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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0450

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436

Das Erzbisthum Magdeburg.

Das die wochenpredigte solten alle zu unser
lieben frauen gescheen, sehen superattendens und
wir andern nicht für gut an und haben des ursache :
Es were ein missstand, das die ganze woche
andere pfarren solten wüste stehen, hat kein gleich
exempel in ander kirchen und stetten, so bringts
auch bei den eingepfarten unwillen.
Die stunde des catechismi zupredigen alle
halbe jar auf die beramte tage sol sein um
zwei oder drei uhr, wie es vor das gelegenste
wirt angesehen, allzeit zu S. Ulrich, oder ein halb
jar um das ander mit den kirchen abzuwechseln.
Die commnnion und christliche messe
belangend.
Die communion und messe sol gehalten werden
in der form, wie in der kirchen Wittenberg,
Torgau, Leipzig im schwang gehet und bisanher
alhier auch geübt und angefangen. Alleine wird
bedacht zu nuz der kirchen, das über vierzehn
tage ein mal, das ist allezeit auf den dritten son-
tag oder andern, symbolum Athanasii gesungen
werde vor den introitum, und, wo mit der zeit
zu dem deutschen text gute deutsche melodei und
noten konten gemacht werden, were auch nuzlich,
darzu man den musicum alhier Wolf Heynzen
mecht vermanen und brauchen.
Pro introitu solten genommen werden, ie zu
zeiten, was reine und der heiligen schrift gemess
were, introitus de tempore, auch sol under zeiten
kirie eleison gesungen werden, deutsch oder latei-
nisch, item das deutsche Et in terra, item, das
deutsche Benedictus, welchs der her doct. Mar-
tinus der kirchen Torgau gemacht, doch das dis
nicht zuviel oder ungewönlich verendert oder
variirt, sondern mehrer teil bei einer form ge-
blieben und alles ordentlich durch den schul-
meister und cantor bestellet.

Ob man aber zun festen etwas sonderlichs
in den stücken singen wolte, sol durch den super-
attendenten und izlichen pfarher in seiner kirchen
bedacht und mit rathe fürgenomen werden.
Wan man Aus tiefer noth, oder andere deutsche
psalmen pro introitu singet, sollen dieselbigen
dahin gericht werden, das die ganze kirche etlicher
gueter trostlicher nüzlicher psalmen gewiss gewone,
und man kente mit der zeit anrichten, das aller
psalmen im ganzen psalter das volk durch solche
fleissige übung, wan man der psalmen nacheinander
brauchet, gewenete, wie in etlichen kirchen, als
zu Jena und andern orten nüzlich angericht.
Die evangelia und episteln under der messe
und communion, so bisanher lateinisch gesungen,
sollen um der jugent willen noch ofte dermassen
lateinisch gesungen werden, doch sol auch frei sein,
dieselbigen deutsch singen zu lassen, wie zu
Wittenberg, und sonderlich, wan man gute melo-
dei, die zum deutschen dienstlich, zur hand bracht,
und die ministri sich zum deutschen geübt, alsdan
sollen von denen, welche darzu bestimmet, die
evangelia und episteln auch deutsch gesungen
werden.
Zu grossen festen bleiben auch die lateinischen
prefationes, die do christlich und der schrift ge-
mess seind,
item, das sanctus aus dem Esaia und agnus
dei wird auch gesungen wie jetzt in ubung.
Einzeler person comunion.
Sie geschee im fall der notturft mit schwachen
personen in der sacristei oder heusern, do man
einen einzelen menschen comunicirt, so sol diese
gewisse eintrechtige form und nicht anders ge-
halten werden.

89. Kirchen-Ordnung der christlichen Gemein zu Hall in Sachsen. 1573 (?).
[Aus dem Rathsarchive zu Halle, Fach 111, Nr. 671; verglichen mit Rathsarchiv zu Halle, Fach 110, Nr. 668.
Die Abweichungen des letzteren Exemplars stellen in Anm. unter B. Die Abweichungen eines dritten
Exemplars in Magdeburg, St.A., A. 50, I. Nr. 326 stehen in Anm. unter C.]

Nachdem der heilige apostel Paulus zun
Corinthern schreibet, dass in allen christlichen
gemeinen der gottesdienst mit dem predigamt
und der lehre, auch eusserlichen übungen soll
ordentlich bestalt werden, ist es göttlich und
christlich1), dass man zu förderung göttlicher ehre
in den dingen alles in gute nuzliche ordnung
fasse, doch der christlichen kirchen und freiheit
ohne nachtheil und ohne ungegründte vorpflichtung
der conscienz oder gewissen2).

1) C.: christlich und göttlich.
2) C. nur: des gewissens.

So dann durch gottes gnad das heilige evan-
gelium in dieser löblichen stadt und gemein Halle
eine zeit lang geprediget und nun nach gottes
verleihung durch gottselige obrigkeit der missbrauch
und falsche gottesdienst in der closter kirchen ab-
gethan, damit auch in den andern dreien an-
gerichten pfar-kirchen in obgemeldem stücken
gute christliche ordnung möchte gehalten werden
mit dem predigamt und lehre, zeit, personen und
stunden, die zum gottesdienst gebrauchet werden,
soll es mit ernannten pfarren S. Mariae, Udalrici
und Mauritii folgender mass und gestalt gehalten
werden.
 
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