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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0035
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3. Der Merseburger Synodalunterricht 1544, mit den Abänderungen etc, 1545.

21

Würden sich aber aus oberzelten wegen ehe-
bruchs, weglaufens, vorlubde1) oder ander fellen
irrige ehesachen zutragen, darinnen sollen sich die
pfarher wider zuscheiden, noch ichtes darinnen zu
erlauben propria autoritate bei grosser strafe nicht
unterwinden. Sondern sollen dieselben sachen fur
das bischofliche consistorium anher weisen, da sie
geburlicher orterung gewarten sollen. Wollen
auch ihren volk anzeigen, wer in solchen sachen
ichtes an das consistorium zugelangen, das er es
am montag, mitwoch und freitag thun soll, und
in ehesachen die supplication Ernsten Brothuf,
als protonotario consistorii2) uberantworten ader
wer sunst darzu geordent wird werden3), der es
furder an die herren tragen, und den parten
wider bescheid geben solle.
Mit den ehesachen aber sollen sich die pfar-
her, wie gesacht, nicht weiter einlassen, dan das
sie die eheleut, do sie uneinig oder aus andern
ursachen, dan den ehebruch4), nicht bei einander
sein gutlich vortragen und zusammen bringen, wo
sie aber das nicht erhalten konnen, sollen sie das
mit genungsamen bericht an das consistorium ge-
langen.
Sollen auch dem volk vorkunden, wo eheleut
einander nicht beiwohnen, das sie sich wider zu-
sammen vorfügen, ader sollen durch den ban do-
hin getrieben werden.
Dergleichen5), wie auch obenberurt, sollen,
die in offentlichen lastern vorharren, und sich nach
guter vormahnung nicht bessern wollen, durchs
consistorium in ban gethan werden, welchen ban
die landesfürsten hanthaben wollen6).

das gemeine gebet nuzlich und notig, welchs auch an
vielen furstenhöfen gehalten wirdet.
Begebe sichs aber, das etwan wichtige ursachen
denen vom adel furfielen, das die vorlobnis nicht zu
offenbaren oder mit der copulation nicht zu vorzihen
were, mochten sie zu verantworten und dem pfarherrn
anzeigen; alsdan werden sich die pfarherrn gegen denen
vom adel oder do es von noten mit rath der super-
attendenten ader consistorii der gebur vorhalten und
darmit gedult tragen, doch das dadurch ausserhalb be-
wegenden ursachen keine einfurung gemacht und so vil
immer moglich umbgangen werde.
1) „wegen ehebruchs, weglaufens verlubde“ Zusatz
im Merseburger Ex., steht in A. im Text.
2) B.: „Ernsten Brothuf, als“ gestrichen; „dem“
eingesetzt.
3) Im Merseburger Ex. am Rande geschrieben
„ader wer sunst darzu geordent wird werden“. In A.
im Text.
4) „aus andern ursachen, dan den ehebruch“ Zu-
satz im Merseburger Ex., in A. in den Text aufgenommen.
5) B. Überschrift: Von dem ban und straf offent-
licher laster.
6) Im Merseburger Exemplar ist hier ein Zeichen
„q“ angebracht. Unter diesem Zeichen findet sich in
A. ein eingelegtes Blatt mit folgendem für B. bestimmten
Zusatze:
Es solt aber der ban nicht wie vor alters in welt-
lichen sachen ader sunst ex pravis affectibus und vor-

Darneben sollen sie den leuten die schwere
des bannes aus der epistel zum Corintern und
ad Timotheum anzeigen, und wie ferlich es sei,
von der gemeine gottes einen zusondern, damit
die leute nicht den ban, allein umb eusserlicher
straf willen, sondern auch zuvorderst umb gotlicher
straf willen furchten, scheuen, und vormeiden.
Wurde 1) auch imands gebannt werden sol der bei
keinen gotlichen ampten dann allein bei der pre-
digt geduldet werden. Es sollen auch sunst die
pfarher in allen grossen sachen die Iahr, cere-
monien, ehe, ader ander furfellender hendel,
propria antoritate nichts furnehmen, sondern sich
allewege alhier bei uns, dem herrn lic. Musa
und dem consistorio, so es die noth erfordert2)
rats und entschieds erhoben, und je sich vor neuen
opinion hueten, und do sie der vornehmen, des
nicht vorschweigen.
dries, ader eigene rachseligkeit und andern misbrauch,
sondern zu abwendung und strafe öffentlicher laster im
fall der unvormeidlichen, noch gewand werden als nem-
lich dieser heubtlaster
Offentliche kezerei, davon man nicht wil abstehen
Zeuberei, warsagen und ander supersticion der
schrift entkegen,
Meineid, gotslesterung wider got und sein heiliges
wort
Kirchenraub und unrechtlich entziehung der kirchen
gueter und die ihre hand freventlich an prister und
andere kirchendiener legen,
Item die die predigt und gotlichen empter vor-
achten und zum sacrament nicht gehen.
Item welche ihre eltern schmehen.
Item mort, reuberei, todtschlag, tyrannei und gewalt
Item ehebruch und die in unehe sizen und sunst
allerlei offentliche unzucht, auch denen die do rath und
hulfe darzuthun oder vorhengen, die es wol wehren
konten
Item die junkfrau witwen und ehefrauen schenden,
welchs dan ehebruch ist
Item blutschande und furgenommene ehe in ver-
botenen graden
Item schentliche und epicureische wort mit ergernis
der jugent
Item stete sauferei und schwelgerei
Item so frauen ihr kinder aus folheit oder un-
achtsamkeit erdrucken
Item die ihnen die frucht abtreiben ader darfur,
das sie nicht schwanger werden konnen, arznei ge-
brauchen
Item diebstal
Item der schentliche judische wucher und geiz,
welchen S. Paul abgotterei nennet
Item falsch gezeugnis vorleumbdung der leute
Und was sunst dem heilsamen worte und geboten
gots entkegen, darin man nach notturftig vormahnung
halstarrig und unbusfertig vorharret.
Dieser Satz ist im Merseburger Ex. hinzu-
geschrieben. In A. steht er im Text.
2) Ähnlich hat A.: „allhier bei uns dem herrn
licentiaten Musa und den consistorien, so es die noth
erfordert“. Diese Fassung ist dann im Merseburger
Exemplar und in A. verbessert in: „bei dem super-
attendenten und do es von noten furder bei den con-
sistorien“ . . .
 
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