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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0509
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5. Kirchenzuchtordnung 1600

41. Sollenn diejenige elter oder vormunder, so ihre
kinder oder pupillen im bapstumb haben, dieselbige
ungesaumbt abfordern unndt ahn evangelische, der
wahren religion zugethuene örtter schicken unnd
verdingen.
Unnd sollen denen kinderen, so deßfals ihren eltern
oder vormundern uf abforderen nicht folgen wollen,
jährlichs unnd so lang sie inn solchem irem unge-
horsamb verharren, ahn ihren albereits erschienen
oder noch kunfftigenn erbschafften obberuerte |59r|
straf der 20 goldtfl. oberkeits wegen abgezogen, zu
behalten unnd daran eher nichts biß zuvorderst die-
selbe volkomblich bezhaltt, passiert noch gefolgtt
werden.
42. Solle es mit anstellung unnd erhaltung der
schuelen unnd schuldienere bey 13. decembris anno
etc. 1600 oberkeits bevelch unnd verordtnung noch-
malen verpleiben. Unnd ahn denen orthen, da sol-
ches biß noch nicht publicirtt, uf anhalten furters
geschehen unnd gehandthabtt werden.
43. Sollenn sich hinfuro alle underthonen, inwohnere
unnd angehörige bey straf 10 goldtfl. der freßkir-
meßen, sontäglicher unndt jharmarcksgedäntz,
gottslesterlichen fluchens, vermeinten tauffens, hau-
ßens, heydnischer faßnachtspielen, unnützens ge-
sangs, eyer heischens, braten heischens, derselben
gebens unnd damit halßstarckens, des außlauffens
zu gedänz inn frembde herrschafften, abgöttischenn
lehen außrueffens,11 argerlicher spinnstueben unnd
bey sommerzeit bißhero gewöhnlicher nachtsarbei-
ten gentzlich mueßigenn unnd enthalten.
44. Sollenn hinfuro nach gehaltenen kindttauffen zu
denen gewöhnlichenn mhalzeitten (die einem jedenn

Sic! Die Erwähnung des ersten Verlesungstages fehlt.

zu geben oder nicht frey stehen sollen) durchauß
niemandts mehr bey straf 3 reichsthaler alß allein
die gebettene gevattern (doch mann unnd weib nur
vor eine persohn zu rechnen) berueffen unnd dersel-
ben eine mahlzeit ohne uberfluß gegebenn werden.
45. Sollenn hinfuro alle leich- oder trostweins, wie
ingleichem die bißhero uf die hohen festtage |59v| är-
gerliche saufglöcher bey straf 10 reichsthaler aller-
dings abgeschafft unnd verbotten sein.
46. Solle die ufsicht unnd aller ungehorsamer jezt-
gemelter 43., 44. unnd 45. artickelln ahnbringung
jedes orts kirchendiener, sündtscheffen, schulthei-
ßenn unnd kirspelsgeschwornen sampt unnd sonder
anbevolhen sein unnd, im fall solche verordnete
ufsehere selbsten brüchig oder fahrleßig befunden,
sollen alßdan dieselbige obberuerte straffen der
oberkeit dobbell zu erlegen schuldig sein.
47. Solle dieße ordtnung umb beßeren behalts unnd
bestendiger folg willen jährlichs zweymahl, nemb-
lich sontags nach Johannis Baptistaem, durch alle
kirchendienere offentlich von den cantzlen abgele-
ßen unnd widerholett werden.
48. Sollenn dieße ordtnung alle oberkeitsdienere, un-
derthonen, inwohneren unnd angehörige, soviel die
einen jeden betrifft, zu halten unnd derselben gemeß
zu handlen schuldig sein mitt vorbehalt, solches ins-
kunfftig durch die oberkeitt, so offt nötig, zu meh-
ren, zu minderen, zu ercleren oder gar zu enderen.
[Umschlag:] Kurtzer extract der in anno etc. [1]600
publicierter kirchen regiments ordnung, darnach
sich alles pastores und zuhörer zu halten schuldigk.

11 Zum Lehen ausrufen vgl. oben Fußnote 7, S. 485.

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