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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0596

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582

Das Fürstenthum Anhalt.

gewonheit und gelegenheit gibet oder begert
worden, eine kurze, züchtige, christliche hochzeit-
predigt (hindangesetzt alle ungeistliche, possirliche
phrases und unzimliche sprichwörter, dadurch
züchtige ohren der jugend leichtlich können ver-
letzet werden) zur besserung gehalten, dazu denn
die leut nüchtern und attent kommen sollen. Als
dann oder auch, wenn keine predigt gehalten,
fluchs nach den gesängen treten breutgam und
braut wider herfür und zum disch des herrn, und
werde der ganze actus mit ablesung göttliches
worts gebet und segen, wie volget, geschlossen,
auf das es eines neues process und gebrengs auf
den künftigen tag in der kirchen nicht von nöten,
weil bisher aus alter ubelhergebrachter gewonheit
neben fleischlichem pracht mit drunkenem zu-
sammenlaufen auf solche zeit und ungelegenheit
an etlichen orten am andern hochzeittage gottes
wort und name leider mehr in der kirchen wider

das dritt gebot geunehrt und profanirt, als ein
cultus oder erbauung gestift worden.
Es folgen die bibelstellen über die ehe :
Gen. 2, 18,
Eph. 5, 24,
Gen. 3, 16,
Gen. 1, 27,
Proverb. 18, 22.
Es folgt ein Gebet,
Vaterunser,
Segen,
2 liederverse,
Aufstellung des almusenbeckens.
[Hierauf folgt der in diesem Bande S. 28 ff.
abgedruckte „Einfältige unterricht von verbotenen
personen und graden u. s. w.“ Die Abweichungen
der Anhalter Agende sind dortselbst in Anmerkungen
wiedergegeben.]

Städte im Fürstenthum Anhalt.
Cöthen.
Litteratur s. unter Anhalt.
Cöthen war die Residenz des Fürsten Wolfgang. Schlaginhaufen, den der Fürst
Ende des Jahres 1533 als Superintendenten nach Cöthen berufen hatte, ordnete den Gottesdienst
nach dem Wittenberger Vorbilde; auf der von ihm abgehaltenen Visitation erstattete er
Bericht über diese seine Ordnung, damit auf Befehl des Fürsten sich sämmtliche Pfarrer des
Landes nach dieser Ordnung richten möchten.
Wir finden den Bericht Schlaginhaufen’s in Zerbst, St.A., Vol. V, fol. 219, Nr. 41, und
in einer modernen Abschrift ebenda Vol. V, fol. 209b, Nr. 9. Bossert hat ihn in Zeitschrift
für kirchliche Wissenschaft und kirchliches Leben, 1887, S. 354 ff., abgedruckt. Wir drucken
ihn nach dem Zerbster Staatsarchiv erneut ab (Nr. 133). — Über finanzielle Anordnungen des
Fürsten Wolfgang in der Stadt Cöthen, namentlich solche zur Hebung des Einkommens der
Kirchendiener, vgl. Hartung, Geschichte der Kirche zu St. Jacob in Cöthen, S. 109 ff., 120 ff.
Vgl. auch oben unter Fürst Wolfgang.

133. Bericht des Superintendenten Schlaginhaufen über die von ihn in Cöthen beobachtete Gottesdienst-
Ordnung. 1534.
[Aus Zerbst, St.A., Vol. V, fol. 219, Nr. 41.]

Pfarrherr zu Koten wunscht seinen
mitdienern des worts gottes gnade1).
Nachdem der durchleuchte und hochgeborne
furst Wolfgank, furst zu Anhalt, graf zu Aschkanien

1) Uber das haben auch i. f. g. beherzigt, wi es
allenthalben ser ungleich und ungeschicklich zugehet
in den ceremoniis, wi ichs dann auch von den pfarhern
befunden, das es fast keiner helt wie der ander in
seiner pfarr, dordurch bei den einfeldigen und noch un-

und her zu Bernburg unser gnediger furst und
her ein visitation bestelt, auf das di armen pfar-

vorstendigen etlicher mass ergernus volgt. Wollen
derhalben ir f. g. ernstlichen gehabt haben, nicht als
notig zur selickeit, sunder auf das, wie wir alle ein-
trechtig in der lehre sein, auch mit kirchenbreuchen,
taufen, beichten, sacramenten, messhalten, ehesachen
trostung der kranken, begrebnussen und andern christ-
lichen ceremonien einhellig stimmen und mit unser
kirchen zu Kothen allermass vergleichen.
 
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