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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0449

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88. Kirchen-Ordnung der christlichen Gemein zu Halle. 1543.

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gemelter m. Benedictus uf die pfarre S. Ulrici
nun gesetzt und bestetigt ist, wird weiter be-
stellung gescheen mussen, und er um der beichte
und kranken willen wird zweier diacon bedorfen.
Was belangt die wochenpredigten, solt es
gehalten werden, wie es jetzt gehet im werk:
M. Benedictus die zwen tage montag und
dinstag in actis apostolorum, mittwoch superatten-
dens d. Jonas in locis communibus, in einem evan-
gelisten oder Esaia,
die andern zwei tage , donnerstag er Franz,
oder er Johann zu S. Ulrich, freitag m. Mathias
zu S. Moritz.
Sonnabends sol forthin ufn abend zur vesper
allein ein predig gescheen zu unser 1. frauen,
sollen die diacon thun.
So nun m. Andreas angenommen und ein
rath willens, wie diese ordnung meldet, unser 1.
frauen pfar neben dem superattendenten mit
dreien, die andern zwei pfarren S. Ulrici und
S. Maurici mit zweien gehülfen zu bestellen, sol
jtzlich pfarre am sonntag und heiligen tage nach
mittage ein predigt haben, und die nachmittags
predigt zu unser 1. frauen sol durch m. Andream
und er Johann alternis, das einer um den andern
predige, gescheen.
Und sol das noch ein jar also gehen in an-
sehung, das das volk nun solcher ordnung ge-
wonet mit den wochenpredigten, und ein schon
teglich frequenz und versamlung geschen wird, do
solche predigt viel grosses nutzes geschafft auch
bei den widersachern. Und were unbequem, viel-
leicht auch nachteilig, solche geübte ordnung plötz-
lich zu vorrücken. Doch bedenken wir, ob unser
herrn eins erbarn raths über ein jar oder zwei
deliberiren wolten, das dieselbigen hauptpredigten,
so bisanher fast alle tage gescheen, und sonst alle
tage durch die ganze woche die underdiacon
predigte thun aus nüzlichen büchern der heiligen
schrift oder catechismo frühe.
Dies ist wol zu erwegen und zu bedenken,
ob es nach gelegenheit und umstende zu thun
will sein oder nicht, und ist nicht darmit zu eilen,
bissolang es mit den clostern auch enderung ge-
winnet, durch göttliche schickung und hulf und
volkomliche kirchenordnung durchaus konnt ge-
macht werden, damit nicht zurruttung der itzigen,
geordenten predigt und frequenz möge furfallen.
Der zeit halben, wann der catechismus
sol gepredigt werden.
Bedenken wir, das nach gelegenheit dieses
orts und stat solte solchs des jars uf zweimal
gescheen, als nemlichen acht tage vor Michaelis
und Reminiscere, in der fasten (dan 14 tage uf
ein quatember zubrauchen ist ser kurz).

Darum solte uf die halbe jar monatsfrist
oder drei wochen darzu genomen werden und alle
wochen vier tage, also wurde der catechismus des
jars zwier mit vleiss gehandelt in allen funf
stücken der christlichen lere.
Uf dieselbige zeit wan der catechismus ge-
predigt wird, solte gesungen werden symbol um
Athanasii, an stat der psalmen geteilt in drei teil,
am ersten tage das erste teil, am andern das
ander, am dritten tage das dritte teil, das die
christliche jugent sich gewehne, die hochsten und
heuptartikel christlicher lere zu lernen und zu
behalten.
Nach dem symbolo sollen recitirt werden
die funf furnemsten stucke des catechismi aus
doctoris Martini büchlein, oder m. Spangenbergs
fragen, mit iren auslegungen, die erste woche
die zehen gepot, die ander woche symbolum
mit seinen dreien stucken, die dritte Vater
unser oder oratio dominica, die vierte von der
tauf und sacrament des leibs und bluts unsers
herrn Jesu Christi.
Nach der recitation des catechismi soll ge-
sungen werden canticum: Dis sind die heilig
zehen gebot etc., und das durch die erste woche.
Die ander woche soll gesungen werden: Wir
glauben all an einen gott etc.,
Die dritte woche: Doctoris Martini Vater-
unser.
Die vierte woche wird gesungen von der
taufe d. Martini lied, und vom sacrament: Jesus
Christus unser heiland.
Was do belangt die zeit, tage etc., den cat-
echismum zu predigen, sol das erste halbe jar
anfenglichen den catechismus predigen m. Bene-
dictus, das ander halb jar m. Matthias. Und
sollen, den catechismum zu predigen, der her
superattendens und die zween pfarher S. Ulrici
und Mauricii abwechseln, das es umgehe, das
dritte halb jar allezeit einem der dreien gebüre.
Und sollen die ordentlichen wochenpredigten,
in obgemelten kirchen mit abwechselung, wie ob
angezeigt, der zweier kirchen gleichwol für sich
gehen : sol auch der mitwoch und sonnabentstag
durch den superattendenten oder die andern diaconi
gleichwol versorget werden, es wurde dan fur gut
angesehen, das unter der catechismuszeit etliche
wochenpredigten solten nachbleiben.
Aber dieselbigen vier wochen durch des
catechismi solte d. Jonas superattendens allezeit
vor m. Benedictum montag oder dienstag predigen;
also auch und er beiden noch zur zeit, m. Benedicto
und m. Matthia, welcher den catechismum nicht
predigt, sol den andern mit einer predigt releviren
und ime helfen, als, so m. Benedictus catechis-
mum predigt, sol m. Matthias für inen ein pre-
digt zu unser 1. frauen thun et econtra.
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