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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0434
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420

Das Erzbisthum Magdeburg.

Worinnen die papisten unrecht lehren und
halten von guten werken,
Ob auch muncherei, walfarten, heiligendinst
gute werk sein,
Von gottlichen stenden von gott eingesetzet,
Vom ehestande,
Von weltlicher obrigkeit,
Vom christlichem gebet,
Wie sie das gemeine gebet halten.
Und sollen die kirchen diener auf den dorfern
und in den kleinen stedten alhier von unsern
visitatorn erinnert werden, das sie in dem ge-
meinen gebet1), so alzeit nach der predigt geschicht,
den barmherzigen gott danken für die offenbarung
und erhaltung seines gottlichen worts und dar-
neben bitten sollen, das er seine heilige kirche
mit ihren dienern, wechtern und hirten durch
seinen heiligen geist regieren, auf das sie bei der
rechtschaffenen weide seines almechtigen und
ewigen worts erhalten werde, dardurch der glaube
kegen ihn gesterket und die liebe jegen allen
menschen in uns erwachse und zunehme, das er
auch der weltlichen obrigkeit, dem romischen
keiser, allen christlichen konigen, churfursten,
fursten und hern, insonderheit aber uns als den
landesfursten, unser freundlichen herzlieben ge-
mahl, junger herschaft und freulein, auch dem
ganzen hochloblichen chur- und furstlichem hause
Brandenburg, langes leben, bestendige gesundheit
und gluckliche regirunge sambt aller zeitlichen
und ewigen wolfart, desgleichen allen unsern
rethen und ambtleuten vorstand, gnade und einig-
keit vorleihen wolle, die unterthanen nach seinem
gottlichen willen und wolgefallen zu regiren, auf
das die gerechtigkeit gefordert und die bosheit
gehindert und gestraft werde, damit wir in stiller
ruhe und gutem friede, als christen gebueret,
unser leben volstrecken mugen, und wie sonst die
form des gemeinen gebets weiter zu geschehen
pflegt, vor die fruchte der erden, vor alle betrubte,
arme, kranke, so vom teufel oder menschen an-
gefochten, vor die so umb seines heiligen namens
und der warheit willen gefangen oder sonst ver-
folgung leiden und was dergleichen trubsal und
beschwerung mehr sein.
Ob der heiligen anrufung recht und aus was
ursachen sie zu vordammen sei,
Von der kirchen,
Welche die rechte kirche sei,
Ob die kirche gewalt habe uber das evan-
gelium, sacrament etc,,
Ob die kirche durch ein leiblich haupt als
den papst müsse regirt werden,
Ob die kirche auch irren konne,

1) Am Rande: Erinnerung des gemeinen gebets
halben.

Von der ewigen vorsehung oder wahle gottes
zur seligkeit.
Zum dritten.
Von sacramenten,
Was ein sacrament sei,
Wieviel stucke gehören zu einem sacrament
im neuen testament,
Warumb Christus neben dem worte auch die
sacramente eingesatzt,
Wieviel sacramenta Christus im neuen testa-
ment eingesazt habe,
Ob der papisten lehr von siben sacramenten
recht sei,
Von der taufe,
Was die taufe sei,
Was ihre kraft sei,
Ob es recht, das man junge kinder taufe,
Ob er auch der wiederteufer irthumb wisse
zu widerlegen,
Vom heiligen abentmahl.
Ob er auch der calvinisten, zwinglianer und
anderer sacramentirer irthumb wisse zu strafen,
Worzu das sacrament nutze,
Von der papisten opfermesse,
Von der beichte und absolution,
Vom jungsten gerichte und auferstehung der
toden.
Zum vierden.
Von den ceremonien1),
Welche feste er halte,
Wie oft er predige,
Ob er auch catechismum predige,
Wie ers halte bei der taufe, item mit der
nottaufe,
Ob er das wasser, feur, salz, kreuter und
andere creaturen weihe,
Wie ers halte mit der copulation der eheleute,
Dass er die vorbotenen gradus nicht zulasse,
Ob er auch aufbiete,
Ob er die sechswocherin einleite,
Was er singe zur messe,
Ob er auch messgewand gebrauche und ele-
vation halte,
Ob auch die leute zum sacrament gehen,
Wie er es halte mit der communion der kranken,
Wie mit den begrabnussen.
Zum funften.
Wie sich seine pfarkinder halten2),
Ob auch vorechter darunter sein, die das

1) Am Rande: Von ceremonien.
2) Am Rande: Ergerliche personen.
 
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