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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0346

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Die Grafschaft Henneberg.

Darnach auf den sontag nachmittag lass ich
umb eilf uhr widerumb drei zeichen leuten. Do
singe ich mit dem jungen volk die zehn gebot
und auch das Nun bitten wir den heilgen geist
darauf etc. alsdan so neme ich fur mich ein stück
aus dem catechismo ein gebot oder ein bit und
dasselbig ordenlich nacheinander und erklere es
inen auf das allerkürzst und einfeltigst. Ist es
in den zehen geboten, so zeige ich inen an, was
gott in einem jeden gebot geboten und verboten
hab, was wir thun und lassen sollen, und so fortan
in allen stücken des catechismi, was sie aus einem
jeden stück zu lernen haben. Nach solcher erklerung
des catechismi, so fordere ich von dem jungen
gesind und volk die sechs stück sampt der aus-
legung, underricht und lehre sie solches, das sie
mir solches von wort zu wort alle sontag nach
der mittag predig müssen erzelen, mit andern
fragstücklein so m. Christophorus Fischer erster
superintendens hat trucken lassen, dem jungen
volk zu gut, damit sie lernen was sünd sei, wo-
durch man die sünd erkene etc. Nach solcher
erforderung so sing ich mit dem jungen volk Er-
halt uns herr bei deinem wort etc. mit disen hinan
gehenkten worten Gib unserm fürsten und aller
obrigkeit fried und gut regiment, das wir under
im ein geruhlichs und stilles leben füren mögen
in aller gottseligkeit und erbarkeit amen. Auf
solches so sing und beschlisse ich die mittag
predig wiederumb mit einem gebetlein und lass
das volk also wiederumb zu haus gehen, das würd
zu mittag auf den sontag von mir in meiner
kirchen gehandelt.

Auf den freitag so las ich umb 6 uhr leuten,
in dem wind er umb 7 uhr und wan das volk zu-
sammen kompt, so fahe ich an einen teutschen
psalmen zu singen das vater unser oder aber, so
ich gehülfen hab, so singe ich die teutsche litanei
mit dem volk und darauf ein gebetlein gesungen.
Darnach so gehe ich auf die canzel und verlese
die epistel, welche am sontag zuvor gebreuchlich
ist, theile diselbige auch in etliche stück und er-
klere diselbige stück auf das kürzst; ist es aber
umb die fasten, so handele ich das leiden und
sterben unsers hern Jesu Christi wie solches die
vier evangelisten fein ordentlich beschriben und
theile dasselbige in 16 predigten, wie dan uber
solche gnadenreiche historien auch gemelter m.
Christophorus Fischer unsers gnedigen fürsten und
herren oberster superintendens sehr weitleuftig
geschrieben und in truck verfasset, damit allen
armen dorfpfarhern zu dinen.
Auf die andere fest, so in der wochen sich
zutragen, halt ich eben den brauch allein das ich
nur ein lection verlese, so ich aber communicanten
hab, zu gleicher weis wie auf den sontag und in
summa ich halt es in allen stücken wie es meinen
antecessori in jungst gehaldener visitation ist ein-
gehalden worden. Ist derwegen mein freundlich
vleissig underthänige bitt, man wolle mit diser
meiner kirchenordnung auf dismal zufrieden sein
und sich dran gnüg lassen, und wil hiemit alle
frome getreuherzige bischof pfarhern und seel-
sorger in die selige gnad Jesu Christi befehlen.
Datum Dinstleben den 11. mai anno 1566.

Goldlauter.

Der Pfarrer Conrad Eberhard berichtete im Jahre 1566 (vgl. oben S. 271) seine Kirchen-
Ordnung, wie sie hier nach dem Original im Hennebergischen Gem. Archiv wiedergegeben wird.

55. Kirchen-Ordnung. 1566.

(Nr. 55.)
Kirchenordnung wie ichs Cunradus
Eberhardt dieser zeit pfarherr in der
Goldlauter die funf jahr lange, so ich
alda gewesen, gehalten habe und
noch halte.
An sontagen durchs jar
pflegen wirs also zuhalten.
Weil bei uns keine schüler seind, die do singen
konnen und aber das gemeine volk und gesinde
der christlichen geistlichen liedern, wie die im ge-
sangbüchlein beschrieben, gewohnet und gelernet
so singen wir erstlichen

Kom heiliger geist herre gott.
Darnach wenn communicanten furhanden seind,
singet man das kyrie deutsch. Darauf volgt Gloria
in excelsis deutsch und singet man alsbalt
Allein gott in der höhe sei ehre.
Demnach wende ich mich zum volk und singe
Der herr sei mit euch.
Antwort das volk
Und mit seinem geist.
Demselben folget die collecten nach gelegenheit
der zeit und fur allerlei anligen der christenheit.
Nach dem gebet lese ich ein capitel aus dem
alten testament und singet man nach demselben
 
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