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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0041
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I. Bisthum Merseburg. 5. Merseburger Artikel vom 12. December 1545.

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bescheidener seint, dan die bauren selbst, sollen Letztlich wollen sie sampt ihren pfarkindern,
gewarten. vor die vorstehende noth der christenheit, lauts
Es sollen auch sunst die pfarhern in allen jungsten ausschreibens auch fur uns treulich bitten,
grossen sachen, die lahr, ceremonien, ehe und Unser lieber herr Christus, der einige hirte und
andere furfallende hendel propria autoritate nichts bischof unser selen, vorleihe uns seinen dienern
furnehmen, sondern sich alwege bei uns, dem allerseits sein gnade, vorstand und vormogen, den
hern licenciaten und superattendenten, und dem con- | befohlenen scheflein treulich vorzustehen, zu seinem
sistorio, so es die noth erfordert, raths und ent- | ewigen lobe, amen,
schieds erholen, und fur neuen opinien hueten,
und do sie der vornehmen, nicht vorschweigen.
5. Merseburger Artikel vom 12. December 1545.
[Aus Zerbst, St.A., Vol. V., fol. 213, Nr. 20.]

Auf anregen meins genedigen fürsten und hern
zu Anhalt, als in geistlichen sachen unser geist-
licher her vater, werden euch nachfolgende artikel
vorgehalten und geboten, die ich euch von ampts
wegen alhir also eingebunden und verboten haben
wil, nemlich:
Das sie gottes wort vleissig horen, ihr weib und
gesinde treulich darzu halten, sonderlich den catechis-
mum ader die heuptstuck christlicher lar zu lernen.
Das sie bei der hochsten strafe zeuberei,
warsagern und dergleichen teuflische kunste, sie
werden gebraucht in was schein sie wollen, nicht
uben, gebrauchen, leren, ader dulden, und so sie
es erfaren, der obrigkeit nicht vorschweigen.
Gleicher gestalt, das sie sich der bepstischen
misbreuche und abgottischer superstition eussern
und zu den niemands bereden ader halten.
Item gottslesterung bei hoher strafe flihen und
so jemand von dem heiligen evangelio und hoch-
wirdigen sacrament spotlich und vorechtlich reden
wurde, das die auch, so es wissen und vorschweigen,
sollen gestrafet werden.
Das sie die absolution und hochwirdigen
sacrament als christen ofte gebrauchen und die
ihren darzu halten, die in allen ehren zu halten.
Auch die schentliche unordnung und leicht-
fertigkeit bei der heiligen taufe und hochzeiten
abgestelt werden.
Das an den feiertagen fur mittage unter der
nachmittags predigt nicht geschenkt, spiel ader
andere leichtfertigkeitsollen gestattet werden.
Das sie auch ihren pfarhern was sie schuldig,
willig reichen und sie in ehren halten, auch sich
an ihnen mit worten und werken nicht vorgreiffen,
sondern so sie mangel an ihnen haben an ler
und leben ader ichtes ungebuerlichs, so nicht zu-
vorschweigen, erfuren, solchs sollen sie an das
consistorium gelangen, auch in den und andern
sachen, so die geistligkeit ader ehe belanget, gegen
ihnen gehorsamlich vorhalten.
Und auf das sich ein jeder in ehesachen
wisse zu halten, damit sie sich selber nicht in be-
schwer und schimpf thuen, sollen sie allewege,

so sie vorlöbnis wollen halten, sich der vorwandten
freuntschaft ader schwegerschaft erstlichen be-
fragen, und so sie vormerken, das sie etwas nahe,
sollen sie sich bei dem pfarhern, oder so sie die
nicht genugsam zu entscheiden wusten, beim con-
sistorio erkunden, ob die personen nach gotlichen
und furstlichen ordnungen einander haben muegen,
auf das sie nicht hernach nach geschenen vor-
löbnis dorfen mit grosser muhe, unkost und
schimpf von einander gesprochen werden.
Desgleichen sollen sie auch anderer hin-
derunge, sonderlich ob die person ledig und nicht
jemands anders unentscheiden behaftet, befragen,
ehe die gelubnis volnzogen werden.
Item das sich niemands ahne vorwissen seiner
eltern vorheiraten solle, welches wider gottliche,
naturlich, keiserliche recht und der chur und
furstlichen ordnung ist, und nicht zuzulassen, und
wer das mit fördert, sol hertiglich gestrafet werden.
Desgleichen sollen die eltern vormanet sein,
ihre kinder zu gepuerlicher zeit zu beraten und
do sie nicht neigung haben , mit gewalt nicht zu
zwingen, und wo sie des vormanet durch die pfar-
her uf ansuchen der kinder, neben andern
freunden, und sich daran nicht keren wollen,
sollen sie darumb vorm consistorio zur antwort
stehen.
Item das niemands sich heimlich vorloben
und solche heimliche vorlöbnis nicht zugelassen,
sondern gestraft werden sollen.
Item das niemand sein ehegemael verlassen
sol und die da weglaufen, sollen gestrafet werden.
Item wo in dorfern und stedten man und weib
unehelich beieinander woneten, das sollen die
nachtpar nicht leiden, sondern im consistorio ader
im ampte ansagen.
Item dergleichen sol der ehebruch, auch junk-
frauschenden durch geistlich und weltlich obrigkeit
hertiglich gestrafet werden.
Item es sol auch niemands zusammen geben
werden, der frembde ist, ahne genugsam gezeugnis,
damit man wisse, das er ledig sei, und do sich
hirinnen etwas bedenken zutruege, sollen die pfar-
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