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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0172
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158

Die Reussischen Herrschaften.

helfen einbringen und ganghaftig machen, damit
die pfarren nicht mit neuen retardaten beschwert
werden.
Kein pfarher sol macht haben, one vorwissen
des superattendenten von seiner pfarre etwas zu
versetzen, vielweniger zu verkaufen.
Ihnen soll auch nicht verstatt werden, mit
den pfarren umbzuwechseln, und daraus eine
kramerei zu machen.
Was die priester sonsten allenthalben vor be-
schwerung, sollen sie lassen an die superatten-
denten schriftlich gelangen.

Do ihnen dieselben nicht konnen rath schaffen,
so fern es anher gen Plauen gereicht, sollen ihnen
ihre sachen, so viel müglich, gefördert werden.
Letzlich sollen die superattendenten vor sich
und alle ihre bevohlene pfarher in den stedtlin
und flecken mit fleis auf die schulen achtung geben,
damit die jugent treulich unterweiset werde,
sonderlich in pietate, grammatica und musica.
Wie solches alles die visitation-ordnung mit sich
bringt, und klar ausweiset.

35. Kirchen-Ordnung für die Pfarrer der Superintendenz Gera vom 6. Mai 1556.
[Nach dem Original im Fürstl. Regierungs-Archiv zu Gera, Pc/I.]

Auszug gemeiner kirchenordenunge anno 52
zu Plauen durch die superattendenten des voit-
lendischen kreises beschlossen, in welchem, was
die priester ufne lande insonderheit angeben thuet,
begriffen und den pfarherrn der superattendenz
Gerau zustendig mittwochen nach cantate anno
1556 im synodo vorgehalten ist, darnach sie sich,
damit allenthalben ein eintrechtigkeit gehalten
werde und nach der lere S. Pauli alles fein
ordentlich zugehe, in ihren bevolenen kirchen zu-
richten schuldig sein sollen.
I. Bevel und ampt der priester.
Nach deme etziger zeit der gemeine mann ja
so ser uf das leben ihrer pfarherr und seelsorger,
als uf ihre lere achtung gibet, so sollen der diener
des göttlichen worts in allwege neben dem, das
sie ihrem studiren vleissig obliegen und das recht-
schaffene evangelion Jesu Christi von buss und
vergebung der sünden, lauter und clar one allen
menschlichen zusatz treulich predigen, auch durch-
aus eines guten gotseligen erbarn, christlichen
unstreflichen wandels gevlissen sein, damit sie
recht, wie Petrus nennet, vorbilde der herde
werden, und demnach sich aller bierheuser,
tabernen und anderer leichtfertiger geselschaft,
auch des kugelplatzs und dergleichen unzimlichen
spiel genzlich eussern und entschlagen, uf den
wirtschaften, kindtaufen und wo sie sonst bei leuten
seint, sich züchtig stille und eingezogen halten,
insonderheit vor vollsaufen sich hüten, damit sie
ihr bevolen ampt, mit kindertaufen, den kranken
sacrament raichen etc. zu jeder zeit desto christ-
licher auszurichten geschickt sein mügen.
Do aber ihr einer hierinnen sträflich befunden,
soll er durch den superattendenz zum ersten güt-
lich ermanet und davon abgeweiset, sofern er aber
sich ernstlich nicht bessert, mit hülf der weltlichen
oberkeit von der pfarren entsetzt und getrieben
werden.

II. Beruf der pfarherr.
Die pfarherr, so im ampt seint, sollen nicht
nach andern diensten sich selbs einzudringen,
rennen und laufen, und also leichtfertig one
sonderliche noth und ursach alleine umb geizs
und eigennutzs willen ihre berufene schäflin ver-
lassen und ubergeben, noch auch selbs unternander
durch leut (sic!) und wechsel die pfarren practi-
ciren und permutieren, sondern ein jeder bei seinen
pfarrkindern bleiben, dieselben als die herde
Christi, uber die er vom heiligen geist gesetzt ist,
weiden und versorgen, bis er ordentlicher weise
von gott anders wohin gefordert und berufen
werde, damit man hierinnen nicht des bapsts
simonei gleichförmig handele. Item es soll auch
ihr keiner keinen andern ausländischen frembden
unbekanten prediger one vorwissen des superatten-
denten uf die canzel lassen, denn solchs vielmals
zu grossem irthumb und unrath ursach geben.

III. Festa und feiertage.
Neben den gewönlichen sonntag sollen die
feste Christi und der heiligen apostel, so evangelia
und historien in der schrift geben, in allen ge-
meinen feierlich gehalten, daran gottes wort mit
vleis gepredigt, auch das göttlich ampt mit reichung
der sacrament, do communicanten vorhanden, und
sonderlich der catechismus nachmittage stets ge-
trieben werden.
Es sollen aber damit diese nachvolgende und
keine andere der heiligen oder sonsten papistische
feste gemeint sein.
Als da sind:

Der christag mit den zweien volgenden S. Stephans
und Johannes des evangelisten tage

Das fest

circumcisionis,
epiphaniae,
purificationis Mariae,
conversionis Pauli,
Matthiae apostoli,
 
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