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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0345

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54. Dingsleben. Kirchen-Ordnung. 1566.

331

Auf den grunen donnerstag les ich fur dem
altar an stat des capitels die wort S. Pauli
1. Cor. 11 , auf der canzel an stat des evan-
gelions die historiam des grünen donnerstags, nach
den vier evangelisten mit einer kurzen erklerung
vom heiligen abendmal, was es sei, worzu es nütze,
und wie sich ein jeder bereiten sol, das ers wirdig-
lich empfahe.
Auf den karfreitagles ich das 53. capitel
Esaiae fur dem altar, auf der canzel die historiam
des karfreitags nach den heiligen vier evangelisten
mit sampt einer erklerung, was und warumb
Christus gelitten habe und wie wir sein leiden
seliglich und wol gebrauchen können.
Und singen diese zeit uber solche geistliche
lieder die sich auf die historia fein reimen, wie

wir, gott lob, der viel haben in unsern gebreuch-
lichen gesangbüchlein und dieselbigen fein rein.
Aber dis und anders alles, was ich sunst von
ampts wegen zu thun habe in und ausser der
kirchen, als, kranke zu berichten, verstorbene zur
erden zu bestatten, kindlein zu teufen, beicht zu
hören, eheleut einzuleiten, das thue ich alles in
einem gewonlichen chorrock und nach der forma,
die im agendbuch verzeichenet ist. Das hab ich
auf meines gnedigen fürsten und herrn christliches
und gnediges ansinnen untertheniger meinung,
unangezeiget nicht wollen lassen, und versehe ich
mich zu im aller gnaden. Datum Belerith, don-
nerstags nach reminiscere [14. märz] anno 66.
Pangratius Treutel
pfarherr zu Belerith.

Dingsleben.
Der Pfarrer Georg Planck erstattete 1566 (vgl. oben S. 271) folgenden Bericht über
seine Kirchen-Ordnung, den wir im Hennehergischen Gem. Archiv finden. (Nr. 54.)
54. Kirchen-Ordnung. 1566.

Ich Georg Planck itziger zeit pfarrer
zu Dingsleben halt diesen brauch in
meiner kirchen.
Erstlich auf den sontag und sonsten auf alle
fest, so lass ich meinen kirchner umb 7 uhr die
glocken leuten dreimal nacheinander. Als dan wan
das volk beieinander ist, so fahe ich mit dem volk
ein teutschen psalmen zu singen, als do ist Erbarm
dich mein o herre gott etc. oder das vater unser etc.
oder sonsten einen. Wan solches vollendet ist, so
sing ich ein gebetlein, wie sie dann in dem agend-
büchlein verfasset sind. Nach solchem so verlese
ich dem volk die epistel, so in christlicher gemein
zu lesen verordnet, und nach solchem wiederumb
ein teutschen psalmen gesungen. Darnach fur die
ander lectio lese ich etwa ein capitel aus den
propheten oder ex actis apostolorum und nach voll-
endung desselbigen fahe ich an den glauben zu
singen und flux darauf Nun bitten wir den heilgen
geist etc. welches alles ohngefehr ein halbe stund
oder ein wenig lenger sich verzeucht. Darnach
so gehe ich auf die canzel, erstlich mit dem eingang
das mir gott der vater aller gnaden durch Jesum
Christum seinen einigen sohn sampt dem heilgen
geist mir mein mund und herz füllen, auch den
zuhörern die thür ihres herzen eröffnen, das solches
durchs herz dringen und sie erweichen möge, mit
einem vater unser zu beschliessen. Nach solchem

so verlese ich das heilig evangelium den zuhörer,
theile hernach dasselbig in zwei, drei oder vier
stücklein und erklere inen disselbige, so vil mir
gott gnade und seinen heilgen geist verleihet,
inen solches auszulegen, und solches verzeucht
sich ohngefehr ein stund. Wan die sand uhr aus-
gelofen ist, so fahe ich wiederumb an die er-
klerte stück wiederumb zu erholen, damit sie
desselbige desto ehe verstehen lernen, sie auch
desto leichter behalden, und nach vollendung der
predigten so bite ich auch für die stende der
ganzen christenheit, für allerlei not und anliegen,
für krankheit, pestilenz etc. So balt ich von der
canzel heraber gehe, so lese ich die ermanung zu
dem volk, nach solchem so fahe ich an das vater
unser zu singen, und nachfolgends die verba coenae
dominicae etc. Nach solchen worten so fahe ich
dem volk an zu singen Jesus Christus unser
heiland etc. oder aber Gelobet seistu Jesu Christ etc.
under des so reiche ich den communicanten sovil
ir sind, erstlich das beede den waren leib Christi,
darnach den kelch das blut Jesu Christi, welches
er für unser sund vergossen etc. und nach verrich-
tung solches hoen theuern werks und hochwirdig
sacrament so singe ich die danksagung und lass
alsdan das volk mit dem segen, wie in dem agend-
büchlein verzeichnet ist, wiederumb zu haus.
Das geschicht also und würd gehandelt auf den
sontag frue.

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