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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0207
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38. Form und weise einer visitation fur die graf und herschaft Mansfelt. 1554.

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eintrechtiglich allen schanden und lastern gesteuert
werde, in dem die weltliche obrigkeit das ihre
thuet, desgleichen auch die geistliche.
Nach entpfangenen zeugnis uber die pastoren
und kirchverwandten, so sollen hernach die visi-
tatores, die pastorn irer ampte ermanen, das sie
ire scheflein treulich und vleissig leren, die hoch-
wirdigen sacrament inen nach dem rechten ge-
brauch, wie dieser vom herrn selbst eingesetzt,
vortragen, und zu warem gottesdienst unterweisen,
ir befohlen kirchenampt treulich ausrichten, den
catechismum bei jung und alt mit steter anhaltung
treiben, die kranken und trostlosen heimsuchen
und sie trösten, ein gottfürchtig, züchtig und
erbar leben, iren scheflin zum exempel der nach-
folge uben, und endlich das sie ire pfargüter
in gutem baue und besserung halten und hiermit
treulich handlen und umbgehen. Gleichfals sollen
sie auch die pfarkinder mit ernst vermanen und
anhalten, das sie vleissig zur kirchen gehen,
gottes wort gerne hören, das in ehren halten, der
hochwirdige sacrament oft gebrauchen, sich im
waren gottesdienst mit andacht uben, und ein gott-
fürchtig, züchtig und erbar leben anfahen und
volziehen, als denn werde auch gott inen gnedig
und barmherzig sein, und sie reichlich segen, und
fur allem unglück, zeitlichem und ewigem be-
hüten. Widerumb aber, wo sie gottes wort, der
hochwirdigen sacrament, des rechten gottesdiensts,
und eines gotfürchtigen lebens und wandels nicht
werden achten, so wird sie gott hie zeitlich und
dort ewiglich züchtigen und strafen, wie denn
bereit gottes zorn und strafen vorhanden sein,
mehr denn es leider gut ist.
Endlich aber dieweil etliche pastores sein,
die nicht gern studieren, mehr des zeitlichen als
des ewigen warnemen, wenig achten, ob sie on
allen bedacht auf die predigtstüle laufen, oder
was sie sagen oder predigen, denn (wie etliche
sagen) es gild den bauren alles gleich, sie ver-
stehens nicht etc. Darumb sol einem jeden pastor
und prediger in sonderheit eingebunden werden
auf der visitation, das sie alle predigten, die sie
ein ganz jar thuen werden, in ein buch zusamen
schreiben, damit man auf nachfolgender visitation
sehen möge, was sie studieret und geprediget
haben, und hier durch zum studiren etlicher massen
gedrungen und befordert werden.
Von gemeinen sachen und dingen, die
man in dieser visitation vornemlich
ausrichten soll.
Erstlich, das man aller pfarren geistliche güter
und einkomens unterschidlich aufzeichne, und das
solches einkomens zwei register gemacht werden,
und das eins der canzelei, das ander dem super-
intendenten zugestellet werde. Damit aber die
Sehling, Kirchenordnungen. Bd. II.

pfargüter einer jeden pfar deste gewisser unver-
ruckt bleiben, so sollen sie durch die pfarver-
wandten in beiwesen ires schössers und schulteissen
ausgegangen werden, mit volliger anzeigung, wo
sie ligen, keren, und wenden, sonst verlieren sich
die güter, wie wir durch die erfarung guten be-
scheid wissen. Item, so ist auch solche verzeich-
nis darzu gut, auf das man den pastorn, so sich
nicht erhalten können, sonst von geistlichen gütern
etwas zulege, das sie sich und die iren mit ehren
aufbringen mögen.
Zum andern, das man alle lehnherren der
pfarren gewislich aufschreibe, welche das ius pa-
tronatus haben, die pfarren zuverlehnen, auf das
man in der canzelei wisse, desgleichen auch der
superintendens, wenn sich die pfarren erledigen,
wo man umb die lehnschaft und bestellung der
pfarherrn ansuchen soll.
Es habe nu aber das ius patronatus wer da
wil, so sol doch niemand gestattet werden in
diesen landen, an vorwissen unserer g. h. und
des superintendenten, pastorn und kirchendiener
einzusetzen one examen und verhöre.
Zum dritten, ist auch mit vleis achtung zu
geben in dieser visitation auf das einkomen der
kirchbeue, damit die kirche in wesentlichem baue
erhalten und das järliche einkomen nicht un-
nützlich umbbracht werde, wie denn zum öftermal
geschicht. Darumb sol man alle visitationes hier-
über scharfe und ordentliche rechnunge halten.
Und wo die kirchen auch ligende güter haben,
sollen sie (wie zuvorn von den pfargütern ge-
meldet) ausgangen werden, und unterschiedlich
aufgezeichnet, wer sie innen hat, wo sie ligen,
mit wem sie anstossen, und wo sie keren und
wenden. Hirüber sollen denn abermals zwei re-
gister gemacht werden, darvon man eins in der
canzelei behalten soll, und das ander der super-
intendens verwaren.
Es sollen auch alle recess, so von den jär-
lichen rechnungen ubrig, vleissig aufgeschrieben
und eingebracht werden. Und im fall das die
kirchbeue ein reichlich einkommen hetten, und
das zu unterhaltung nicht alles järlich bedürften,
so kan man hiervon järlich etwas nemen zu an-
stellung und erhaltung etlicher stipendiaten, die
hernach einem ganzen lande in kirchenemptern
dienen mügen.
Zum vierden, dieweil auch das einkomen der
küster durch nachlessigkeit und unachtsamheit
abnimpt, geschmelert, und verloren wird, wil von
nöten sein, dasselbige einkomen gleichfals aufzu-
schreiben, und das man solche aufzeichnis in der
canzelei, und bei dem superintendenten verware.
Zum fünften, nach dem auch etliche pfarren
sein, welche an farender habe und beweglichen
gütern einen steten und werenden vorrat haben,
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