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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0315
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49. Des durchlauchtigen hochgebornen fürsten und herrn, herrn Georg Ernsten, kirchen ordnung. 1582. 301

gesinde fleissig darzu reizen, bewegen und an-
halten, desgleichen die hausveter und hausmütter
ermanen, das sie ihren kindern und gesinde ohn
unterlas gottes wort, den catechismum Lutheri
und die haustafel wol einbilden, und der jugend
selbst mit gutem exempel vorgehen, auch sie dahin
weisen, das wenn sie es im vermögen haben, oben-
berürte bücher, wo nicht gar oder alle, doch neben
den kurzen summarien über die sontags epistel
und evangelia, den catechismum, gesangbuchlin
Lutheri, und dergleichen, damit sie in der kirchen
die psalmen mitsingen, gott loben und danken
helfen mögen, keufen und zeugen.
Wir wollen auch, das man den catechismum
Lutheri mit der kurzen auslegung, dieweil der-
selbige ein artiger auszug heiliger göttlicher schrift
und ein begriff der notwendigsten heuptstücke,
die einem christen zu wissen von nöten, in der
kirchen und gemeine fleissig treibe, und das ein
jede commun oder gemeine folgende bücher in
ihre kirchen, wofern sie nicht zuvor verhanden,
keufe und zeuge, nemlich:
Die biblien, wie sie weiland d. Luther seliger
verdeutschet.
Die summarien Viti Dietrichs, uber das alte
und neue testament.
Die augspurgische confession, apologiam, und
schmalkaldische artikel.
Den catechismum Lutheri, klein und gros,
wie solche in der einungs notel zusamen gedruckt
zu befinden.
Desgleichen die hauspostill Lutheri, und sein
teutsches gesangbüchlein.
Und damit auch soviel mehr einhelligkeit
und eintracht in der lehre erhalten, und dargegen
schedliche ergerliche gezenke in religions sachen,
so viel müglich, verhütet werden mögen, so wollen
und befehlen wir hiermit ernstlich, das kein ge-
lehrter in unserer fürstlichen grafschaft gesessen
oder darinnen wonhaft, ichtes von theologischen
hendeln ohne unser und unserer kirchenräte vor-
wissen, bedenken und urteil schreiben oder in
druck geben sol, damit, ob etwan in solchem ver-
fastem und ubergebenem scripto was bedenklichs
furfallen würde, gedachte unsere kirchenräte den
autorem desselben aus gottes wort und unserer
christlichen norma ihres habenden mangels not-
dürftig zu unterrichten und eines bessern zu
weisen hetten, welches sie denn auch, uf jeden
begebenden fall, unverzüglich und unbeschweret
zu thun schuldig sein sollen.
Von ceremonien.
Auf das aber auch, was eusserliche solenni-
teten und kirchen ceremonien anbelanget, not-
dürftige und gebürliche ordnung beschehe, sollen
dieselbigen vermittelst göttlicher gnaden dahin

angestellet werden, damit sie gottes wort gemess
und zu erbauung der kirchen, dienlich und den-
noch auch dermassen eingezogen werden, das hier-
durch die predigt göttliches worts und ausspen-
dung der heiligen hochwirdigen sacramenten nicht
gehindert, sondern vielmehr gefördert werden.
Dann ob wol die ceremonien bei einfeltigen
leuten oder die sonsten zu hoher pomp und
prechtigem, scheinbarlichem, eusserlichem ansehen,
lust und neigung tragen, ein grosses ansehen
haben wollen, so hat sich doch leider allzu grob
befunden, das durch stetige heufung derselbigen,
wie denn im babstumb geschehen, je mehr und
mehr die predigt göttliches worts und ausspendung
der h. sacramenten dermassen in abfall geraten,
das endlich grosse finsternus in der christlichen
kirchen und religion erfolget, welchen unrat dann
zuverhüten, und damit die predigt des heil-
wertigen evangelii und der rechte gebrauch der
heiligen hochwirdigen sacramenten (als an denen
unser heil und seligkeit gelegen) iren unverhin-
derten fortgang und ubung desto besser haben,
rein erhalten, mit gebürendem eiver besucht, ge-
braucht, und auf unsere nachkomen, vermittelst
göttlicher hülfe, gebracht werden möge, sollen
der ceremonien bei den predigten und sacrament-
reichen, so wenig als es sein kan, und sich ord-
nung und ehrliches wolstands halben gebüren wil,
angeordnet und gebraucht werden.
Von der taufe.
Nach dem wir menschen, als von natur kinder
des zorns gottes, die wir in sünden empfangen und
geborn, durch die taufe dem herrn Christo in-
corporirt und eingeleibet werden, so erfordert die
hohe notdurft, das die prediger ire pfarrkinder
treulich ermahnen, ihre kindlein zum förderlichsten
zur heiligen taufe zu tragen, und solches, soviel
müglich, aus keinerlei ursachen, wie die sein
mögen, zuverschieben, noch damit kinderspiel
oder leichtfertigkeit zu treiben, mit ernstlicher
erinnerung, wo sie die taufe verziehen, oder
sonsten, das die kindlein darzu nicht komen
möchten, seumig sein oder verlassen würden, das
sie deswegen fur gott schwere rechenschaft geben
müssen, und am jüngsten tage derselbigen blut
von ihren henden würde erfordert werden. Fur
eins.
Zum andern, sollen pfarrherrn und prediger
in predigten gleichfals bericht thun, und wenn
bei ihnen umb die taufe angesucht wird, die leute
vermanen und erinnern, das sie zu solchem hohen
christlichen werk nicht leichtfertige oder gottlose,
sondern christliche und gottsfürchtige personen zu
gevattern bitten sollen, auf das und damit sie mit
ihrem gebet, welches aus warem glauben und
gnaden des heiligen geistes fliessen mus, dem
 
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