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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0594
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580

Das Fürstenthum Anhalt.

widerspensigkeit und murren gehorsam leisten,
sich der schenke eussern und nicht allein vor sein
person stil eingezogen und friedlich vorhalten und
keine uneinigkeit zwischen dem pfarner und nach-
barn, noch auch unter den nachharn selbst stiften,
sondern auch bei den seinen dergleichen an-
ordenen und verschaffen und uber das, wie es hie-
bevor bräuchlich gewesen, den pfarner uf dem
kahne uberfuehren oder, do er es nicht vormag,
einen darzu uf seinen unkosten schaffen und halten,
alles bei vorlust des dienstes, welcher dan einem
jeden custodi nur ein jahr lang sol zugesagt
werden, und er schuldig sein, kurz vor michaelis
bei dem pfarner von neuen darumb zu werben.
Dargegen sol er haben ein frei wonung,
welche die gemein in beulichen wesen uf ihren
unkosten erhalten wil (darzu bauholz, was aus dem
küstergut entrathen werden kan, gegeben werden
wird), und hat der durchlauchtige, hochgeborne
fürst und hern, hern Johans Georg, fürst zu An-
halt etc. u. g. f. und hern, von s. f. g. furwerge
doselbst zwei scheffel korn beneben zwolf schocken
reissholz zur besoldung dem custodi gnediglich
vorordenet. Es sollen und wollen auch die hufener,
deren fünfe seind, ider ein scheffel rogen, kosseter
aber, deren drei und zwenzig sind, ider ein halben
scheffel, sowol ein ider hausgenossen ein vierteil
rogen, halb uf fassnacht und halb uf michaelis,
geben. Desgleichen sol ihm aus iderm hause uf

ostern und michaelis idesmals acht pfennige, sowohl
von iderm knaben oder medlein, so in die schule
gehen, ides quartal ein groschen und aus dem gotts-
hause vier gulden besoldung, halb uf wihenachten
nechst kommende anzufallen und halb uf Johannis
baptistae, unweigerlich zu ewigen zeiten geraicht
werden. Hirüber wil die gemeine zu Torten ihme
jerlich drei rinds nöser und zwei schwein, soviel
daz hirtenlohn belangen thut, vorschütten, auch
die gemeine gräserei und holzungen einem ein-
wohner gleich ohne dienst mitgebrauchen und
geniessen lassen, hirmit er dan begnugig sein und
das neue jahr sowohl alles, was sonsten aus Torten
dem custodi zu Pettenitz gegeben wird (aus-
genommen die acht pfennige jahrgeld sampt dem
hauszinse) bemeltem custodi zu Pettenitz un-
weigerlich und ungeschmälert bleiben sol.
Zu urkund und steter haltung dessen, wie ob-
stehet, haben mehr und wolgedachte fürstliche
anhaltische vorordente herrn hofräthe diesen
abschied der fürstlichen canzlei handelbuch ein-
vorleiben und unter ihrem canzlei secret zwo
copien verfertigen lassen, deren eine die gemein,
die ander des gotshauses vorstehern, in der lade
zu bewahren, zugestellt worden ist.
Actum Dessau den 8. novembris anno Christi
1594.
Bidermann, canzler.

131. Verordnung Johann Georg’s. Vom 3. November 1596.
[Aus Zerbst. Superintendentur-Archiv, XVIII, Bl. 247. Vgl. oben S. 533.]

Von gottes gnaden Johans George, fürst
zu Anhalt, grafe zu Ascanien.
Unsern gnedigen grus zuvor. Wirdiger, ern-
vester, liebe, andechtiger und getreue. Demnach
wir und unsere freundliche, liebe bruedere, fursten
zu Anhalt, durch gottes gnedige erleuchtung der
warheit gottliches erkentnus so nahe kommen, das
wir zu unterscheiden wissen unter rechter und
unrechter lehre und unter ceremonien, die gott
geordenet und selbst gebraucht, und unter denen,
die aus den vorfluchten pabstum bei den kirchen
dieser unser lande und furstenthums noch ubrig
geblieben, darunter dan mesgewand, corröcke,
altarlichter uf den altar und dergleichen ge-
funden werden, die wir aus tragender landesfürst-
lichen obrigkeit und ampte genzlich abzuschaffen,
darkegen aber diejenigen gebreuche, die der sohn
gottes sonderlichen bei einsetzung seines heiligen
nachtmals gebrauchet und zu brauchen befolen,
wieder einzusetzen, und also die kirchen unsers
furstenthums von deme noch uberigen päbstischen
sauerteige zuerleidigen, durch gottliche vorleihunge

uns entschlossen, als ist demnach an euch beider-
seits unser gnediges begeren mit befelich, das ihr
forderlichst einem jedem pfarher, so wohl schulzen
und kirchenväter unsers und unser bruedere
amts Zerbst vor euch ins amt erfordert, ihnen
allerseits diesen, unsern gnedigen furstlichen und
christlichen befehlich vorhaltet und den predigern
uferleget, das sie und ein jeder insonderheit
solchen noch uberigen päbstischen ceremonien
halben und, das dieselbe gotte, seinem wort und
stiftung zuwider, mit allem vleis unterrichten, die
lichter uf den altaren, mesgewant und caseln ab-
legen, bei administrirung und auspendunge des
heiligen nachtmals des herren hinter dem dische
(er sei steinern oder holzern) treten, das an-
gesichte zu den volke kehren und geheiligete
brot bei der austheilunge brechen und dem volke
nach Christi wort und einsetzunge dasselbe geben
solle, und das die schulzen und vorsteher die
tafeln von dem altarn und die geschnitzte holzerne
crucifix aus der kirchen hinweg thun, und an-
statt des altars einen steinern oder holzern tisch
also zurichten lassen, dass der prediger darhinder
 
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