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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0597

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Cöthen. 133. Bericht des Superintendenten Schlaginhaufen über die Gottesdienst-Ordnung. 1534. 583

hern auf den dorfern mit teglicher underhaltung
vorsehen mochten werden, dorneben mir auch aus
gnaden angezeigt, wie das etzliche unter iren pfar-
hern unfleissig zu iren emtern mit predigen und
studieren sein solten, dass auch aus solchem un-
vleis gottes unehre und unwillen der vom adel
und anderer gemeiner leut erwachsen mocht, die-
weil aber i. f. g. nicht alleine gesinnet und gnedig-
lich verschaffen wollen, damit gedachte pfarher vor-
sehen mit irer leibs narung, so wolle auch iren
gnaden gezimen als einer christlichen frommen
obrickeit gnedigs einsehen zu haben, damit auch
irer gnaden underthanen mit dem gotlichen wort
sacrament und anderer der seelen nottorft gleicher
massen treülich und wol vorsehn wurden, der-
halben i. f. g. an mich gesunen, das ich mich an
den dorfpfarhern wolte erkunden, wie und was ge-
schicklickeit ein ider sei, welchs ich ihren f. g.
undertheniglich nicht hab wollen apschlagen, mich
hierauf aufs vleissigst erkundet, von einem itzlichen
unterricht seiner lehr, glaubens und anderer not-
torft, einem seelsorger zu wissen, welchs alles ich
iren f. g. auch schriftlich zugestelt.
Welche ceremonien wir halten in form
und weise, wie sie hernach volgen.
Am ersten aber sollen alle pfarhern wissen,
das ich mich mit meiner kirchen zu Cöthen und
allen ceremonien richte nach der wittenbergische
kirche, alleine das ich das evangelion in der mess
lass lesen gegen dem volke, welche man zu Wittem-
berg singt. Ich habs aber mit willen und wissen
unsers lieben hern und vatern, doctor Martins ge-
than, welcher auch gesagt, wens zu Wittemberg
nicht wer angefangen zu singen, er wolts auch
lassen lesen.
Vom sacrament der heiligen tauf.
Wir taufen wie unsers lieben hern und vater
d. M. taufbuchlein ausweist, vermanen auch am
ersten die gevattern, das si mit grossem ernst treu-
lich sich umb das kindlein annemen und mit ihrem
glauben dem hern Jesu bringen mit herzlichen
bitten und flehen um einen eignen glauben; dor-
nach hebt der priester an zu bitten, wie im buch-
lein bezeichnet.
Vor allen dingen aber fragt der pfarher, ap
das kint auch jach tauft sei oder nicht. Ist es
jachtauft, das ers bei leibe nicht wider taufe, dann
was einmal getäuft ist, es sei geschen durch mann
oder weib, vater oder mutter in der not, sols nicht
wider getauft werden, dan, was got einmal redet,
das widerruft er nicht.
Auch sollen die pfarhern auf der canzel das
volk unterweisen, das man ja kein kint tauf, das
nicht volkomen geboren ist, dann es heist nisi quis

renatus etc. Dornach, wenn man nicht gewiss
leben im kind sihet, als es oft kumt, das mans
auch nicht tauf.
Zum drittem das man wasser dorzu neme und
nicht wein oder bier. Auch sollen alle leute
vleissig erinnert werden der wort Christi: Ich
taufe dich im namen des vaters und des sones
und des heiligen geistes amen, damit sie in der
not die wor(t) der taufe diserte konnen ausreden.
Auch will ich hie vormant haben, das die
pfarher das volk treulich unterrichten, das si nicht
gevattern bitten um gelds willen, das man auch
vorruchte wilde und unchristliche leut nicht lasse
gefatter stehen, sunderlich di nicht zum sacrament
gehen ohne sunderlich orsach, item di iren cat-
echismum nicht konnen auch nicht lernen wollen
oder di alweg in einem fullen unchristlichen rohen
leben hergehn. Es deucht mich auch gut, das man
alzeit, wann man taufen welt, am ersten mit der
glocken leutet, auf das sich das jung volk in di
kirche versamlet und die tauf anhoret und sehe,
domit dis heilig sacrament mit ehrerbitung ge-
handelt wurd, zu trotz dem teufel und seinen vor-
terplichen schentlichen widerworfern.
Von der beicht.
Mit der beicht halten wirs also, das wir alweg
am sunobent oder feuerabent das volk beicht
horen, ein iden in sunderheit, domit man in trosten
kann nach seiner gelegenheit und anliegen, auch
fragen wir nimantz wie di papisten in der beicht,
alleine umb seinen catechismum; wer den nicht
kan, underweise wir treulich, das er in lerne; wu
nicht, so lassen wir in hinfort zum sacrament nicht
gehen. Dornach was stands ein ider ist, hot er
ehr sein vormanung in der beicht. Ist es ein kint
sagen wir im vom gehorsam gottes und seiner
eltern, vormanen auch gots wort treulich horen
und lernen. Ist es ein knecht oder magt, her
oder frau, muss ein iglichs dornach underweist,
zum erkentnus seiner sunde und zu Christo gefurt
werden, es soll auch kein pfarherr mehr dann ein
person auf einmol beichte horen und absolviren,
wie herum in diesem land gescheen.
Von der mess und sacrament des altars.
Es sol ein itzlicher pfarher, wan er communi-
canten hot, meshalten und das mesgewant anzihen
und nicht aus frevel das heilig sacrament handeln
in seinem kleide, dorinnen er teglich geht oder im
kretzmer unter den pauern sitzet, nicht das das
kleit etwas dorzu thu, wi wir gotlop wissen, sundern
von der ergernus wegen und der fromden leut,
weil hirum um uns ander herschaft gesessen, do
das evangelion noch nicht gepredigt ist, auf das
der selbigen noch ein zeitlang verschonet werde.
 
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