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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0051

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7. Ordnung der Ordination.

37

Verdammet und widersprecht ihr auch allen
irthumen und kezereien, durch die heilige schrift in
christlichen conciliis und sunst verdampt, desgleichen
des babsts falsche lehre und missbreuche, wider got-
liche ordenunge eingefürt, und wollet das bevolene
volk treulich darfür verwarnen und dawider lehren.
Resp.: Ja.
Wollet ihr auch einen christlichen gueten
eusserlichen wandel fuhren.
Resp.: Ja.
Und unser lieber herr Jesus Christus der
oberste hirte und bischof unser selen wolle euch
in solchem glauben und bekentnus und christlichem
vorsaz gnediglich sterken und erhalten. Amen.
Quo facto cantabitur alleluia, et prosa de
sancta trinitate, o adoranda, vel de foesto, vel etiam
si placet germanica cantilena1).
Postea evangelium de dominica vel de tempore
potest etiam quandoque legi evangelium Joannis
ultimo, dixit Symoni Petro Jesus, Simon Johannis
diligis me plus his etc.
Credo in unum deum, patrem, deinde populus
cantet vulgari lingua:
Wir gleuben.
Sequitur sacra concio.
Qua finita cantatibur hymnus, veni creator
spiritus. Interim ordinator cum ordinandis ac
reliquis presbyteris astantibus ante altare procum-
bent ad genua.
Postea procedatur ad ordinationem.
Finito himno surgant ministri et ordinator
ascendat gradum, et primo legat textum Pauli si
placet sedendo ante altare.
Horet an euer ampt.
So spricht Sanct Pauel zu seinem junger
Timotheo.
Das ist je gewisslich war, so imand ein bischofs-
ampt begert, der begert ein kostlich werk. Es
soll aber ein bischof unstreflich sein, eines weibes
man, nuchtern, messig, sittig, gastfrei, lehrhaftig,
nicht ein weinseufer, nicht bochen, nicht unerliche
hantierunge treiben, sondern gelinde, nicht hader-
haftig, nicht geizig; der seinem eigen hause woll
furstehe, der gehorsame kinder habe, mit aller
erbarkeit, so aber imant seinem eigen hause
nicht weis furzustehen, wie wirt er die gemeine
gottes versorgen. Nicht ein neuling, auf das er
sich nicht aufblase, und dem lesterer ins urtel
falle, er mus aber auch ein gut zeugnis haben,
von denen, die draussen sint, auf das er nicht falle
dem lesterer in die schmach und strick.
Postea addatur textus actorum 20.
Und zu den bischoven und eltesten zu Epheso
und Mileto spricht S. Pauel auch also.

1) Hineinkorrigirt „vel litania“.

So habt nu acht auf euch selbst und auf die
ganze herde, under welche euch der heilige geist
gesezt hat zu bischoven, zu weiden die gemeine
gottes, welche er durch sein eigen blut erworben
hat. Denn das weis ich das nach meinem ab-
schied werden under euch komen greuliche wolfe,
die der herde nicht verschonen werden. Auch
aus euch selbst werden aufstehen menner, die da
verkerete lehre reden, die junger an sich zuziehn.
Darumb seid wacker.
Sequatur brevis admonitio.
Alhier horen wir lieben freunde, was uns, die
wir bischove, pfarher und selsorger seint, von gott
bevolen wirt, beide wie wir für unser person sein
sollen, und auch was wir in unserm ampt thun
sollen nemlich
Zum ersten,
Das wir wissen, das unser ampt gottes des
heiligen geistes ambt ist, und er uns in solch ambt
sezet und von uns fodert, das wir in solchem ambt
sollen vleissig aufsehen und acht haben, beide auf
uns und auf die gemeine, der wir zugeordent
werden zu dienern.
Und wissen, das uns bevolen sint, nicht gense,
schweine oder schaf1) zü hueten und weiden, son-
dern die gemeine gottes, die er hat teuer, nemlich
durch sein blut, erworben und erkauft.
Und das wir sollen wacker mit sorgen und
allem treuen vleis zu sehen, das nicht etwo unter
sie einreissen schwere wolfe, das ist falsche lerer,
als izt sint papisten, widerteufer, sacramentirer,
und andere rottengeister, so die selen von dem
hern, der sie erkauft und erloeset hat, abwenden
und an sich selber zihen, und also jemmerlich
verfueren und verderben.
Zum andern
Horen wir, wie wir uns fur unser person und
an unserm leben halten sollen, nemlich das wir
fur den leuten unstreflich leben, züchtig, keusch
erbarlich wandeln und handeln, den unsern wol
fürstehen etc. und mit solchem leben unser ampt
und gottes wort ehren, zieren, und schmücken
und die andern mit guetem exempel auch dazu
reizen und vermahnen.
So ir nu solches alles thun wollet, so gebt
des euer bekentnus für dieser gemeine und
sprechet Ja.
Ordinator stans dicat:
Jesus Christus sprach zu seinen jungern, fride
sei mit euch; gleich wie mich der vater gesant hat,

1) Die Worte „gense, schweine oder schaf“ sind im
Original unterstrichen und am Rande vermerkt: „un-
vernunftig vihe“.
 
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