Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0458
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
444

Das Erzbisthum Magdeburg.

Drei sontag nach einander sollen sie in der
kirchen in trauer kleidern stehen, an einen ge-
wissen orte, da sie der pfarrherr hinweisen wird,
von anfange des ambts bis zum ende.
Die ersten zwei sontage sollen sie nach der
predigt vor den altar knien und mit aller demuth
und sanftmuth fein laut antworten uf alle fragen,
darum sie der pfarher fragen wird. Nach geschehener
antwort und gemeinen gebet sollen sie wiederumb
in ihren stuhl treten, und des segens gewarten,
dar nach soll das andere volk mit der communion
berichtet werden.
Uf den dritten sontag sollen sie den sonn-
abend zuvor beichten und die privat absolution
empfangen und gewisslich glauben dass sie da-
durch vergebung aller sünden entpfangen, und
gleich wohl auch uf den sontag darnach nach der
predig vorm altar nieder knien, und uf alle frage
stucken des pfarrers antworten, wie an den vorigen
beiden sontagen geschehen, darnach sollen sie
durch die offentliche absolution von all ihren
sünden, und sonderlich von dem offentlichen laster,
darum sie diese offentliche busse thun, absolvirt
und los gesprochen werden und in die gemein -
schaft der christlichen kirchen wiederumb an-
genomen.
Nach gemeiner öffentlicher absolution und
danksagung sollen sie vorm altar knien bleiben,
weil der priester das vater unser und die wort
der einsatzung des hochwürdigen sacrament des
leibs und bluts unsers heilandes Jesu Christi list,
und darnach zur communion zu gelassen, und in
der ordnung die ersten sein, und nach empfangenem
sacrament wieder vor dem altar nider knien und
alda kniend des gebets und segens des herrn ab-
warten.
Finis.
Fragestücke,
darauf man die übertreter vorm altar fragen soll
N. Bekennestu für gott und dieser christlichen
gemeine, dass du dich durch verführung des bösen
geists und aus nachhengung deines selbst eignen
willens wider gebot und alle weltliche erbarkeit
im ehebruch besudelst oder verunreinigt hast?
Respondeat: Ja.
2. Gläubestu auch, dass diese sünde so gross
sei, und gott darumb so heftig zurnet, dass, wo
er sie durch warhaftige buss aus gnaden umb seines
einigen lieben sohnes willen, unsers erlösers Jesu
Christi nicht vergebe, das er nicht allein dich
besondern die ganze stadt, ja das ganze land mit
zeitlichen und ewiger strafe zu verterben oder
vertilgen, gut, fug und recht hätte?
R. Ja.
3. Gläubestu auch, wenn du gott warhaftig
anrufest und umb seines lieben sones Jesu Christi

willen umb vergebung der sünden bittest, das er
diese deine sünde, sambt allen andern gnädiglich
und gewisslich vergeben will?
R. Ja.
Begerestu dann auch und bittest, dass dir
solche gnädige vergebung izo durch die offent-
liche absolution uf gottes befehl möchte mit-
getheilet werden?
R. Ja.
Sequitur forma absolutionis publicae.
Der ewige allmächtige, einige, gütige gott und
vater unsers heilands Jesu Christi, sambt seinen
einigen ewigen sohne und heiligen geist, ist dir
gnädig und barmherzig und vergibt dir alle deine
sünde umb seines lieben sohnes willen. Und
nach dem er uns dienern seiner lieben kirchen
befohlen hat, dass wir allen armen sündern (die
sich durch warhaftige busse zu ihme bekehren
und umb Jesu Christi seines sohns willen ihnen
anrufen und um vergebung der sünden bitten) in
seinen namen vergebung der sünden verkündigen
und zu sagen sollen, da er spricht, nehmet hin
den heiligen geist, welchen ihr die sünde erlasset,
den sind sie erlassen, und welchen ihr sie be-
haltet, den sind sie behalten (Joh. 20, Math. 16
et 18), uf solchem befehl unsers herrn Jesu Christi
ich als ein verordenter diener dieser christlichen
gemeinde, sage dich N. N. dieser schrecklichen
grossen sünden des ehebruchs, sambt allen andern
deinen sünden ledig und los und vergebe dir sie
in namen des vaters und sohnes und heiligen
geistes, amen.
Postea iterum interroget.
Gläubstu auch gewiss und feste, das dir durch
diese absolution gott alle deine sünde vergeben hat?
R. Ja.
Subjungat pastor.
Gott sterke und erhalte dich in reinen und
festen glauben bis ans ende. Und du solt auch
fleis vorwenden, dass du dich forthin in gottes
furchte haltest und für sünden fleissig hütest, uf
dass dir hernach nicht etwas ärgers wiederfahre.
Commonefactio ad populum,
Lieben freunde in Christo. Es soll niemand
denken, dass dis spectakel oder handel der offent-
lichen buss, wie ihrs sehet und höret, allein umb
dieser armen verführten und gefallenen unser
bruder und schwestern willen geschehen und von
gott also zu geschehen verordnet und befohlen sei,
sondern dass solche öffentliche busse der armen
offentlichen sünder allem volk soll ein exempel
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften