allenthalben gespuret wurdt, in dem nicht
allein der großer theil in roher, unbußfertiger sicher-
undt uppigkeit immer fortfehret undt aller handt
schandt undt laster je lenger je mehr uberhandt ne-
men, sondern auch in der lehr von vielen artickuln
unserer wahren christlichen religion bey diesen letz-
ten und geferlichen zeiten aller handt gefehrliche
undt fast ergerliche disputationes, fragen undt ge-
zenck zu nicht geringer verwirrung undt betrubung
vieler frommen christlichen hertzen undt gewißen
erregt werden, darumb von noten, das jeder christ
desto wackerer sey undt seiner seelen heil undt see-
ligkeit wahrnehme, sonderlich aber die obrigkeiten,
als denen Gott die taffeln seines gottlichen gesetzes
bevohlen hat, sich ihres von Gott ufferlegten ampts
gebrauchen und hierinnen allenthalben ein solchs
ernstes einsehen thuen, das beydes, die lehre rein
undt unverfelscht bey uns undt vor unsere nach-
kommen erhalten undt dem volck treulich eingebill-
det, auch zugleich bey den zuhorern ires lebens ver-
beßerung undt wurdige fruchte der pueße gespuret
undt vermerckt werden, so haben wir demnach wei-
landt den wolgebornen hern Sebastians undt
Adolffs, graven zu Sain etc., unser geliebten vettern
undt bruders loblicher undt seeliger gedechtnus zu
pflantzung der reinen, gesundten lehr got- |70v| lichs
worts, auch befurderung guter christlicher zucht
undt erbarkeit hiebevor publicirte kirchenordnun-
gen undt edicta vor die handt genohmen, ersehen
und mit zeittigen vorgehaben rath unserer beidt,
christliche und weltliche, räthe und diener, auch der
vornemsten auß unser ritter- und landschafft nach-
volgender gestalt ernewert undt verpeßert.
Von einigkeit der läher und predicanten.
Undt anfenglichen setzen, ordnen undt wollen wir,
das alle undt jede unser superintendens undt predi-
ger in irem ampt undt beruff vornemlich mit allem
ernst undt fleiß dahin sehen undt trachten, das sie
nit allein vor sich selbst bey der reinen, gesundten
lehr des heiligen gottlichen worts, so uns in denn
prophetischen undt apostolischen schrifften offen-
a Textvorlage: HStA Wiesbaden 340-1593c fol. 70r-84r.
1 Montclair, Burg an der unteren Saar (Landkreis Merzig-
Wadern), vgl. Fußnote 1 S. 325.
baret undt in den dreyen bewertten symbolis der
kirchen,3 auch der augspurgischen confession4 in
kurtzen articul verfaßet ist, bestendiglich verharren
undt dieselben eindrechtig undt gleichförmig in al-
len unsern kirchen undt schulen mit christlichem
ernst, eiffer und fleiß treiben, erhalten undt uff die
nachkommenden fortpflantzen, sonderlich aber sich
2 Meinsberg (heute Malbrouck), Burg und Herrschaft bei
Manderen (Dep. Moselle), vgl. Fußnote 1 S. 325.
3 BSLK S. 21-31.
4 BSLK S. 44-137.
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